Kapitel 10

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Tag 5

Nur noch zwei Tage hätte ich mit dem Kommandanten. Mit Oskar. Ich wollte ihn nicht verlassen. Er gab mir so vieles was ich einst vergaß. Dies wollte ich nicht verlieren. Durch den dicken Mann Lulio, weiß meine Mutter das ich erst am Samstag nach Hause kann. Ich wollte gar nicht wissen wie sie sich im Moment fühlte. Oskar war wieder auf Arbeit. Es nervte mich. Mir war langweilig. Ich wollte reden, spazieren, oder einfach nur mit im zusammen sitzen und die Natur genießen. Alleine wäre es schwer zu reden. Ich hatte mein Kleid an, was ich schon per Handwäsche gesäubert hatte. Es blieb mir ja nichts anderes übrig. Ich zog meine Turnschuhe an und ging aus dem Garten zum Strand. Ich liebte das Wasser. Schon immer habe ich auch schwimmen geliebt. Man fühlte sich im Wasser leicht und frei. Dann die Schönheit unter Wasser, einfach traumhaft. Natürlich kommt es drauf an wo man sich die Schönheit anschauen will. Nicht überall gäbe etwas zusehen.
Ich war am Strand. Zog mir sofort meine Schuhe aus und spürte gleich den weichen Sand frischen meine Zehen. Es war ein warmes Wetter an diesem Donnerstag. Die Sonne schien. Keine Wolken. Kein Wind.
Mit nackten Füßen ging ich zum Meer und gleich darauf ins Wasser. Es ging mir bis zu den Knie. Mein Kleid hieb ich hoch damit es nicht nass wurde. Am Strand waren keine Menschen, höchsten mal einer der mit seinem Hund lief.
Wieder kamen mir die Worte vom Kommandanten im Kopf. Es war eigentlich erschreckend wie viel er von mir sah.
Ich hörten das Rauschen des Wasser an. Schloss meine Augen und atmete mehrmals tief ein und wieder aus. Ich liebe das Meer.

Am Nachmittag war der Kommandant früher gekommen. Ich saß wie fast immer im Garten. Er kam zu mir und setzte sich neben mir. Er sah besorgt aus. Ich hatte mir einen Tee gemacht und hielt die Tasse zu ihm. Dankend schüttelt er mit seinem Kopf. Ich nahm sie wieder zu mir und nahm einen Schluck. Betrübt schaute er zum Meer. Ich lag meine Hand auf seine. Er blickte zu unseren Händen, dann zu mir.
"Ist etwas passiert?" fragte ich leise. Er lächelte mich mild an und schüttelte sein Kopf. Dennoch klag ihm sein Kopf.
Plötzlich fing er an zu reden: " Ich habe mir heute etwas Zeit gelassen. Setzte mich in meinem Büro hin und kritisierte meinen Weg, wie ich lebte. Die Dunkelheit war an jenem Tag geboren und ich konnte sehen, Liebe ist nicht mehr in mir. Ich bin gestorben an dem, was dieses Leben mir getan hat. Ich kann mit dem Schmerz nicht umgehen. Für mich ist dieses Leben leer. Ich bin von einem Messer geschnitten. Von einer Hingabe des Krieges. Diese Welt ist im Feuer verloren, die Flammen haben ihre Höhe erreicht."
Es war wundervoll poetisch aber ich verstand nicht was er mir damit sagen wollte. Dies sagte ich verlegend leise und bekomme gleich eine Antwort, dabei lächelt er wieder: "Damit wollte ich dir sagen, dass du mir einen Grund gibst den Schmerz zu akzeptieren. Die Tagen hatten mich zum nachdenken gebracht und du gibst mir Mut."
Ich war gerührt und geschockt zu gleich. Obwohl er mir Mut gab, hatte ich ihn unbewusst auch Mut mitgegeben. Es freute mich und ich lächelte.
Auf einmal zog er sich seine Lederhandschuhe aus. Ich sah seine Hände. Sie waren übersäht von Rissen an der Haut, Pflastern und auch grössere Wunden. Dies meinte er mit Schmerz verstecken.
"Ich wasche mir die Hände mehrmals am Tag. Aus dem Grund das ich denke ich hätte noch Blut meiner Feinde, meiner Kameraden oder meinen Freunden an den Händen. Es ist physisch bedingt. Deshalb verstecke ich meine Wunden. In der Öffentlichkeit würden sich die Leute nur ekeln." sprach er. Mir zerriss das Herz. Ich hatte schon öfter mitbekommen das er meist zulange im Bad war und auch einfach so sagte das er seine Hände wäscht aber wer denkt darüber nach. Dies hätte ich nicht erwartet.
Ich nahm seine Hände in meiner. Mir war es nicht eklig. Seine Hände waren ohne die Handschuhe kalt und rau aber dennoch hatten sie etwas was mir gefiel. Wahrscheinlich war es die große Interesse.
"Du ekelst dich nicht?"
Bei seiner Bemerkung musste ich kichern aber schüttelte trotzdem mit dem Kopf. Er lächelt mich an, ich sah seinen Schmerz in seinem Auge. Er schaute weg. Vorsichtig lag ich meine eine Hand auf seine Augenklappe und befreite ihn von dieser. Ich betrachtete seine Narbe. Ging mit meinem Finger die Konturen entlang. Er lag sacht seine Hand auf meine, die an seiner Narbe waren und führte sie runter, auf meinem Schoß. Er schaute mir direkt in die Augen.
"Du bist ein Engel, mein Häschen." flüsterte er mir zu und kam mir näher bis sich unsere Lippen trafen. Ich erwiderte seinen Kuss zärtlich, hielt dabei seine Hände.
Der Kuss wird intensiver. Seine Zunge traf wieder auf meiner, was mir Hitze gab. Doch dieses schöne Gefühl hält nicht lange, da er unsere Lippen trennte. Er kam mein Ohr nahe: "Wollen wir hoch gehen?"
Ich bekam eine Gänsehaut und nickte hastig wie ein kleines Kind. Er grinste und stand auf, nahm dabei meine Hand in seiner und zog mich mit. Seine Hand war sehr warm geworden.

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