Kapitel 11

24 1 0
                                    

"Wir konnten zwar die Tumore heraus schneiden, jedoch sind wir an den an der Leber nicht so heran gekommen wie wir es gerne gehabt hätten. Das heißt ein kleiner Teil ist noch immer da, jedoch werden wir versuchen den durch Chemo weg zu bekommen. Wer ist zuhause und kann sie her fahren und wieder abholen?" fragte er und ich löste meinen Blick vom Fenster und sah Rezo an. "Ich... wohne allein. Meine Eltern sind nicht in der Lage mich abzuholen." murmelte er leise.
Ich sah meinen Vater lange an, bis dieser nickte und wante mich dann wieder an den Arzt. "Er wohnt bei uns. Wir haben noch Platz und wir können ihn fahren." entschied ich.
Bevor Rezo etwas sagen konnte nickte der Arzt, teilte uns mit das Rezo noch 1 Woche im Krankenhaus bleiben müsse, bis sich sein Körper an die Chemo gewöhnt hat und verließ dann das Zimmer.
Der restliche Tag verlief ruhig. Rezo schlief viel, Noah kam wieder vorbei, Maurice besuchte mich und sonst passierte nichts.

In der Nacht lag ich wieder wach.
Gegen halb 12, ich zählte noch immer Sterne, ging langsam und leise die Tür zu unserem Zimmer auf, ich sah den Lichtkegel der ins Zimmer fiel. Als ich zur Tür sah stand in dieser eine kleine rundliche Frau. Sie kam ins Zimmer und ich erkannte die Krankenschwester, die Rezo hier ins Zimmer gebracht hatte, Rose war ihr Name glaube ich.
"Oh habe ich sie etwa geweckt?" fragte sie und kam zu mir ans Bett.
"Nein. Ich schlafe nicht in Krankenhäusern, zumindest nicht viel." antwortete ich ihr.
"Das hat ihre Mutter auch nicht getan." lacht sie und man sieht wie sie für einen Augenblick in Erinnerungen verschwindet.
"Meine Mutter?" frage ich sie und sie nickt.
"Ich war ihre Krankenschwester. Sie war eine wunderbare Frau." sagt sie und mustert mich und streicht mir eine Haarsträhen hinters Ohr. "Wissen sie das sie ihr unglaublich ähnlich sehen?"
Ich muster die alte Frau. "Wie war sie so?" flüsterte ich und setze mich etwas auf.
"Ihr Vater spricht nicht viel über sie, oder?" fragt sie leise und zieht einen Stuhl ans Bett herran.
Ich schüttel den Kopf. "Nicht viel. Klar erzählt er mir Geschichten aber er spricht nicht gern darüber."
"Das kann ich mir vorstellen. So wie ich ihn kennen gelernt habe, hätte mich alles andere erstaunt." flüstert die Frau und sieht mich dann an.
Und dann erzählt sie leise von meiner Mutter.
Von dem Unfall den sie hatte und wie mein Vater jede Minute an ihrem Bett gesessen hatte.
Wie sie auf sie aufgepasst hat und ihren Arzt angemault hat, weil er einfach ein Arsch war an diesem Tag und wie sie 2 Stunden lang neben ihr gesessen hatte, weil sie ihr Mittagessen nicht aufessen wollte.
Wie sie zur Geburt wieder hier war und sie eine wunderschöne Tochter bekommen hat.
Und dann auch wie sie versucht hat gegen den Krebs zu kämpfen.
"An dem Tag, als sie starb, ging es ihr richtig gut." flüsterte sie schließlich.
"Der letze Gute Tag." flüsterte ich und Rose nickte.
Es war so ein Phänomen in der Krebsforschung, kein Wissenschaftler konnte es sich erklären. Manchmal, wenn jemand schon so krank war das die Lawine nicht mehr aufzuhalten war, gibt es Tage als wäre alles wie vorher. Die Patienten fühlen sich nicht mehr krank, sie sind glücklich. Leider weiß auch niemand, ob der letze gute Tag auch wirklich der letze gute Tag ist und niemand weiß wann sie kommen oder wieder gehen. Manche erleben 100 gute Tage und sterben dann glücklich, andere erleben nicht einen. Niemand weiß ob nach dem letzten guten Tag noch mehr folgen werden.
"Sie sind an diesem Abend in ihr Bett geklettert. Haben ihr einen Kuss auf die Wange gegeben, haben 'Gute Nacht, Mama' gesagt und haben sich neben sie gelegt und sind eingeschlafen." reißt mich Rose aus meinen Gedanken.
"Das hat mein Vater mir nie erzählt." murmel ich und Rose schüttelt den Kopf.
"Ich glaube nicht das er es noch wusste. Er saß nur da und starrte ins Leere." flüsterte sie. "Schlafen sie jetzt noch ein bisschen." fügte sie dann noch hinzu nachdem sie einen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte.

Rose verschwand so schnell wie sie gekommen war und ich lag wieder allein in der Stille. Ich drehte mich um und sah Rezo dabei zu wie er langsam atmete. Kontinuierlich hob und senkte sich sein Brustkorb und auf seinem Gesicht lag ein leichtes lächeln, so als wenn niemand ihm weh tun könnte.

UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt