Mythos 7

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Wonka ist der Mann, der ein ganzes Süßigkeitenimperium erbaut hat und Süßigkeiten erfunden hat, die die Welt so noch nie zuvor gesehen hat! Doch was ist, wenn hinter diesem Mann nicht nur ein genialer Süßwarenhersteller steckt, sondern auch ein kaltblütiger Kindermörder?

Bestimmt kennen Viele den um 2005 erschienenen Klassiker von Tim Burton, der immer zur Weihnachtszeit ausgestrahlt wird: Charlie und die Schokoladenfabrik. Der Originalfilm zum damals beliebten Kinderbuch entstand aber schon wesentlich früher, und zwar um 1971 unter der Regie von Mel Stuart. Doch über diesen Film kursiert eine sehr düstere Theorie.

Die Geschichte des Filmes kennen bestimmt die Meisten: Willy Wonka lädt fünf Kinder in seine Fabrik ein, die die wohl außergewöhnlichsten Süßigkeiten der Welt herstellt. Charlie Bucket, ein armer Junge der zusammen mit seiner Mutter und seinen vier Großeltern in einem kleinem Haus leben muss, ist eines der glücklichen Kinder. Während der Führung durch die Schokoladenfabrik sehen sie die merkwürdigsten, aber auch genialsten Methoden wie Wonka seine Süßigkeiten herstellt. Während die anderen Kinder, die allesamt verzogen wurden, gegen die Regeln verstoßen und gezwungen sind die Führung zu verlassen, bleibt Charlie als letzter übrig und bekommt von Wonka angeboten die Fabrik weiter zu führen.

Das besondere an dem Film ist, neben den vielen verschiedenen Möglichkeiten der Süßigkeitenzubereitung natürlich, die Art, wie die anderen vier Kinder die Führung verlassen müssen. So fällt der etwas dicklichere August bei seiner Gier nach Süßigkeiten in den Schokoladenfluss, den er eigentlich nicht anrühren durfte; Violetta, die eine fast schon krankhafte Kaugummifanatikerin ist, isst den noch nicht richtig getesteten Kaugummi, der ein ganzes Menü beinhalten soll und wird zu einer lilanen Blaubeere. Veruca, ein von ihrem Vater viel zu verwöhntes, reiches Mädchen, will unbedingt eine goldenen Gans, die Schokoladeneier legt und fällt in den Müllzerkleinerer. Und der Fernsehsüchtige Mickie will unbedingt die Maschine ausprobieren, die Schokolade ins Fernsehen teleportiert und wird zu einer Miniausgabe von sich selbst. Was den Kindern eigentlich eine lehre sein soll, soll laut der Theorie das geplante Werk des Teufels sein – von Willy Wonka.

Nachdem sie einen noch nicht vollständig getesteten Kaugummi gegessen hat, bläht sich Violetta zu einer gigantischen Blaubeere auf.

Das ganze soll ähnlich aufgebaut sein, wie in Dantes Inferno aus Die Göttlichen Komödie. Im Film werden die Kinder für ihre Sünden und ihr garstiges Verhalten nahezu bestraft und an ihrer Strafe sind sie natürlich alle selbst Schuld. Ähnlich wie bei den neun Kreisen der Hölle, in denen die Sünder für ihre Taten bestraft werden. Je nachdem was sie getan haben kommen sie in die unterschiedlichen Kreise und erleben dort ihre Strafe passend zu ihren Sünden.

Jetzt könnte man behaupten, dass das ganze ja nur eine Lehre für die Kinder sein soll und das ja nicht Wonkas Schuld sei.

Nicht ganz.

Das ganze beginnt schon zu Anfang. Als Charlie vor der anscheinend verlassenen Fabrik steht, kommt ein merkwürdiger Mann mit einem Karren voller Messer auf ihn zu. Er sieht Charlie an und sagt: "Niemand kommt jemals hinein, niemand kommt jemals heraus." Man könnte jetzt daraus schließen, dass wenn dort niemand drinnen ist, natürlich auch niemand raus kommen kann, was eigentlich ja ganz logisch ist. Doch die Tatsache, dass einfach so ein Mann mit einem Karren voller Messer auf ein kleines Kind zu geht und so etwas sagt, macht das ganze ziemlich unheimlich. Vor allem den letzten Satz.

Der Mann mit dem Messerkarren am Anfang wirkt total fehl am Platz.

Das ist allerdings nicht das Einzige merkwürdige das passiert. In der Fabrik fahren die Kinder und ihre Begleiter mit einem Schiff zur nächsten Stadtion. Doch diese Fahrt verhält sich ganz merkwürdig. Überall rotes Licht, die Kinder und ihre Eltern werden mit merkwürdigen Filmszenen oder Visionen fast schon gequält und das, was Wonka da so fröhlich singt, klingt überhaupt nicht kinderfreundlich.

"Not a speck of light is showing, So the danger must be growing" (Kein Fleckchen Licht zeigt sich, also muss die Gefahr wachsen.),

"Are the fires of Hell a-glowing, Is the grisly reaper mowing" (Wenn die Feuer der Hölle glühen, ist der gruselige Schnitter am mähen)

Im englischen ist das hier wohl eine Andeutung auf einen Soul-Reaper, ähnlich einem japanischem Shinigami. Ein Todesgott, der verstorbene Seelen einsammelt. Das und die Tatsache, dass sie auf einem Fluss fahren macht das ganze ziemlich gruselig. Denn wer kennt nicht die Geschichte von dem Fuhrmann, der die Seelen ins Jenseits überfährt?

Es ist auch merkwürdig, dass Willy Wonka gar nicht überrascht ist, als er die Kinder sieht und diese natürlich alle an Stellen gebracht werde, wo sie ihren Vorlieben nicht widerstehen können. August in eine Halle voller Süßigkeiten, Violetta an einen legendären Kaugummi, Veruca an eine noch nie zuvor gesehenes Tier und Mickie an eine neue Fernsehrevolution. Es sieht fast so aus, als hätte Wonka von den Vorlieben und Schwächen der Kinder gewusst, und das ganze so alles geplant.

Auch seine Aussagen sind manchmal ziemlich merkwürdig. So meinte er einmal, nachdem August und Violetta schon verschwunden sind: "Zwei unartige, garstige Kinder sind verschwunden und drei gute und artige sind geblieben." Klingt ein wenig nach: Nur die guten Menschen kommen in den Himmel, die bösen verschwinden. Er scheint sich auch nicht wirklich zu bemühen die Kinder an ihrem Vorhaben zu hindern. Das erkennt man vorallem beim letzten, Mickie. Dieser fragt, ob man auch Menschen von einem Fleck in den Fernseher teleportieren kann. Wonka überlegt kurz, sagt dann, dass er das auf jeden Fall könnte und sofort will Mickie das ausprobieren. Nur ganz leise sagt Wonka, dass er das lieber nicht tun sollte, doch immerhin hat er ja vorher noch zugestimmt, dass es ginge, nicht wahr?

Er bringt die Kinder also schon fast mit Absicht in Versuchung, und er weiß auch, dass sie nicht widerstehen können. Sie haben also keine Chance.

Das letzte Anzeichen aus Dantes Inferno ist der Fahrstuhl. Der Fahrstuhl, der aus dem Dach der Fabrik in den Himmel schießt. Auch in der Göttlichen Komödie befreit sich Dantes Geist und schwingt zum Himmel hinauf, raus aus der Hölle.

Der Fahrstuhl kracht durch die Decke und fliegt in Richtung Himmel.

Nun stellt sich die Frage, ob die Kinder wirklich tot sind. Hat Willy Wonka sie wirklich getötet? Immerhin bringt er die Eltern immer zu ihren Kinder und sagt, dass es Hoffnung gäbe, dass sie es hinaus schaffen. Und genau hier ist der Unterschied zu der Neuverfilmung von Tim Burton.

Während man bei Tim Burton am Ende sieht, wie die Kinder, zwar alle etwas deformiert, heraus kommen, sieht man in der alten Version von 1971 .... nichts. Man sieht die Kinder nicht noch einmal. Man weiß nicht, ob August nun zu Schokolade gemacht wurde, wie Wonka es gesagt hat. Man weiß auch nicht, ob Violetta, vollgepumpt mit Blaubeersaft, nun platz, oder ob sie entsaftet werden konnte. Veruca ist vermutlich zerkleinert und verbrannt worden (hier wurde nicht einmal eine andere Möglichkeit erwähnt, anders als im Tim Burton Film, wo sie die Müllzerkleinerungsmaschine noch ausschalten können.) Und Mickie hat er auf die Streckbank geschickt. Nachdem die Kinder verschwunden sind, sieht man sie nie wieder. Es ist also gut möglich, dass alle vier Tot sind. Und das dank Willy Wonker.

Ob das ganze nun wirklich im Zusammenhang mit Dantes Inferno stand oder ob die Kinder es vielleicht noch hinaus geschafft haben, kann man so nicht sagen. Aber vielleicht ist Willy Wonka ja wirklich der Teufel der unartigen und gierigen Kinder. Also passt auf welche Schokolade ihr esst.

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