Salvatore Stein

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Vor uns eröffnet sich ein Schlachtfeld.

Während ein Krebs Eva traktiert, macht sich der andere daran, über Luc herzufallen. Wie eine Nähmaschinennadel hämmert er seine spitzen Vorderbeine in das weiche Fleisch des Jungtieres. Es quietscht ohrenbetäubend in meinem Helm. Sam ist fast da. Mit einem kleinen Joystick versenkt Yves die beiden spiralförmigen Knospen am Hinterteil der Lastknolle in die Erde und jagt einen Stromstoß durch. Ein tiefes Brummen versetzt den Boden in leichte Vibration.

»Ein Notsignal für seine Artgenossen«, flüstert er mit erstickender Stimme. In der Ferne sehen wir, wie die Staubwolke der Kolonne auf uns zukommt.

»Beten wir, dass das hilft.«

Unbeeindruckt von der nahenden Übermacht der Lastknollen setzen die Krebse ihre Attacke fort. Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Eva hat Jean schützend unter ihren Körper gedrückt, während sie sich immer wieder hilflos zu Luc wendet.

Sie ist groß und stark genug, um die Angriffe abzuwehren, aber Luc wird immer schwächer. Eine gelbliche Flüssigkeit sickert aus den Schnitten an seinem Kopf.

Der Krebs hämmert weiter auf ihn ein.

Yves kaut auf seiner Unterlippe herum und jagt Stromstoß um Stromstoß durch den armen Sam. Die Dauerbelastung lässt ihn nun eher zucken, als vibrieren.

Vor mir leuchtet ein rotes Lämpchen auf. Ich tippe ihm auf die Schulter.

»Merde! Die Temperatur sinkt. Luc ist tot! Sag mir die Zahlen an.«

»40 Grad.«

Die Lastknollen werden langsamer. Sie scheinen den Temperatursturz bemerkt zu haben. Die Krebse werden schneller in ihren Bewegungen.

»34 Grad. Da!«, rufe ich und zeige auf die Oberfläche. Der grünsilberne Rasen wird bläulich. Yves wird rot.

»Moment, das Netz«, entfährt es ihm.

»Lyon! Aktiviert den Pilz im zweiten Quadranten.« Die Luft um uns herum vibriert.

»26 Grad.« Der elektrische Impuls lähmt die Krebse und sie lassen von ihrer Beute ab.

»Mehr«, brüllt Yves.

»Wir können nicht höher gehen, sonst zerstören wir alles «, antwortet Lyon.

»18 Grad«, flüstere ich.

Tatenlos müssen wir zusehen, wie sich die Krebse regenerieren und erneut auf Eva losgehen. Aus dem erbärmlichen Quietschen wird ein schrilles Kreischen. Die Bärin liegt im Sterben.

»12 Grad«, lese ich ab.

Yves steuert den schwerfällig gewordenen Sam näher an das Geschehen.

»Vielleicht fressen sie ja Sam«, meint der Biologe traurig. Während sich Sam über den dunkelblauen Rasen quält, nähert sich die Temperatur der Marke von zehn Grad

Celsius.

»Darunter ist Schluss«, seufzt er.

Sam stockt, steht und streckt seine Beinchen von sich. Mein Blick streift Yves. Tränen laufen über seine erhitzten Wangen. Ich kann mir richtig vorstellen, wie vor seinem geistigen Auge ein Historiker: »Yves Navarra, Zerstörer eines biologischen Wunders«, in eine Datei einträgt.

Als ich mich wieder auf den Monitor konzentriere, fällt mir die Infrarotkamera auf.

»Sieh mal!«, sage ich zu ihm und deute auf den Bildschirm links von mir.

»Was ist jetzt?«

Das gesamte Areal liegt in unzähligen Blauschattierungen vor uns. Nur im hinteren Bereich glüht etwas wie ein Leuchtfeuer.

»Die Lazarusbüsche?«, stammelt der Biologe.

Entlang der Wurzeln dehnen sich blutrote Bächlein in alle Richtungen aus. Als die Adern den Schauplatz des Kampfes erreichen, explodiert direkt unter den Molluskenbären die Temperatur wie eine Bombe. Die Krebse winden sich und werden bei lebendigem Leibe gegrillt. Stück für Stück heizt sich der gesamte Krater auf. Wir sitzen mit starren Augen da.

»Der brennende Dornbusch«, flüstere ich.

Yves starrt mich an und nickt ehrfürchtig. Die Infrarotkamera zeigt uns ein tiefes, pulsierendes Rot. Sam kommt auf die Beine und schüttelt sich, die Schachkorallen wechseln ihre Farbe und der Boden ist von einem zarten, silbernen Flaum überzogen.

Die Molluskenbärin streckt sich. Ihre langen Tentakel tasten nach der nächsten Schachkoralle. Sie zerrt Jean mit sich mit. Neben Luc hält sie kurz inne. Sie scheint zu trauern. Zaghaft zieht sie den toten Körper an sich und beginnt, ihn zu fressen.

»Das darf nicht war sein. Das darf einfach nicht war sein«, wiederholt Yves gebetsmühlenartig. Während ich das Schauspiel verfolge, schießt mir ein Gedanke siedend heiß durch den Kopf.

»Ich Vollidiot!«, höre ich mich schreien.

»Was ist?«

»Die Kamera. Die bekackte Kamera. Wie oft passiert so was? Ein Auto-Bio-Regenerations-was-weiß-ich-System? Ich hätte von Lyon aus Hollywood anfunken können, dass sie mir den Oscar zur Seite legen«, heule ich. Yves klopft mir auf die Schulter.

»Das Mysterium des Lebens, mon ami. Das Mysterium des Lebens. Willst du Wodka?«

Ich legte das Buch zur Seite und dachte nach. Alles im Universum hängt zusammen. Wenn du bei der guten alten Göttin Nemesis mit ihrer ausgleichenden Gerechtigkeit ab und zu mal Pluspunkt sammelst, dann kann dich das Schicksal nicht oft übers Ohr hauen. Wenn du Nemesis wie eine Hure behandelst, dann wirst du fallen, sag ich immer. Egal was Kal vor haben mochte, es gab immer noch Plan O. O wie Orion Jones. Mein Bruder, ein Bruder zum Pferde stehlen und Nasen brechen.

Genüsslich schloss ich die Augen und träumte mich nach Ravenna 3 in ein Speed-Boot und auf eine Brünette … oder umgekehrt.

***

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Euer Luc

Space DrinkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt