Kapitel 24

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Ich sah wie Rezo die Straße hinunter gefahren kam, langsamer als vorher.
Er stand etwas unsicher auf seinem Board, seine Jacke und Hose schienen ihm auf einmal viel zu groß zu sein, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten die ich selbst von weitem sah. Krebs ist ein Arschloch.
Er klingelte, doch plötzlich hatte ich Angst, Angst vor dem was kommen könnte.
Mein Vater ließ mir keine Zeit zum Überlegen, ich hörte wie sich die Tür unten öffnete.
"Ach Rezo Hallo. Was kann ich für dich tun?" hörte ich die Stimme meines Vaters und dann auch die Stimme von Rezo. Sie war etwas rauer als ich sie in Erinnerung hatte aber es war immernoch seine Stimme und ohne es zu wollen breitete sich in meiner Brust das Gefühl von Ruhe und Wärme aus.
"Guten Abend Herr May, Evelin hat mich angerufen und fragte ob ich vorbeikommen könnte."
Rezo war bei meinem Vater noch immer nicht beim 'Du' angekommen obwohl er es ihm selbst mehrere Male angeboten hatte.
"Du kennst den Weg ja." antwortete mein Vater noch eher ich hörte wie sich seine Schritte entfernten.
Dann hörte ich Schritte die meine Treppe hinauf führten, langsam und schwerfällig, kamen sie die Stufen hinauf, ich hatte mich aufs Sofa gesetzt, unfähig mich zu bewegen wartete ich bis die Schritte oben angekommen waren.

Auf der letzten Stufe blieb er stehen.
Ich hörte wie er mehrfach tief durchatmete und den Versuch unternahm los zu gehen, ich stand nach einigen Minuten auf und ging auf den Türrahmen zu hinter dem die Treppe lag.
"Bleib stehen. Bitte. Komm nicht näher." seine Stimme war müde und leer, er schlief nicht viel.
Wenn man die Treppe zu meinem Zimmer hoch kam, hing vor Kopf ein schmaler bodentiefer Spiegel.
Ungeachtet seiner Worte kam ich noch einen Schritt näher und setzte mich in den Türrahmen, so dass Rezo mich durch den Spiegel zwar sehen konnte wenn er wollte, aber nicht musste.
Ich hörte. Naja eigendlich hörte ich alles und nichts.
Ich hörte wie mein Vater unten in der Küche mit Geschirr klapperte, er räumte vermutlich gerade die Spühlmaschiene aus und wieder ein. Ich hörte wie die Lüftung von meinem PC anging und wieder aus, ich hatte ihn vermutlich vergessen runter zu fahren neulich und jetzt versuchte er bei 48 Stunden dauergebrauch nicht in Flammen auf zu gehen. Ich hörte meinen eigenen gleichmäßigen Herzschlag.
„Rezo?" fragte ich vorsichtig ohne den Blick vom Fußboden zu erheben auf den ich blickte um ihn nicht anzusehen.
Er antwortete nicht aber ich sah im Augenwinkel wie er den Kopf hob und mich durch den Spiegel hindurch ansah. „Ich hab dich vermisst. Und es ist mir egal ob du krank bist, ich werde dich nicht wieder verlassen."
Jetzt kam er die letzte Stufe hoch, blieb vor mir stehen und sah auf mich herunter. „Meinst du das ernst?" flüsterte er und hielt mir eine Hand hin an der ich mich von ihm auf die Füße ziehen ließ. Ich ließ seine Hand nicht los und zog ihn Richtung Sofa und ließ mich neben ihm nieder als er sich setze.
Ich atmete tief durch, hielt ihm die Augen zu und beugte mich zu ihm rüber. Meine Lippen waren nur noch wenige Millimeter von seinen entfernt als ich meine Augen schloss und meine Lippen auf seine legte. Sofort erwiderte er den leichten Druck meiner Lippen gegen seine und legte seine Hand unter mein Kinn. Ich lächelte in den Kuss hinein was Rezo dazu brachte sich wieder von mit zu lösen. „Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?" fragte er sofort und musterte mein Gesicht so genau als wenn er sich jeden Millimeter genau einprägen wollte und lächelte, fast zu breit für sein Gesicht, als er wieder bei meinen Augen ankam und ich den Kopf kaum merklich schüttelte. „Gerade ist die Welt ziemlich okay."
Ich lehnte meine Stirn an seine und löste mich nach einer gefühlter Ewigkeit wieder und sah ihm zu wie er sich hinten ans Sofa anlehnte und seinen Arm offen hielt. Ich lehnte mich vorsichtig an ihn und merkte wie er sich augenblicklich anspannte und als ich zu ihm hoch sah, bemerkte ich auch wenn er es verstecken zu versuchte wie er das Gesicht vor Schmerz verzog.
„Entschuldigung." murmelte ich leise auch wenn ich wusste das es nicht meine Schuld ist, unsere Körper waren durch die Medikamente und seinen Chemo nur noch ein Schatten ihrer selbst, wir waren beide viel zu dünn und somit knochiger als normale Menschen.
Ich überlegte kurz und stand schließlich auf, sofort griff er nach meinem Handgelenk. „Nein bitte bleib. Es wird schon gehen." flehte er mich an, doch ich löste mein Handgelenk vorsichtig aus seiner Hand und beugte mich nochmal zu ihm runter eher ich mich in Richtung Bett umdrehte. „Entspann dich Romeo. So schnell wirst du mich nicht wieder los." sagte ich während ich auf mein Bett zuging um ein Kissen zu holen. Ich warf ihm mit dem Kissen ab, kehrte zu ihm zurück und ließ mich wieder neben ihm nieder, legte das Kissen an seine Seite, lehnte mich daran und somit an ihn und ließ ihn seinen Arm um mich legen.
„Ja so kann es bleiben." murmelte er und ich spürte wie er sich entspannte und mir noch einen Kuss auf den Kopf gab eher er seinen auf meinen legte.

Auch wenn ich hier am liebsten für immer liegen geblieben wäre riss mich der Ruf meines Namens aus meinen Gedanken.
„Evelin!! Er ist verschwunden!" Es war Noahs Stimme die zu mir hoch dran, eher ich seine hastigen Schritte auf der Treppe hörte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 02 ⏰

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