1000 letters \\ Camren

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"hey, kannst du für mich die restlichen Akten übernehmen? Hab eine Verabredung." Sagte Marie, meine Arbeitskollegin, aufgeregt. Sie ist schon etwas älter aber eine nette und herzliche Dame. Sie ist immer für einen angenehmen Smalltalk zu haben. "Klar. Viel Spaß" sagte ich und setze mein, über die Jahre so perfekt einstudiertes, lächeln auf. Wenigstens Ablenkung. Denke ich mir und fange an die Akten durchzugehen. Dies war aber nach nicht all zu langer Zeit erledigt und ich nahm meine Rucksack, der immer neben meinem Schreibtisch steht. Ich schob den Stuhl noch ordentlich an den Tisch und ging aus dem Büro. Dort arbeite  ich seit ungefähr einem Jahr . Ich brauchte einen Job, der nichts mit dem Showbusiness zutun hatte. Ich brauchte ruhe.

Auf dem Fußweg angekommen, atme ich den frischen Sommerduft ein. Trotz der 27° Außentemperatur ist mir kalt. Ich ziehe meinen dicken Mantel Dichter um mich herum  und versuchte dabei nicht all zu blöd auszusehen. Ich meine wer zieht mitten im Sommer einen Wintermantel an? Richtig, keiner!

"Wo bleibt sie" murmle ich vor mich hin. Dinah wollte mich heute eigentlich von der Arbeit abholen, da wir mit Ally und Normani einen Kaffe trinken wollen. Eher gesagt sie wollte und hat mich so lange überredet bis ich zugesagt habe. Nicht dass ich was gehen Ally oder Normani hatte, ganz im Gegenteil. Ich kleiner Teil von mir freut sich sehr sie nach drei Jahren Mal wieder zu treffen. Aber der größte Teil in mir will sich einfach wieder in mein Bett verkriechen. Hätte Dinah mir nicht diesen Büro Job besorgt, würde ich den ganzen Tag im Bett liegen. So wie ich es zwei Jahre getan hatte. Nicht dass ich faul war, wenn es nur das gewesen wäre. Nein, ich hatte keine Kraft aufzustehen, keine Kraft zum Essen, keine Kraft zum raus gehen, keine Kraft zu gar nichts.

Ein hupen riss mich aus meinen Gedanken. Dinah. Sie fuhr mit ihren Wagen vor. Ich öffnete den Kofferraum und schmiss meinen Rucksack hinein.

"Hi" sagte ich als ich mich zu ihr setzte. "Hey Lo" sagte Dinah und startete den Motor. Ich frag mich wirklich wie es Dinah die Jahre mit mir aushält. An ihrer stellte wär ich schon über alle sieben Berge. Ich meine, wer hat schon Lust sich 3 Jahre um seine psychisch labile Freundin zu kümmern?

"Und hier ist, mit ihrer neuen Single, Camila Cabe..." Weiter kam die Frau im Radio nicht, denn ich hab es wie eine gestörte ausgestellt. Ihr Name tut genauso weh wie vor drei Jahren. Ihre stimme treibt mir immer noch Tränen in die Augen und allein bei dem Gedanken an sie zieht sich alles in mir schmerzhaft zusammen. So wie ich das sehe ist ihr Leben perfekt. Sie hat einen Freund, soweit ich das Mal, aus solchen Sätze, wie die gerade im Radio, entnommen habe. Sie hat ihr zweites solo Album veröffentlicht und bricht damit alle Rekorde. Und bei mir? Ich fühle mich als hätte ich nichtmal einen halben Schritt nach vorn gemacht. Ich erinnere mich immernoch so intensiv an alles. An ihre Hand die meine nahm. An den Blick den sie mir schenkte, als sie sagte dass sie mich liebt oder an unsere Gespräche bis tief in die Nacht. Ich erinnere mich an jedes Wort dieser Gespräche, an jedes 'ich liebe dich', an jede Berührung. Und das alles so intensiv als ob es erst ein paar Minuten her wäre. Allerdings sind es Jahre. 

Aus dem Augenwinkel sehe ich wie mich Dinah besorgt ansah. Ich ignoriere allerdings ihren Blick und Versuche dieses Gefühl, als ob ich mich übergeben müsste, schnellstens zu unterdrücken.

Dinah fuhr in eine Tiefgarage und parkte ihr Auto auf einem freien Parkplatz. Ich stieg aus dem warmen Auto und fuhr mir durch meine langen Haare. Ich zog mir meine Sonnenbrille aus der Jackentasche und setze sie auf, damit man meine Augenringe nicht sieht. Seit dem sie weg ist, ist alles trist und grau. Meine grünen Augen haben keinen glanz mehr, so wie Früher. Mein lächeln ist unecht und meine haut blasser als sie eh schon war. Ich bin eigentlich nur noch ein wandelndes etwas. Als lebend würde ich mich schon lange nicht mehr bezeichnen. Sie scheint komplett damit abgeschlossen zu haben.

"Kommst du?" Fragt mich Dinah und reist mich damit, heute zum zweiten Mal aus den Gedanken. "Ja sorry" Antworte ich. "Ich freu mich dass du mitgekommen bist, echt" sagte Dinah und hackte sich bei mir ein. Vielleicht war es ja keine schlechte Idee, mitgenommen zu sein. Vielleicht wird es ja auch ganz Lustig. Wer weiß? Natürlich hatte erst keine wirkliche Lust darauf Mit her zu kommen. Aber Ally und Normani wussten von all dem nichts und sie hätten es nicht verdient, wenn ich abgesagt hätte. Es interessiert mich auch was die anderen beiden in den letzen Jahren so getrieben haben.

" Da sind sie ja" hörte ich Ally's süße stimme. Ally und Normani kamen auf uns zu und umarmten und herzlich. "Hey" begrüßte ich sie ebenfalls. Wir setzen uns an einen der vielen Tische. Er stand etwas abseits so, dass wir unsere Ruhe hatten. Es war ein gemütliches kleines Café. Aufjedenfall kein Café in dem man ehemalige Weltstars erwarten würde.

Ally's Haare waren wieder etwas Dunker und Normani's etwas heller. Es stand ihnen wirklich gut. Man sieht, dass sie reifer geworden sind-Erwachsener. Wir mussten damals schon ziemlich schnell erwachsen werden. Schneller als normal.

"Wie ist es euch ergangen?" Fragte Dinah mit ihrer natürlichen fröhlichen Art. "Ich produziere Lieder mit Justin Bieber oder Jason derulo" sagte Ally und ihre Augen glänzten. Man sah ihr an dass sie es liebte. Aber mir war schon klar dass sie im Musikbusiness bleiben würde.
"Ich sitze jedes Jahr bei 'Dancing with the stars' in der Juri. Und sonst bin ich die Choreografin von mehreren Stars" sagte Normani und auch sie hatte ein glänzen in den Augen. Auch dies war mir klar. Sie liebte es zu tanzen, Schon immer. Sie hatte ja schon damals mehr als Erfolg mit dem Tanzen.

"Kann ich den Damen etwas zu trinken holen?" Fragte ein Kellner und unterbrach damit die Unterhaltung. Er sah nicht schlecht aus. Er hatte ein weißes Hemd mit V Ausschnitt und eine dunkel blaue jeans an. Darüber eine rote Kellner Schürze und einen weißen Block in der Hand, womit er wahrscheinlich unsere Bestellung aufnehmen wollte.

"3 Gläser Wein" sagte Dinah Höflich. Damit verschwand der Kellner und ließ uns allein. Ich wusste genau warum Dinah nur drei Gläser bestellt hatte. Ich hatte in den letzen Jahren mehr als genug von diesem Zeug. Es hat mich Dinge vergessen lassen, die ich vergessen wollte. Und nicht selten lag ich mit einer Alkohol Vergiftung im Krankenhaus. Langsam kenne ich die Schwestern mit Vornamen. Mein letzter Absturz war vor ungefähr drei Wochen. Es wäre unser Jahrestag gewesen. Die Jahres und Monats Tage sind am schlimmsten. Jede kleine Erinnerung kommt hoch. Normalerweise verbringt Dinah diese Tage mit mir. Wir sehen Filme, kochen oder gehen shoppen. Natürlich habe ich darauf so gar keine Lust aber sie will mich vom Alkohol fern halten, wofür ich ihr eigentlich auch sehr dankbar bin. Aber vor drei Wochen musste die für eine Kollegin einspringen und konnte somit nicht bei mir sein.

"Warum nur drei Gläser?" Fragte Normani verwundert. Ich wusste dass diese Frage kommen würde. Toll was soll ich jetzt sagen? 'Für mich lieber kein Alkohol. Ich lande bloß wieder im Krankenhaus, weil Camila und alles was mit ihr zutun hat vergessen will'? Ich glaube nicht.

"Ich trinke einfach nicht gern" Lüge! Ich hoffe einfach dass sie mir dass abkaufen und nicht weiter nachfragen.

"Achso, na dann. Aber wie brauchen trotzdem noch ein Glas" ich hatte eine böse Vorahnung. Bitte lass sie nicht war sein bitte! "Warum noch eins?" Fragte Dinah nervös und räusperte sich. Damit sprach sie meine Gedanken aus.

"Camila kommt noch" sagte Ally als wär es das natürlichste der Welt. Und bäm... Da war es. Dieses taubheits Gefühl, was mir allzu bekannt war. Mein Magen und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und würde ich nicht sitzen würde ich wahrscheinlich ohnmächtig umfallen. Hilfesuchend sah ich zu Dinah, der allerdings die Ahnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben war.

In dem Moment kam der Kellner mit den wein Gläsern. Wie von der Tarantel gestochen nahm ich mir Dinahs Glas und trank es in einen zug aus. Mir war gerade vollkommen egal was die anderen dachten. Ich musste dieses Gefühl loswerden und dies konnte nur die Person, die es niemals tun wird oder Alkohol.

"Lauren? Alles ok?" Fragte Ally verwirrt. "Ja, ja klar tut mir leid, ich hatte nur einen stressigen Tag. Entschuldigt mich" ich weiß nicht wie ich es geschafft habe so gefasst zu antworten aber es funktionierte.