Licht & Dunkel

Kennenlernen

Sie wohnt wohl nicht weit weg uns stützt mich wieder. Das ganze ist mir sehr unangenehm, aber durch den Schlag gegen meinen Kopf ist mir ganz schwindelig.

Unterwegs unterhalten wir uns. Sie heißt Mia, ist 23 und ist für ihr Studium hergezogen. Unsere Fachbereiche liegen recht weit auseinander, deswegen hab ich sie wohl noch nie bemerkt. Sie erzählt von ihrem Leben hier, von ihrem Exfreund, der sie wohl ausgenutzt hat. Ich erzähle ein bisschen was von mir, muss mich aber stark konzentrieren, um nicht um zu fallen oder zu stolpern.

"Dein Leben klingt doch ganz gut. Ziemlich normal." beginne ich die schwerste Frage, die ich je gestellt habe. "Warum wolltest du dann vor einen LKW laufen?" Sie bleibt stehen. Tränen bilden sich in ihren Augen. "Ich... ich wollte einfach nicht mehr. Ich will keine Menschen mehr verletzen oder verlieren. Alle wäre besser dran, ohne mich. Selbst du wärst nicht verletzt wenn es mich nicht gäbe." antwortet sie.

Ich nehme sie in den Arm, drücke sie feste an mich. "Das ist kein Grund." versuche ich sie zu trösten. "Ein Licht wie deines habe ich noch nie gesehen. Das darfst du nicht wegwerfen. Irgendwas muss es doch bedeuten." Sie schaut mich fragend mit ihren großen, grauen Augen an: "Das ist schon das zweite Mal, dass du von einem Licht redest. Ist mit deinem Kopf alles OK? Was meinst du damit?"

Vorsichtig schüttele ich meinen Kopf, sofort durchzuckt mich ein stechender Schmerz. "Später. Erst muss ich mich ausruhen." So gehen wir meist schweigend weiter, bis wir an einem kleinen Haus ankommen. "Hier wohne ich." sagt sie und schließt die Eingangstüre auf. "Meine Wohnung ist oben, kannst du alleine die Treppe laufen?" Ich nicke und klammere mich am Geländer fest um nicht zufallen. Vorsichtig erklimme ich die Treppe. Sie lotst mich ins Badezimmer und hilft mir mich auf den Boden zusetzen. Vorsichtig schaut sie sich die Wunde an und reinigt sie. Dann wird die Wunde noch etwas abgedeckt, damit ich nicht versehentlich etwas voll schmiere. Mir wird aufgeholfen und es geht ins Schlafzimmer. Langsam lasse ich mich auf dem Bett nieder. Kaum liege ich da, merke ich wie meine Augen langsam zufallen. Mit ihrem Duft in der Nase, gleite ich in einen Traum.

Dieses Mal bin ich nicht im Dunklen. Alles strahlt hell. Ich sehe Mia. Sie lächelt mich an, kommt auf mich zu und wir küssen uns. Es ist wie eine Explosion in meinem inneren. Alles strahlt noch heller und erblüht in den schönsten Farben. Ich fühle mich, als hätte ich ein Teil von Mias Licht in mir aufgenommen.

Langsam öffne ich meine Augen und blicke direkt in Mias. Sie liegt in meinen Armen. "Tut mir leid." sage ich, "ich bin wohl kurz eingenickt." Sie zieht eine Augenbraue hoch und erwidert: "Kurz? Du hast die ganze Nacht hier geschlafen." "Was? Verdammt, das tut mir leid.Ich mach mich sofort auf den Weg." entschuldige ich mich und will aufstehen. Sie drückt mich wieder runter: "Och du, ich fand das gar nicht mal so schlimm." Sie lächelt mich an. Jetzt erst merke ich, dass ich meine Jeans nicht mehr trage und auch nur noch ein T-Shirt. Hat Mia mich ausgezogen? Sie selbst trägt auch nur ein leichtes Top und einen Slip. Sie scheint meine Gedanken zu lesen und erklärt: "Mit Klamotten wäre es doch viel zu unbequem gewesen, also hab ich dir die Jeans und den Pulli ausgezogen. Und mir war es ehrlich gesagt selbst so noch zu warm neben dir." Verlegen murmle ich eine Entschuldigung und frage sie, warum sie mich nicht aufstehen lässt. Sie greift in meinen Schritt und sagt: "Du hast mich die ganze Nacht damit gepiekt und das wirst du jetzt wieder gut machen."

Was dann passiert ist könnt ihr euch sicher alle denken. Wir hatten beide viel Spaß dabei und beschlossen den restliche Tag zusammen zuverbringen. Außerdem muss ich ihr ja auch noch die Sache mit dem Licht erklären. Wie fange ich das bloß an, ohne sie total zuverstören?