Time to train

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Kapitel 1

„Streck deine Arme mehr! Und was ist das für ein krummer Rücken? Ein bisschen gerader! Jeder Nohre würde dich in so einer Verfassung töten," belehrte die Dunkelhaarige den Jungen und schlug ihn leicht ins Kreuz.
Murrend streckte der Silberhaarige seinen Rücken etwas und auch seine Armhaltung, jedoch hörte er seine Trainerin seufzen und spürte ihre Hände auf seinen Schultern, während sie ihn zur Seite drehte.
„Sie dir Setsunas Haltung an," sagte die Frau mit dem Zopf auf der Schulter und der kreuzförmigen Narbe im Gesicht, und deutete auf das junge Mädchen mit den hellblauen Haaren.
Takumi beobachtete die Getreue seiner älteren Schwester und rollte genervt mit den Augen.
Das junge Mädchen schwankte ein paar mal hin und her. Im nächsten Moment hielt sie sich eine Hand vor den Mund und gähnte ausgiebig, bevor sie sich streckte und für einen kurzen Moment ihre Augen schloss.
„Sie schläft, Reina, Sie wird nicht treffen," kommentierte der junge Prinz und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
Plötzlich spürte Takumi einen Faustschlag auf seinen Kopf. Der Silberhaarige ging sofort in die Knie und hielt sich den Kopf, während er mit tränenden Augen zu der Kinshiritterin auf sah.
„Immer noch Kommandantin oder My Lady, junger Prinz. Das Duzen musst du dir erst noch verdienen!"
Brummend und mit einem wütenden Blick blickte er kurz auf seine Trainerin.
„Reina ist eine der engsten Vertrauten meiner Mutter und eine fähige Kriegerin, aber muss sie mich wirklich so quälen?!"
„Jetzt hör auf zu Brummen und sieh dir an wie Setsuna schießt. Achte auf ihre Haltung."
„Genau hör auf das was Reina sagt. My Lady Mikoto wird es nicht gefallen, wenn Sie hört wie ungezogen du bist. Und wer darf dann wieder auf dich aufpassen? Genau richtig, die liebe Getreue deiner Mutter, Orochi," gab eine junge Frau von sich, die auf den Treppen der Terrasse des Schlosses saß und das ganze Training beobachtet hatte.
„Warum ist die überhaupt hier? Dieses dämliche Kindermädchen hat mir gerade noch gefehlt."
Kurz schweifte sein Blick auf die junge Frau neben Orochi. Die Braunhaarige, die ihr Pony über ihre rechte Gesichtshälfte trug, zeichnete etwas auf ein Stück Papier vor sich und blickte immer wieder zu ihnen.
„Sie wird doch nicht etwa?!"
Mit geschocktem Gesichtsausdruck blickte der Silberhaarige die beiden Frauen an.
Diesen Ausdruck schien die junge Klerikerin bemerkt zu haben, da sie sich zu der Braunhaarigen beugte und mit einem Lachen sagte: „Kagero, du hast Takumi echt gut getroffen. Aber du könntest ihn noch etwas grimmiger aussehen lassen."
Die junge Frau schien den Kommentar ihrer Freundin nicht mitbekommen zu haben, denn sie zeichnete in aller Seelenruhe weiter.
Wut stieg in Takumi auf als er Orochi lachen hörte. Knurrend begann er zu sprechen: „Was soll das?! Musst du mich immer provozieren?!"
„Takumi."
„Ach, komm schon, Takumilein. Lass mir doch meinen Spaß," antwortete die Klerikerin ruhig und schlug ihre Beine übereinander.
„Takumi!"
„Das ist aber nicht witzig! Hör auf damit!" knurrte der Junge weiter, ohne auf die Rufe seines Namen zu reagieren.
„Schluss jetzt, Takumi!" knurrte nun Reina in ernster Stimme und zog den jungen Prinzen an seinem Zopf.
Takumi nahm nicht nur den Schmerz an seinem Hinterkopf war, auch bemerkte er das Lachen von Orochi, die erneut den Mund zu einem Kommentar geöffnet hatte, und Setsuna, die sich zu ihnen gedreht hatte.
„Das gilt auch für dich, Orochi! Nur weil du eine Vertraute My Lady Mikotos bist, heißt es nicht, dass du dir alles erlauben kannst," ermahnte Reina auch die Lilahaarige, bevor sie sich wieder Takumi zu wendete.
„Was habe ich dir vorhin gesagt?! Hast du gesehen wie Setsuna geschossen hat?"
Takumi, der nicht in die Augen seiner Trainerin sehen konnte, sah zur Seite und antwortete nicht.
Der Junge wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte und unaufmerksam war, aber zugeben wollte er es nicht.
„Das ist alles nur Orochis Schuld."

Am Abend schlug der junge Prinz seine Zimmertür zu und ließ sich frustriert auf sein Bett fallen.
Er legte sein Gesicht auf sein Kissen und begann verärgert zu brummen.
„Das ist alles so ungerecht! Warum kriege ich nichts hin! Wieder gegen Bruder verloren und auch das Bogenschießen! Gegen ein schlafendes Mädchen verloren!"
Im nächsten Moment drehte sich der Braunäugige um und sah zu seiner Zimmerdecke, während er seine Arme von sich streckte.
„So werde ich nie mit Bruder und Schwester kämpfen dürfen. Und muss weiter mit Sakura das Schloss hüten und mit ihren blöden Puppen spielen."
Er seufzte und schloss die Augen.
„Wenn ich heute auch noch Albträume bekomme, dann ist der Tag endgültig gelaufen."
Aber es dauerte nicht lang bis er diese wieder öffnete und hoch schreckte.
Für einen kurzen Moment hatte der junge Prinz seine Geschwister vor seinen Augen gesehen und er hatte versucht ihnen zu folgen, jedoch konnte er sich nicht rühren.
Wäre das für ihn nicht schlimm genug gewesen, lief auch noch jemand bewaffnet auf ihn zu und rammte ein Schwert in seinen Körper.
Mit vor Angst geweiteten nussbraunen Augen starrte er in die Düsternis seines Zimmers und fuhr sich mit seiner rechten Hand durch sein schweißnasses Haar.
„Nur ein Traum. Nur meine Einbildung."
Takumi rutschte zur Bettkante und ließ seine Beine herunterbaumeln. Sein Atem ging flach und stoßweise bis er sich beruhigt hatte.
An schlafen, das wusste der Junge war ab jetzt nicht mehr zu denken. Zu groß war die Angst wieder einen dieser Träume zu haben.
Deswegen erhob sich der sich der Silberhaarige von seinem Bett und zündete eine kleine Kerze auf sein Nachttisch an. Wenig später zog er seine Schlafkleidung aus und schlüpfte in seine Alltagskleidung.
„Etwas frische Luft wird mir gut tun."
Mit diesem Gedanken nahm er die Kerze vom Nachttisch und öffnete, wohl bedacht kein Geräusch zu verursachen mit einem leisen quietschen seiner Zimmertür.
Als der Prinz in den Flur trat schloss er diese wieder und sah sich nach den Lichtern der Beleuchtung der Wachen um.
„Rechts ist alles frei und links..."
Der Braunäugige nahm ein leichtes Flackern an den Wänden war, was ihm sagte, dass sich eine Wache näherte.
So schnell und so geräuschlos wie der Junge konnte rannte er zur rechten Seite des Flures, immer Richtung Schlossgarten.
Abermals spürte Takumi sein Herz gegen seine Brust schlagen. Er schlich sich nicht zu ersten Mal raus, trotzdem brachte die Angst erwischt zu werden sein Herz zum rasen.
Der junge Prinz hatte auch aufgehört zu Zählen, wie oft er erwischt worden war und wie oft er eine Standpauke von seinen Eltern bekommen hatte.
Aber den Silberhaarigen interessierte es nicht mehr. Er konnte schlecht die halbe Nacht in seinem Zimmer sitzen und sich bis zum Morgen zu tote langweilen.
Als Takumi dann schließlich die Doppeltür zum Schlossgarten erreicht hatte, schob er eine der beiden Türen leicht auf und quetschte sich durch den kleinen Spalt der entstanden war.
Seufzend blickte der Silberhaarige in die Finsternis des Gartens und setzte seinen Weg auf der Holzterrasse fort.
Die Fenster auf seiner linken Seite waren bis auf wenige Ausnahmen in Düsternis gehüllt. Hier und da erblickte der Junge bleiches Kerzenlicht und sah Schatten in den Räumen.
Doch plötzlich ließ ein verräterisches Knacken den Braunäugigen vor Angst zusammenzucken. So schnell ihn seine Beine tragen konnten rannte er zu der nächsten Säule und rutsche mit pochenden Herzen zu Boden. Zögernd drehte Takumi den Kopf zur Seite und betrachtete die Person.
Ein hochgewachsener Mann war auf die Terrasse getreten und blickte in seine Richtung. Seine grünen Haare waren zu einem Zopf gebunden und seine Kleidung gleichten der eines Tüftlers. Die Brille, die der Mann kurz mit der Hand richtete, reflektierte das Licht einer Kerze in seiner Hand.
Takumi wusste sofort wer es war.
Wenig später drehte sich der Tüftler um und schritt über die Treppen der Terrasse in den Garten.
Erleichtert seufzte der Prinz auf und stand vom Boden auf.
Gerade als der Silberhaarige seinen Weg fortsetzen wollte, hörte er eine andere raue, Männerstimme: „Yukimura!"
Sofort drehte sich Takumi in die Richtung aus der die Stimme gekommen war, aber außer den Taktiker der hoshidischen Armee erkannte er niemanden.
Doch dann erblickte der Junge ein Lächeln auf den Lippen des Brillenträgers und hörte seine Stimme: „Ah...du bist zurück. Und war deine Mission erfolgreich?"
„Für wen hältst du mich? Natürlich war sie das! Einen erfahrenen Abenteuer kann man nicht so leicht seine Beute streitig machen," ertönte erneut die raue Stimme.
„Dann beweise es mir und komm raus. Zeig mir deine Beute."
„Ist ja gut. Aber dein Plan hat bestens funktioniert."
Takumis Augen weiteten sich als ein Mann mit schwarz-weißem Haar hinter den Bäumen auftauchte und etwas geschultert trug.
„Ist das etwa?"
Dann erkannte der junge Prinz was auf der Schulter lag.

Ein junges Mädchen strampelte auf seinen Schultern. Ihre Hände waren mit einem Seil gefesselt und ihr Mund von einem Stück Stoff, welches das Schreien verhindern sollte, verdeckt.
Einige ihrer blauen Haarsträhnen waren in ihr Gesicht gefallen und ihre goldenen Augen waren mit Angst gefüllt.
Der Braunäugige schluckte angespannt als sich die Augen des Mädchens auf ihn richteten. Ein kalter Schauer lief den Jungen über den Rücken.
„Da lag etwas in ihrem Blick. Etwas Vertrautes, aber gleichzeitig so unheimliches."
Furcht stieg in den Silberhaarigen auf.
Wie von selbst und ohne Kontrolle auf seinen Körper stolperte der junge Prinz los, zurück zu seinem Zimmer.
„W-was soll das? H-hatten sie dieses Mädchen entführt? W-wer ist dieses M-mädchen."  

Fire Emblem Fates Wish of revengeWhere stories live. Discover now