Ist Das Leben Nicht Schön?

Julias Geschichte

Ich atme noch einmal tief durch und trete dann durch die Tür. Was ich sehe, lässt mich kurz stocken. Das Mädchen in dem Bett ist nicht besonders hübsch anzusehen. Ihre braunen Haare hängen ihr fettig ins Gesicht und man riecht schon von weitem, dass sie schon lange nicht mehr geduscht hat. Geh weiter, wie unhöflich bist du alter, ermahne ich mich selber und gehe langsam auf sie zu. In ihrem Gesicht ist von Überraschung nichts zu sehen, nur Trotz und Hass spiegeln sich in ihrem nicht besonders hübschen Gesicht wieder. Alles passt irgendwie nicht zusammen. Ihr Gesicht ist unnatürlich blass, die Augen und die Haare dafür umso dunkler. Ihr Mund ist schief, als würde sie etwas lächeln. Sie schaut mich gelangweilt an und ich muss schlucken. Ihre Augen sind super groß und sie scheint mir zeigen zu wollen, dass ich verschwinden soll. Doch so leicht gibt sich ein Kelly nicht geschlagen!

Ich setze mich auf Ihr Bett und sage freundlich:"Hey, ich habe gehört wie dreckig es dir geht und deswegen habe ich dir Blumen mitgebracht um mich zu entschuldigen. " Meine Rede zeigt Wirkung. Der Hass geht ein bisschen zurück und macht ungläubigkeit Platz. Ich tue so als würde ich es nicht merken und rede unbeirrt weiter:"Weist du, so etwas haben wir Kelly's noch nie gehabt. Ja klar, viele kommen ins Krankenhaus, aber nie auf die Intensiv. " Ihr Blick wird wieder gelangweilt und ich kämpfe. Ich will wissen wie sie heißt. "Sag, von wem von uns bist du Fan? " Keine Antwort. Doch ich bleibe hart und warte. Dann kommt mir eine neue Idee und ich beginne sie mit Fragen zu löchern. Bei meinen Geschwistern klappt das auch immer. " Wie heißt du denn? Wie alt bist du? Wo kommst du her? Wie lange bist du schon Fan von uns? Warst du schon auf vielen Konzerten von uns? " "HALT DIE KLAPPE, VERDAMMT! "Ich zucke unter ihrem Ton zusammen, bleibe aber freundlich. "Ah, du kannst ja doch sprechen. " "Du findest mich hässlich? " "Äh, was? ", frage ich völlig überrumpelt. Sie kneift die Augen zusammen und zischt:"Ich hab es an deinem Blick gemerkt! Wie du mich gemustert hast! Ekel pur! Ich hätte nicht gedacht, dass ein Kelly genauso oberflächlich ist, wie die anderen Spasten hier! " Völlig überfordert sitze ich auf ihrem Bett und starre sie an. Dann fauche ich zurück:"Na gut du Zicke! Ja ich fand deinen ersten Anblick hässlich. Da hab ich auch allen Grund dazu! Aber wenn du mal duschen würdest, wärst du vielleicht schon gar nicht mehr so hässlich! " Unter meinen harten Worten treten ihr Tränen in die Augen, doch dann lächelt sie und entblößt eine Reihe von gelben Zähnen, wo ich den Blick abwenden muss. "So! So hab ich gedacht, dass ein Kelly ist! Vor allem du! "Ich merke wie meine Hände Schweißnass werden. "Sieh mich an! ", schreit das Mädchen plötzlich und wieder fahre ich zusammen. Dann reicht es mir und ich springe auf um nicht etwas zu sagen, was ich nicht sagen sollte. Gerade als ich die Tür öffnen will, sagt sie versöhnlich:"Paddy komm wieder her. Ich will dir von mir erzählen. " Okay? Jetzt bin ich vollkommen verwirrt. Erst motzt mich an und jetzt ist sie zahm wie ein Hund? Doch eine Stimme in mir sagt, dass ich ihr eine Chance geben soll und so komme ich langsam wieder zurück. Ich bleibe aber stehen und sehe sie misstrauisch an. Sie atmet tief durch und beginnt dann zu erzählen. "Also ich heiße Julia, also auf englisch ausgesprochen. Ich lebe in einem Heim, wo man mich schlecht behandelt. Deswegen sehe ich so aus. Ich darf mich nicht waschen oder so, ich muss mich um die Hausarbeiten kümmern. Glaub mir Paddy wären du und deine Familie nicht hätte ich mich schon längst umgebracht. Aber wenn ich eure Musik höre ist es für eine Weile wie früher. Früher, ich noch glücklich mit meinen Eltern in einem großen Haus lebte. Doch vor vier Jahren starb erst mein Vater an Krebs und drei Monate später meine Mutter an einer Nervenkrankheit. Meine Tante versprach, mich aufzunehmen, doch sie starb drei Tage später bei einem Autounfall. So kam ich ins Heim und spiele nun die Hausfrau, weil ich die älteste bin. " Bestürzt habe ich zugehört und frage mich, wie man nur so viel Pech haben kann. Dann frage ich leise:"Und wie alt bist du? " Sie schaut mich an und lächelt traurig. "Wie alt ich bin? Ich bin 14 Jahre alt. " Okay, dass muss ich jetzt erst mal verdauen. Julia bemerkt meinen entsetzten Blick und sagt:"Wenn ich nicht mehr in diesem Irrenhaus wäre, würde ich auch ganz anders aussehen. Eigentlich sehe komplett anders aus. " Ich nicke gedankenverloren und höre wie es an die Tür klopft.