Kapitel 14

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Rezo hatte bereits seine Sachen gepackt und wartete auf uns. Auf dem Rückweg saß ich mit Rezo hinten, mein Kopf auf seiner Schulter liegend, froh das er endlich wieder bei mir war. In dem letzten Jahr war sehr wichtig für mich geworden.
Zuhause angekommen wartete Noah bereits auf uns. Er schloss mich fest in seine Arme und begrüßte auch Rezo mit einem Handschlag. Wir gingen ins Haus und mein Vater brachte die Taschen von Rezo in mein Zimmer und verschwand dann wieder nach unten. Rezo würde auf meinem Sofa schlafen und morgens mit mir zur Schule fahren oder ich würde ihn bringen, da seine Schule auf dem Weg lag.
Doch jetzt kletterte ich hoch zu meinem Bett, Noah und Rezo hinter mir. Wuschel schlief auf einem der Bretter, die in verschiedenen Höhen hingen, jeweils verbunden mit ein einer Art Treppe, die ich an der einen Wand angebaut hatte für ihn. Ich strich einmal durch sein Fell und drehte mich dann zu Noah um. Er lag auf meinem Bett und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah mich an.
'Was ist los? Woran denkst du?' fragte sein Blick, doch ich schüttelte fast unmerklich den Kopf und legte mich zu ihm, auf den Rücken den Kopf auf seinem Bauch. Rezo stand etwas unendschlossen vor dem Bett und setze sich schließlich neben mich.
"Welcher Geruch ist für dich Zuhause?" fragt Noah nachdem wir, fast eine halbe Stunde lang geschwiegen hatten. Ich liebte solche Fragen und Noah wusste das. Immer wenn das Leben zu viel oder zu ernst war oder mich oder ihn etwas bedrückte, dann stellten wir uns solche Fragen.
Bei welchem Lied musst du immer wieder weinen?
Welcher Film ist dein Liebster?
Welches Lied kannst du mitsingen obwohl es schon so alt ist?
Wo fühlst du dich sicher?
Welches Buch hast du schon mehr als 3 mal gelesen?
Welchen Satz hat sich in dein Gedächniss gebrannt?
Wann hattest du das letze mal Sehnsucht nach jemandem oder etwas?

Sie machten weder Sinn noch hatten sie eine tiefere Bedeutung, aber sie halfen. Sie halfen die Dinge wieder anders zu betrachten, abstand zu nehmen um einen besseren Blickwinkel zu bekommen und manchmal brachten sie einen auch dazu, Dinge die man in sich hinein fraß auszusprechen.
"Der Geruch von Kellerräumen. Dieses leicht feuchte in der Luft." antwortete ich ihm schließlich, nachdem ich kurz überlegt hatte und er nickte wissend.
"Wegen dem Spielkeller den du bei deinem Onkel mal hattest oder?" fragte er und ich nickte. "Ja bevor er jetzt das Studio vergrößert hat, aber ich brauch ja den Keller nicht mehr." bestätigte ich seine Überlegung und schielte dann zu ihm hinauf. "Bei dir ist es der Geruch von Lagerfeuer oder? Wenn die Kamotten so nach Rauch riechen das man nichts anderes mehr wahrnimmt." Noah nickte. "Ja richtig, Lagerfeuer sind einfach das Beste was es gibt. So viele Erinnerung, an so viele geile Abende, so viele auch mit dir kleine Hexe." lacht er und zwickt mich leicht in die Seite und man sieht in seinem Blick wie er kurz in Erinnerungen verschwindet, dann sieht er Rezo an. "Und du?" fragt er ihn. "Welcher Geruch ist für dich Zuhause?"
Rezo legt den Kopf fragend schief und sieht mich zunächst skeptisch an, doch schließlich legt er sich auf den Rücken, legt seinen Kopf auf meinen Bauch und sagt nach kurzem Überlegen. "Regen. Der Geruch von kaltem Regen der auf heißen Asphalt trifft. Das ist für mich Zuhause."
Ich sah an die Decke und lächelte. "Regen? Hat es eine Bedeutung?" fragte ich ihn und sah dabei noch immer zur Zimmerdecke hinauf. Zunächst schwieg Rezo, doch dann antwortete er mir doch. "Ich hatte einen Opa, er war schon immer etwas verrückt gewesen und eines Nachmittags, es war ein warmer Sommertag gewesen, besuchte ich ihn mal wieder. Es fing gerade an zu regnen und da ich keine Lust hatte nass zu werden und ich einen Schlüssel besaß schloss ich mir selbst auf. Ich suchte das ganze Haus nach ihm ab und fand ihn schließlich im Garten sitzend, lächelnd sah er ihn den Himmel hinauf, gedanklich in ihrgendwelchen alten Erinnerungen und ich stand auf der Terrasse und sah ihm zu, wie er wieder ein kleiner Junge war. Als die Sonne wieder hervor kam, nahm ich den Geruch das erste mal bewusst war und ich setze mich neben meinen Opa und wir sahen den Steinen zu wie sie dampfend in der heißen Sonne trockneten." erzählte er doch ich schwieg, denn ich spürte das noch etwas in seiner Geschichte fehlte und ich sollte recht behalten.

UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt