Kal Tungur

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Mehrere schwer bewaffnete Soldaten sprangen aus dem Fluggerät und umzingelten sie. Durch den Kreis trat eine kleine Blondine mit stechendem Blick. Ihr Overall war bis zum Hals verschnürt, in der Hand eine Laserkanone. Sie baute sich vor den beiden Männern auf.

„Sigur, wer ist das?“

Der Schmied schloss die Augen. Die Schreie der unzähligen Opfer kreischten in seinem Innersten auf und er dachte daran, was er verloren hatte in den Nächten des Chaos. Es war Zeit zu handeln.

„Das ist Kal Tungur. Er ist vor einer Weile mit seiner Maschine hier abgestürzt. Such dort drüben.“ Sein Finger zeigte auf die Mitte des Sees.

Kal drehte sich halb zu Sigur. Er lächelte.

„Wusste ich es doch.“

Auf einen Wink hin schloss sich der Kreis der Soldaten. Die Hand des Piloten wanderte langsam zu seinem Gürtel. Mit seinem Zeigefinger drückte er dagegen. Die Soldaten fassten an ihre Helme, wanden sich, gingen zu Boden. Sigur schauderte. Wie Fische an Land.

Kal trat auf die Blondine zu, die auf den Knien gegen den Schmerz ankämpfte.

Er nahm ihr die Dienstwaffe ab und schoss einen Mann nach dem anderen über den Haufen. Sigur konzentrierte sich hinter verschlossenen Augen auf das Schlagen seines Herzens.

Als Kal fertig war trat er auf die zarte Frau zu, die flehend zu ihm aufsah.

„Sieh mich an.“ Zitternd sah sie zu ihm auf.

„Lies meine Lippen. Das war nur der Anfang.“ Damit hieb er ihr mit dem Griff der Pistole auf die Schläfe und sie sank in sich zusammen.

Kal betrachtete das Mordinstrument in seiner Hand.

„Danke mein Freund. Ich wusste du kannst es.“

Sigur stammelte vor sich hin: „Aber wie hast du … ?“

„Richtig gut dosierter Infraschall.“ Kal tippte mit einem Finger auf das Gerät an seinem Gürtel. Der Schmied schüttelte den Kopf.

„Was hast du gesagt? Sieh mich verdammt noch mal an, wenn du mit mir redest.“ Kal drehte sich um.

„Wir alle haben damals etwas verloren, als die Windfallen explodierten. Unsere Sicherheit, unsere Existenzen, unsere Trommelfelle.“

Der Pilot steckte sich den kleinen Finger in das linke Ohr und stocherte darin herum.

„Ein kleiner Preis für die Freiheit.“ Kal stapfte auf den Transporter los.

Sigurs Gedanken rasten und ihm wurde klar, dass er nicht einmal eine einfache moralische Entscheidung treffen konnte. Kal kramte in einer Kiste im Transporter herum. Der Schmied hob ein Gewehr eines toten Soldaten auf und schritt vorsichtig auf den Mörder zu.

Er sah, wie sich die Schultern unter dem Raumanzug spannten. Sigur legte an. Er biss sich auf die Unterlippe und krümmte den Finger um den Abzug.

„Hier, damit geht es leichter.“ Kal warf ihm etwas vor die Füße.

„War ein harter Tag. Die Sonne kommt in einer Viertelstunde wieder raus. Mach was draus.“ Sigur blinzelte und senkte die Waffe. Er starrte auf das Ding vor sich. Ungläubig blickte er Kal nach, der sich im Cockpit festschnallte und die Motoren startete. Mit einem kleinen Salut drückte er das Steuer nach vorne und flog ab.

Während sich der Staub senkte, bückte sich Sigur und hob Kals Geschenk auf. Ein Blasebalg mit einem langen Schlauch.

Der Schmied blickte dem Transporter hinterher. Er drehte sich um und betrachtete die Überreste des Einsatzkommandos. Ein Seufzen löste sich aus seinem Innersten. Im Gehen ließ er die Waffe fallen, griff sich seine Luftmatratze und stapfte ins Wasser. Die Wellen umspülten seine Beine. Nachdenklich stopfte er den Schlauch über das Ventil und pumpte. Sanft glitten die ersten Sonnenstrahlen über die Dünen im Westen. Sie wärmten seine Brust, sein Gesicht und sein Gedanken.

In seinen Ohren brandete das Blut Schlag um Schlag an die Gestade seiner Seele. Kal hatte Recht. Es konnte noch ein herrlicher Tag werden.«

Ansgar hielt die Luft an und sah mir tief in die Augen, bevor er mit den Worten: »Na, wenn DAS keine Saga ist, was?« seine Erzählung schloss.

Wie gebannt saß ich auf dem Stuhl vor Ansgar und hielt mich an meinem leeren Schnapsglas fest. Mir war scheißegal, was mit seinem einfältigen Bruder los war. Kal hatte überlebt und das gab mir kräftig zu denken, denn meine offenen Rechnungen mit ihm waren legendär und wurden an der Akademie im Fach „Show-downs auf die wir alle warten …“ als Pflichtlektüre vorgeschrieben.

Ich warf einen Golddukaten auf den Tresen und verließ wortlos die Bar. Männer wie Ansgar konnte man nur mit Gold bezahlen. Für Credits hätte er mich eiskalt erledigt.

Der Zwerg klopfte bei jedem meiner Schritte auf die Trommel. Ansgar brüllte mir noch nach: »Immer die Ohren steif halten, alte Socke!« und lachte so laut, dass ich es erst drei Lichtjahre weiter wieder aus meinem Kopf bekam. Dieser miese Hund hatte genau gewusst, was er mir erzählen musste, um mich flott zu machen. Die Dinge begannen einen Sinn zu ergeben. Es konnte nur Kal sein, der mir auf den Fersen war und er war nicht mehr weit.

***

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Euer Luc

Space DrinkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt