24.:Scheiß auf Schule

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Wir machen mit unserer Band Schottischen Punk-Rock. Elijah sing und spielt Bass, Scott sitzt am Schlagzeug und Nico spielt Duselsack und Keyboard, je nachdem was wir grade brauchen. Die Jungs sind einfach die Besten und ich liebe sie und unsere Musik. Sie geben sich zwar immer Mühe, mich in den Wahnsinn zu treiben, dennoch gibt mir das Musikmachen mit ihnen echt viel Kraft, wenn es mir nicht gut.

Letztes Jahr war ich kurz davor, die Schule zu wechseln. Am liebsten hätte ich meinen Abschluss geschmissen, aber ich war noch keine achtzehn und die meisten Lehren hier kann man erst mit achtzehn anfangen. Ich bin jeden morgen mit Bauchschmerzen oder Übelkeit aufgewacht und habe kaum mehr was unternommen, außer Schule und Arbeit. Ich lag meistens einfach nur im Bett. Meine Freunde haben von meinen Depressionen nichts mitbekommen, da ich mir nach außen hin selten anmerken lasse, wenn es mir nicht gut geht. Ich bin auch immer noch mit ihnen rausgegangen, wenn sie es schafften mich zu überreden.

Die Band, oder besser gesagt die Musik, hat mich aus meinen Loch geholt und ich fing wieder an, Spaß am Leben zu haben und habe wieder mehr unternommen.

Momentan bin ich einfach an einem Punkt, an dem ich nicht weiß was ich will. Ich bin ein kleiner Rebell, was mein Aussehen nicht verheimlicht. Mit meinem achtzehnten Geburtstag habe ich angefangen, endlich mein Äußeres zu verändern. Ich will nicht unscheinbar wirken. Ich habe mir meine Haare rot gefärbt, mehrere Ohrlöcher und einen Tunnel im linken Ohr. Nicht so einen ganz großen, die finde ich selber nicht schön. Es ist ein kleinerer. Außerdem habe ich noch vor, mich Tätowieren zu lassen, jedoch brauche ich dafür erstmal Geld. Auch mein Kleidungsstil scheint manchen etwas ungewöhnlich. Ich habe keine richtige Stilrichtung, sondern trage immer, worauf ich Lust habe. Mal schlicht, mal schick, mal rockig und mal einfach nur gammelig. Ich habe für alles was im Schrank.

Die Probe heute ging nicht so lange. Wir haben nur ein paar neue Lieder rausgesucht und die nächsten Auftritte geplant. Die Jungs sind alle zwischen 20 und 25 Jahre , also bin ich nicht nur das einzige Mädchen, sondern auch noch die Jüngste. Die Jungs übernehmen den Platz meines nicht vorhandenen großen Bruders, und nachdem Elijah ihnen von Nick erzählt hat, wollten sie erstmal alle Infos und ich sollte ihn mal mitbringen, damit sie ihn mal 'abchecken' können. Ich habe ihnen daraufhin nur einen Vogel gezeigt. Das werde ich Nick sicherlich nicht antun.

Ich bin mittlerweile wieder zuhause und liege faul im Bett und schaue Fernsehen. Diese Woche wird echt anstrengend und mir wird schon beim Gedanken daran schlecht. Ich schreibe noch die letzten, wichtigen Klausuren für dieses Schuljahr, habe Mittwoch und Donnerstag nochmal Bandprobe am Samstag unseren nächsten Auftritt. Morgen, Freitag und Sonntag muss ich arbeiten. Ich weiß jetzt schon nicht, wie ich das durchstehen soll, aber irgendwie geht es ja immer.

Ich schaue auf mein Handy. Ich habe einige Nachrichten, aber ich bin grade nicht in Stimmung, irgendwas zu lesen oder zu antworten. Es ist 21 Uhr. Leise klopft es und die Tür öffnet sich. "Becca? Es ist noch Essen über vom Abendessen. Wenn du magst, kannst du es dir gerne warmmachen", informiert meine Mutter mich. Das muss man mir nicht zweimal sagen. Ich habe zwar keinen großen Hunger, aber ich esse einfach unglaublich gerne und kann dann einfach nicht nein sagen.

So esse ich zufrieden noch die Reste der Lasagne und gehe mich dann Bettfertig machen. Im Bett schaue ich noch was Fernsehen und schalte ihn um 24 Uhr ab. Ich drehe mich auf die Seite und versuche zu schlafen, doch alle möglichen Gedanken halten mich wach. Ich versuche, jeden Gedanken zu verbannen um dann Schlaf zu finden, doch mein Geist ist einfach noch zu wach und ich finde keine Ruhe. Ich wälze mich im Bett, höre Musik, höre ein Hörspiel, schaue auf die Uhr: 3Uhr. Ich stehe auf. Vielleicht muss ich nochmal aufs Klo? Und was trinken? Ich lege mich wieder ins Bett und versuche es nochmal.

.....

Irgendwann muss ich wohl doch nochmal eingeschlafen sein, denn ich wache grade mit Kopfschmerzen von meinem Wecker auf. Ich schalte den Wecker aus und drehe mich wieder im Bett um. Scheiß auf Schule. Das fuckt grade sowieso alles ab. Ich achte kurz auf meinen Körper: pochender Kopfschmerz und leichte Bauchschmerzen. Reicht das, um zu sagen, dass es mir zu schlecht geht, um in die Schule zu gehen? Eindeutig ja! Ich schleiche in die Küche. "Mum? Ich glaub ich bleib lieber zuhause. Mir geht es nicht gut. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und ich habe total Kopf- und Bauchschmerzen." "Okay mach das. Was ist mit der Arbeit?" Hm... zur Arbeit muss ich eigentlich gehen... "Ich versuche jetzt nochmal zu schlafen, vielleicht bin ich dann heute Abend fit genug. Sind ja nur vier Stunden", antworte ich ihr und mach mich auf den Weg in mein Bett. Ich spüre, wie Nick eine Verbindung aufbauen will, aber ich will nicht reden. Ich will einfach nur meine Ruhe vor allem. Niemanden sehen oder sprechen müssen, ist eine schöne Aussicht für den Tag. Leicht lächelnd lege ich mich ins Bett und falle sofort in tiefen Schlaf.

Jemand berührt leicht meine Schulter, was mich zusammenzuckend aufwachen lässt. Ich höre ein vertrautes lachen. "Was willst du hier?", frage ich Nick, leicht genervt. Trotzdem freue ich mich irgendwie, ihn zu sehen, auch wenn ich meine Ruhe wollte. "Nach dir sehen. Du hast mir nicht geantwortet und Mike meinte, du warst auch nicht in der Schule." "Stalkst du mich?", stelle ich leicht grinsend fest. In Wirklichkeit bin ich wirklich etwas genervt, wir sind nunmal kein Paar oder so. "Nein, tut mir leid, wollte einfach nur wissen, ob es dir gut geht", meint er leise, und ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich lächle leicht: "Noch etwas Kopfschmerzen, aber schon besser." Ich rutsche etwas an die Wand und klopfe neben mich aufs Bett, sodass Nick sich neben mich setzen kann, was er auch gerne tut.
"Tut mir leid, dass ich nicht geantwortet habe. Das ist bei mir schonmal so. Ich brauch einfach manchmal etwas Zeit für mich", erkläre ich ihm. Er sieht mich entschuldigend an. "Es tut mir wirklich leid... ich denke, ich gehe lieber wieder", meint er verlegen und will aufstehen.
"Nein. Bleib ruhig. Ich habe dich gerne bei mir", grinse ich, schalte den Fernseher ein und kuschel mich an ihn.

Hass auf den ersten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt