No chance in hell

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Wieder verlasse ich mein Haus schweren Herzen's.

Wieder habe ich Angst vor dem Tag.

Wieder fühle ich mich leer.

Nachdem Lukas gestern zu Nicki nach Hause gefahren ist, habe ich nichts von ihm gehört. Irgendwann habe ich dann Mells angerufen und wir haben über alles Mögliche gesprochen. Über Andreas, die Tatsache, dass sie mich bald besuchen kommen und über Jungs und wie sie heutzutage sind.

Sein wir mal ehrlich, Mädels. Wir brauchen keinen Typen, der nur an Fitness und gesundes Essen denkt. Wir brauchen keinen Typen der so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass er keine Zeit mehr für andere hat und wir brauchen erst recht keinen Typen, der wirklich denkt Muskeln wären wichtiger als Charakter.

Wir brauchen jemanden, der auf uns aufpasst, der uns nicht auf unser Aussehen beschränkt und der uns an Orte bringt, bei denen wir nie gewesen sind, ob psychisch oder physisch. Wir brauchen einen Jungen der uns das Gefühl gibt jemand zu sein, den man bedingungslos lieben kann.

Verdammt bei der Wahl zwischen einem Jungen, der 4 Stunden über seine Protein-Verluste redet und einen Jungen, der mir ein Gedicht schreibt, würde ich immer den zweiten nehmen.

Immer.

"Können wir gehen?", fragt mich Mark mit dem Autoschlüssel in seiner Hand.

Nickend hole ich mir noch einen Apfel und wir fahren los.

"Was bist du heute nur so leise? Du bist nie leise."

"Ich habe heute Sozialkunde."

"Oh."

Wieder ist es still im Auto, bis wir in der Schule ankommen.

Ist es nicht lustig, wie sehr die Schule in letzter Zeit weniger eine Lernanstalt ist, sondern ein Drama-anziehendes Gebäude?

"Viel Glück Schwesterchen.", meint Macho bevor er zu seiner Gruppe geht und mich alleine lässt.

Alleine mit meinem Drama.

"Bennet, warte kurz.", höre ich jemanden hinter mir rufen.

Na das hat lange angehalten.

"Was willst du Andrews?"

"Wow, heute bist du aber ein richtiger Sonnenschein."

"Bin ich doch immer."

Scott geht jetzt neben mir, in seiner Hand hat er einen kleinen Zettel.

"Wozu brauchst du den denn?", frage ich ihn.

"Das ist geheim."

"Quatsch, gib ihn her.", ich versuche ihm den Zettel wegzunehmen, doch er hält seine Hand hoch. Irgendwann erreiche ich ihn endlich und ziehe fest daran.

"Ha!", schreie ich, als ich ihn endlich in meiner Hand halte.

"Mist."

In Großbuchstaben stehen drei einfache Worte darauf.

Turnhalle

20:00 Uhr

Morgen

"Ew, ist das für eines deiner Mädchen?", frage ich Scott angeekelt.

"Eigentlich ist es für dich.", sagt dieser mit gesenkter Stimme.

"Bitte was?"

"Es ist für dich." Dieses mal redet er lauter.

"Ehm Scott, es gibt keine Chance, dass ich jemals mit dir alleine in einer Turnhalle bei Nacht sein werde."

Dieser Satz bringt Scott zum lachen.

"Beautiful, das ist doch nicht von mir, obwohl ich wirklich Lust darauf hätte."

"Du meinst also es ist von..."

"Exactly."

Ohne irgendwelche Worte zu finden, schaue ich ihn entgeistert an.

"Du wirst es nicht bereuen Beautiful." Und schon war er weg.

Müssen Briten immer so geheimnisvoll herumtun?

-

"Und das ist der Grund, wieso ich glaube, die Präimplantationsdiagnostik ist ein großer Schritt im Bereich der Fortpflanzungsmedizin.", beendet einer meiner Mitschüler sein Referat, ich glaube er heißt Ben. Wie immer klatschen wir alle und der Lehrer fragt Fragen.

Ein Hoch auf Abwechslung.

"Na gut Schüler, ließt bitte die Seiten 36-40 bis zur nächsten Stunde."

JUHU NO HOMEWORK!

Nach der Biologiestunde mache ich mich auf den Weg zur Sozialkunde. Meine Hand zittert und mein Herz schlägt verdammt schnell.

Heute werde ich das Referat mit Jake haben.

Ich spüre es.

Ich weiß es.

Auf dem Weg zur Klasse gehe ich noch an Jonas Spinnt vorbei.

"Na Kleine? Bist du wieder fit?", fragt er mich.

"Was machst du morgen am Abend?"

"Ich gehe ins Fitnesszenter mit den Jungs."

"Wie lange?"

"Bis so um neun. Wieso fragst du?"

Verdammt. Ich brauche jemanden der mich ablenkt. Einen Termin um acht Uhr. Denn sonst werde ich wirklich in die Turnhalle gehen.

"Nur so, sehen uns bei der nächsten Nachhilfe.", verabschiede ich mich.

Mit schnellen Schritten gehe ich in Richtung Sozialkunde, wo schon fast alle warten. Der einzige freie Platz ist neben Jake, mein Platz.

"Jetzt wo Junia auch da ist, können wir ja anfangen.", sagt Frau Bielen. "Wie ihr sehen könnt, bin ich wieder da, seid nicht zu glücklich deswegen, denn das bedeutet heute gibt es wieder ein Referat."

Die Vanilleparfum-Mädchen sitzen direkt vor mir.

"Dann schauen wir mal, wer heute dran kommt."

Doch stärker als das schreckliche Vanilleparfum ist Jakes Duft. Man, davon wird mir immer wieder aufs Neue schwindelig.

"Und der Gewinner ist..."

Wisst ihr was ich früher gesagt habe? Charakter über Muskeln? Jake hat beides.

"Spannend, spannend, spannend."

Verdammt Junia, reiß dich zusammen. Er ist ein betrügerisches Arschloch.

"Junia und Jake, bitte auf die Bühne."

Hahahahahah der war gut.

Moment.

Moment.

Passiert das gerade wirklich?

ICH HABS GEWUSST!

Jake nimmt seinen Laptop und geht nach vor.

Und ich?

Mir bleibt nichts anderes übrig die Hölle von Bühne zu betreten und allen zu erzählen, wie Jake wirklich ist.

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