Das Erwachen

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Ein lautes, schrilles Geräusch ertönt in seinen Ohren. Es ist gleichmäßig und kommt in denselben Intervallen an. Ein kurzes, schrilles Piepen. Wo ist er? Wer ist er? Was ist passiert? Was passiert grade um ihn herum? Das sind nur vier Beispiele von den hunderten Fragen, die plötzlich durch den Kopf des Blauhaarigen schwirren. Langsam meldet sich sein Körper zurück. Er spürt seine Finger, seine Hände und seine Füße. Das Gefühl meldet dich langsam in seinem kompletten Körper und lässt ihn langsam bewegen. Vorsichtig zieht er seine schlanken, tätowierten Finger zusammen und bildet mit seiner Hand eine Faust. Zwischen den Fingern spürt er einen dünnen Stoff. Er ist weder weich noch rau. Es fühlt sich neutral an. Er spürt an seinen Füßen, dass der Stoff ihn von allen Seiten umhüllt. Das ihm unbekannte, umhüllen Material  geht ihm bis zur Brust, ab da spürt er einen leichten Luftzug.

Das Gefühl kommt langsam zu seinen Augenlidern. Sie flattern ein wenig, ehe er es schafft sie zu öffnen. Ein gleißendes Licht trifft seine Augen, die ihn sofort dazu bringen die Lider wieder zu schließen und sein Gesicht leicht zu verziehen. Die plötzliche Helligkeit hinterlässt ein unangenehmes Ziehen in den Augen. Dieses Mal langsamer öffnet er die Lider und versucht sich an die Helligkeit zu gewöhnen, ehe er mehrmals blinzelt und versucht sich zu orientieren.

Er sieht sich um und entdeckt als erstes einen fast durchgängig weißen Raum. Er liegt auf einem Metallbett mit weißer Decke in einem weiß gestrichenen Wänden mit weißen Schränken, auf denen bekannte Bezeichnungen stehen. Katheter, Druckverband, Handschuhe. Irgendwoher kennt er diese Begriffe, die er auf den beschrifteten Schränken entdeckt. Sein Blick geht weiter hoch und er sieht neben sich einen Monitor, der grafisch Peaks anzeigt. Dieses Gerät gibt auch dieses schrille Geräusch von sich. Ehe er sich weiter umsehen kann, spürt er plötzlich ein Dröhnen in seinem Kopf. Wie konnte er die Kopfschmerzen bisher nur verdrängen? Er fühlt ein starkes Pochen und wie langsam die Hitze in sein Gesicht steigt. Instinktiv fasst er sich an die Stirn und bemerkt dabei, dass etwas an seinem Handrücken zieht. Irritiert nimmt er die Hand zurück und entdeckt einen Katheter in seinem Handrücken, der mit einem Schlauch verbunden ist. Dieser Schlauch führt zu einer aufgehangenen Kochsalzlösung, die seinen Kärger mit flüssigen Nährstoffen versorgen soll.

Langsam kommen seine Erinnerungen zurück. Er ist Chirurg. Normaler Weise steht er vor dem Bett und liegt nicht in diesem. Und er befindet sich in einem Krankenhaus. Allerdings kommt ihm dieser Raum speziell nicht bekannt vor. Entweder ist er in einer ihm bisher unbekannten Abteilung oder in einem fremden Krankenhaus. Aber was macht er hier?

Bevor er sich weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, öffnet sich die Tür zu seinem Zimmer, welche Gegenüber von ihm eingebaut ist. Sofort dreht er den Kopf in die Richtung und bereut sogleich die ruckartige Bewegung. Sein Kopf pocht wieder schlimmer und er fasst sich abermals auf sein blaues Haar. Eine etwas kleinere, zierlichere Frau betritt den Raum und sieht überrascht zu dem Chirurgen, der sich vor Schmerz an den Kopf fasst.

„Sie sind ja wach." sagt diese überrascht und erhascht für kurze Zeit wieder die Aufmerksamkeit des Blauhaarigen.

„Wo bin ich hier?" fragt dieser und ignoriert die vorherige Aussage der Schwester. Stattdessen nutzt er die Zeit, um sich weiter umzusehen. Dabei achtet er allerdings sorgsam darauf, dass er keine weitere ruckartige Bewegung macht, um nicht wieder dieses Dröhnen in seinem Kopf zu spüren.

„Sie sind hier auf der Intensivstation der Uniklinik New York. Sie haben ganz schön was erlebt." antwortet die Schwester und geht auf den Blauhaarigen zu, um ihm die NaCl-Lösung abzunehmen, die komplett bereits in den Venen des Arztes fließt.

„Was genau hab ich denn erlebt?" murmelt er desinteressiert und dreht seinen Kopf wieder in Richtung der Schwester.

„Seien Sie froh, wenn Sie sich nicht erinnern können." fängt die Schwester an, woraufhin sich Law ein genervtes Augenrollen verkneift. Er hasst lange, unnötige Konversationen mit wildfremden Leuten. Am liebsten möchte er kurze, präzise Antworten. Je weniger er sich mit ihnen unterhalten muss, umso besser. „Sie sind mit ganz schön schlimmen Verletzungen hier eingeliefert worden."

Mein Freund der ZuhälterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt