Kapitel 5
Ehe sich Takumi versah, hatte sich die Truppe seines Bruders auch schon auf den Weg zum Siebenfachen Heiligtum gemacht.
Der junge Prinz hatte nach seiner Rückkehr kaum mehr Zeit gehabt sich auch nur richtig auf die kommende Schlacht vorzubereiten.
„Was hatte sich Ryoma nur dabei gedacht? Sollte ich etwa direkt sterben?"
So in seinen Gedanken versunken stampfte der Silberhaarige der Truppe hinterher, hinauf zu dem riesigen Gebäude über ihnen.
Hin und wieder kickte der junge Prinz einen Stein zur Seite und seufzte leicht genervt.
„Wann erreichen wir endlich den Gipfel? Hier ist überhaupt nichts los. Kein Gegner, kein nohrischer Abschaum, den man bekämpfen muss. Nicht mal wilde oder gefährliche Tiere. Das ist doch langweilig."
Einzig und allein die kleine Truppe bestehend aus seinen Getreuen, Oboro und Hinata, seinen Geschwistern und deren Getreuen Kagero und Saizo, sowie Setsuna und Azama wanderten den Pfad hinauf.
Des weiteren und zum Bedauern des jungen Prinzen begleitete sie auch noch die junge Skaldin Azura.
Gähnend streckte sich die kurzhaarige Bogenschützin, die vor Takumi her schlurfte.
Der junge Prinz ahnte schon, dass der Blauhaarigen irgendein Missgeschick passieren musste und wenn es nicht gleich war, dann im Laufe des Tages.
Wie aufs Stichwort stolperte die junge Getreue seiner Schwester und landete wenige Meter vor ihm mit voller Länge auf den staubigen von Steinen und Geröll besetzten schmalen Pfad.
Doch anstatt der Gestürzten auf die Beine zu helfen, beugte sich Azama zu der Bogenschützin, die immer noch verträumt und mit dem Blitzen in den Augen, welche sagten: Wie ist das passiert? Wie bin ich auf den Boden gelandet, in der Gegend herum sah.
Mit einem sarkastischen Lachen fragte der Mönch die Blauhaarige: „Wie ist die Aussicht?"
„Wundervoll, danke der Nachf-" antwortete Setsuna mit ihrer gewohnt gelassenen Stimme.
„Setsuna, deine Fähigkeit, Sarkasmus zu verstehen, hat sich immer noch nicht verbessert," seufzte der Braunhaarige, „Komm steh auf, bevor noch jemand stolpert."
Mit rollenden Augen ging der Silberhaarige an ihnen vorbei.
„Auch wenn meine Getreuen ihre Macken haben, bin ich froh, dass ich nicht diese Beiden meine Getreuen nennen muss. Und die von Ryoma...Wo sind die eigentlich schon wieder?"
Suchend schaute sich der Braunäugige nach den beiden Getreuen seines älteren Bruders um.
Doch außer die Felswand zu seiner rechten und den Ausblick auf Notre Sagesse konnte der junge Mann nichts in seiner Nähe aus machen.
Jedoch erhaschte der Blick auf Norte Sagesse seine Aufmerksamkeit. Fasziniert trat er näher an den Abgrund und blickte auf die kleinen Häuser unter sich.
Am Horizont konnte Takumi das Meer erblicken, auf dem sie vor wenigen Stunden noch gefahren waren. Selbst von dieser Entfernung konnte der junge Prinz das Meeresrauschen hören, auch wenn es nur ganz schwach war.
Die Leute und die Stadt, die vorhin den Braunäugigen noch so groß vorkam, war jetzt nicht mehr als ein kleines, lebendiges Ameisenvolk, welches Takumi in seiner Kindheit öfter im Garten von Hoshido begeistert beobachtet hatte.
Mit strahlenden Augen beugte sich der Silberhaarige weiter nach vorne und legte eine Hand auf seine Stirn, um weiter sehen zu können.
„Atemberaubend!"
„Schön nicht war, My Lord, Takumi," ertönte plötzlich eine Stimme neben den Prinzen.
Vor Schreck machte der junge Mann einen Schritt nach vorne und sah die Person an, die sich als die Getreue seines Bruders herausstellte. Jedoch trat er mit seinem linken Fuß ins Leere. Der Silberhaarige drohte in den Abgrund zu stürzen.
„My Lord, Takumi!" hörte er seine Getreue rufen und hörte eilende Schritte.
„My Lord," rief auch Hinata, blieb aber vor Schreck wie angewurzelt stehen.
Takumi bereitete sich schon auf den Fall vor, jedoch blieb dieser aus.
Eine kräftige Hand hatte ihn am Handgelenk gepackt und hielt ihm vom Fall ab.
Brummend und etwas gedämpft erklang eine Stimme über den Braunäugigen: „Hatten My Lord, Ryoma und My Lady, Hinoka nicht gesagt, dass Sie vorsichtig sein sollen?"
Sofort öffnete Takumi die Augen und blickte nach oben, wo er das Gesicht des rothaarigen Ninjas erkannte.
Wenige Sekunden später tauchte auch Kagero auf und griff nach dem rechten Arm des Prinzen.
Gemeinsam zogen die Getreuen den jungen Bogenschützen nach oben, zurück auf sicheren Boden.
Keuchend und zitternd kniete der Silberhaarige vor den Getreuen und sah zu Boden.
„Das war knapp."
Doch fiel Zeit zum verschnaufen blieb den jungen Prinzen nicht, da seine Getreue auf ihn zugeschossen kam und ihn in eine Umarmung verwickelte.
„My Lord, Takumi! Ihnen geht es gut! Ein Glück!"
„My Lord!" rief Hinata und raste zu der kleinen Gruppe, jedoch blieb er etwas abseits stehen, als der junge Samurai den herausfordernden Blick von Saizo erblickte.
Wütend knurrte dieser zu den Getreuen des jungen Bogenschützen: „Was denkt ihr euch dabei euch einfach von eurem Herren zu entfernen?! Was denkt ihr wäre passiert, wäre ich nicht in seiner Nähe gewesen?"
Oboros braunen Augen fingen genauso herausfordernd an zu funkeln, jedoch schwieg sie, als die Blauhaarige Takumis Kopf schütteln bemerkte.
Kleinlaut entschuldigte sich die Speerkämpferin: „Es tut mir Leid, My Lord, Takumi. Können Sie uns noch einmal verzeihen?"
Etwas verwirrt nickte der junge Mann und befreite sich aus ihren Griff: „N-natürlich."
„Trotz dieses Vorfalles könnte ich mir keine besseren Getreuen vorstellen."
Ein leises Seufzen entfuhr Takumis Mund. Er war erleichtert, dass sie endlich die Spitze dieses endlosen Berges erreicht hatten, aber nun wusste der Silberhaarige, dass es nicht mehr lange bis zur Schlacht dauern konnte.
Aufregung machte sich in den jungen Mann breit.
„Lange habe ich diesem Moment nach gefiebert. Und jetzt wo er da ist, werde ich etwas nervös."
Der Prinz blickte zum großen, pompösen Schlosstor, welches einige außergewöhnliche Verzierungen trug.
Aufmunternd lächelnd legte Hinoka ihren jüngeren Bruder eine Hand auf die Schulter: „Gleich geht es los. Du weißt was du zu tun hast, oder Takumi?"
Verwirrt richtete der Braunhaarige seine Augen auf Hinoka.
„Heißt es du kommst nicht mit?" fragte der Bogenschütze die Luftritterin.
Diese schüttelte den Kopf und antwortete ihn: „Es ist deine Prüfung. Nicht meine und auch nicht die meiner Getreuen. Für Ryoma gilt das Gleiche. Vor einigen Jahren hatte er diese Prüfung abgelegt, als er Rajinto vererbt bekam."
Etwas schockiert starrte er seine Schwester an: „Heißt es ich muss alleine gehen? Ich weiß doch gar nicht was mich erwartet!"
Gerade als Hinoka ihren jüngeren Bruder antworten wollte, trat auch Ryoma hinzu und tat es für sie: „Du wirst nicht alleine sein. Deine Getreuen sind bei dir und auch..."
Der Schwertmeister richtete seinen Blick zum Tor, welchen Takumi folgte. Vor dem gewaltigen Bauwerk stand die junge Skaldin mit einer Bronzenaginata bewaffnet und führte ihre linke Hand über die Verzierungen des Tores.
„Azura! Das kann nicht sein ernst sein. Warum sie?"
Doch der Silberhaarige schüttelte den Kopf und versuchte seinen Geschwistern nicht seine Missgunst zu zeigen.
„Was wird meine Prüfung sein, Ryoma?" fragte der Braunäugige stattdessen.
Doch dieser schüttelte nur wie Takumi zuvor den Kopf: „Das kann ich dir nicht sagen. Beberast hat immer eine neue Idee, wie man seine Anwärter testen kann."
„Beberast?" fragte der Prinz und legte den Kopf etwas schief.
„Kurz der Regenbogenweise. Lass mich dich aber noch warnen. Viele sind schon zu Beberast aufgebrochen, aber nicht zurückgekehrt. Takumi bist du dennoch bereit die Herausforderung anzunehmen, so wie Vater und ich es getan haben?"
Einige Zeit schwieg der Bogenschütze, bevor er seine Antwort gab.
„Viele sind nicht zurückgekehrt. Soll ich vielleicht doch nicht?"
Kurz blickte Takumi zu seinem älteren Bruder. Ihn kam es so vor, als wäre er Meilen weit von ihm entfernt.
„Aber wenn ich mich weiter drücke, werde ich wohl immer in deinen Schatten stehen."
Schließlich antwortete der junge Mann mit kraftvoller, entschlossener Stimme: „Natürlich werde ich sie annehmen. Und ich werde zurückkehren! Ohne Zweifel!"
Sein älterer Bruder fing an zu Lächeln und stieß ihn seine Faust in die Schulter: „Na dann, hast du keine Zeit mehr zu verlieren! Hinoka und ich werden hier auf deine Rückkehr warten."
Entschlossen nickte der Prinz und drehte sich um, um zur Tür und zu seinen Verbündeten zu treten.
Als er die Treppenstufen zum Tor erreicht hatte, blickte er noch kurz zurück.
Seine Geschwister beobachteten ihn mit lächelnden Gesichtern und schien darauf zu warten, dass er das Tor öffnete.
Der Bogenschütze umklammerte das Fujin Yumi fest und trat tief ein und ausatmend Stufe für Stufe hinauf zum Tor, welches seine Prüfung einläuten würde.
Oboro und Hinata zu seiner linken Seite nickten ihn ermutigend zu, während Azura noch einmal ihre Hand über die Muster führte, bevor sie auch zum jungen Mann trat.
Nervös und mit zitternden Händen führte Takumi langsam seine Hand zur Tür und drückte leicht gegen sie.
Erst rührte sie sich nicht. Doch plötzlich schoss ein Schmerz durch die Hand des Silberhaarigen und brachten ihn kurz erschrocken zum Japsen. Sofort zuckte er mit dieser zurück.
„Was war das? Ist das auch ein Teil der Prüfung."
„My Lord!" riefen seine Getreuen gleichzeitig und machten einen Schritt auf ihn zu.
Jedoch schüttelte der junge Mann den Kopf und antwortete ruhig: „Keine Sorge. Ich habe mich nur erschreckt. Das ist alles."
Erneut führte er die Hand zum Tor. Der Braunäugige bereitete sich auf weiteren Schmerz vor. Jedoch blieb dieser zu seiner Erleichterung aus.
Mit einem leichten Stoß nach vorne öffnete sich das Tor mit gewaltigen Knarren und leichten beben der Erde unter den Prüfling und seinen Begleitern.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Takumi in die Finsternis vor seinen Augen.
„Soll ich wirklich eintreten?"
Kurz blickte der junge Prinz zurück zu seinen Geschwistern, dann schüttelte er zum wiederholten Male den Kopf und schloss kurz die Augen.
„Nein! Ich will nicht der ewige Zweite bleiben! Ich möchte nicht verlieren."
Entschlossen und einmal tief ein und ausatmend begann er sich auf die Düsternis vor sich zu bewegen.
„Dann kommt!"
Wie der Silberhaarige es gesagt hatte folgten seine drei Begleiter den Prinzen.
Langsam gewöhnten sich die braunen Augen des Bogenschützen an die Dunkelheit vor ihm.
Doch plötzlich erhellte sich der Raum schlagartig und blendete den jungen Mann.
Sofort hob Takumi seine Arme schützend vor seine Augen und schloss sie für einen Moment.
Zur selben Zeit hörte er das zuschlagen eines Tores.
Erst zögernd öffnete der Braunäugige seine Augen und sah zu dem Tor durch den sie eben getreten waren.
„Dann hat damit wohl die Prüfung begonnen."
Doch gerade als er das dachte und sich umschauen wollte, erschallte eine Stimme.
„Ihr müsst nach so einem langen Aufstieg müde sein. Wenn ihr jedoch Beberast wollt, müsst ihr die Prüfungen bestehen, die nun vor euch liegen. Nur dann ist es euch möglich, die Tür zum obersten Stockwerk zu öffnen."
Verwirrt blickte sich Takumi um, drehte sich auf der Stelle, um die Person ausfindig zu machen, von der die Stimme kam.
Einzig und allein konnte der junge Mann die kargen Holzwände erkennen und eine Treppe etwa vier Meter von ihm entfernt.
Entspannt trat Azura auf Takumi zu und deutete auf die Treppe: „Wir sollten weiter gehen. In diesem Raum scheint es keine Aufgaben für uns zu geben."
Misstrauisch musterte der Silberhaarige die junge Frau: „Warum bist du dir da so sicher?"
Azura seufze: „Takumi, vertraue mir doch nur einmal."
Doch bevor der Braunäugige nur widersprechen konnte, setzte sich die Skaldin gefolgt von seinen Getreuen in Bewegung.
Brummend sah der junge Mann ihnen nach, bevor er ihnen widerwillig die Stufen nach oben folgte.
„Wessen Prüfung war das nochmal?! Diese Skaldin!"
Als sie das nächste Stockwerk erreichten, blickte sich der Bogenschütze suchend um. Erblickte bis auf seine Gefährten aber niemanden.
„Soll das ein Witz sein?! Ich dachte das wäre eine Prüfung und nicht ein: Hey wir besuchen eben den Regenbogenweisen."
Doch plötzlich fing Takumis Kopf an zu dröhnen. Schmerzhaft zuckte der junge Mann zusammen und packte sich an die Stirn.
„Was ist das so plötzlich?"
Wäre das noch nicht schlimm genug für den jungen Prinzen erschallte darauf eine ihm vertraute Stimme in seinem Kopf.
„Wow! Das ist Klasse, Nii-chan!"
„Du bist ein Klasse Bogenschütze!"
„My Lord, Takumi, Vorsicht!"
Schlagartig öffnete der Silberhaarige die Augen. Oboro stand mit erhobener Lanze vor ihm und schien einen Gegner abzuwehren.
Geschockt guckte er seine Getreue an und fragte stotternd: „A-aber vorhin war hier noch niemand."
Die Blauhaarige schwang ihre Lanze zu ihrem Gegner und brachte so etwas Raum zwischen sich und der merkwürdigen Gestalt, die so lebendig aussah.
„Dieser nohrische Abschaum ist urplötzlich aufgetaucht!" knurrte die junge Speerkämpferin und hob erneut ihre Lanze.
„Nohrischer Abschaum?"
Doch bevor der Braunäugige auch nur weiter nachdenken konnte, sprintete die junge Frau erneut auf die Person zu.
„Warte, Oboro!" rief der Bogenschütze ihr noch hinterher, jedoch schlug die Braunäugige auf die Person ein.
„Was tut sie da bloß?"
„Ich werde euch Nohren nie verzeihen!" schrie sie und holte mit kräftigen Bewegungen aus.
Langsam stand Takumi auf und blickte immer noch fassungslos die Blauhaarige an.
„Was ist nur los mit ihr? Da ist nichts!"
„Oboro, was tust du da bloß?!"
Doch plötzlich wurde der junge Prinz am Arm gepackt und etwas mit geschliffen.
„Es hat keinen Sinn. Sie ist darauf reingefallen," sagte die Person, die seinen Arm ergriffen hatte.
An den nur leichten Druck an seinem Arm konnte der Braunäugige mit Sicherheit sagen, dass es Azura war.
„W-wie meinst du das?" fragte Takumi und folgte der Blauhaarigen widerwillig.
„Es ist Teil von Beberast Prüfung," antwortete sie knapp und rannte weiter, ohne ihr Tempo auch nur zu verlangsamen.
Keine Minute später hatte sich auch Hinata den Beiden angeschlossen. Immer und immer wieder sah der Braunhaarige zurück zu seiner Kameradin. Mit zitternder Stimme fragte der Getreue: „Müssen wir sie wirklich zurück lassen? Wird sie zu uns aufschließen können?"
„Das entscheidet Beberast."
Gemeinsam eilten die verbliebenen Drei weiter. Stapften die nächsten Treppen hoch, um den ihnen Unbekannten neuen Raum zu betreten.
Kaum hatte Takumi die letzte Stufe berührt, spürte er erneut diese Kopfschmerzen. Nur dieses Mal verschwamm der Raum vor dem jungen Mann.
Als der Prinz die Augen wieder öffnete befand er sich auf eine etwas abgelegeneren Straße. Mit schnellen Blicken sah sich der Siberhaarige um.
„Ich kenne diese Straße. Sie liegt nahe des Schlosses Shrasagi."
Plötzlich hörte der Braunäugige einige Kinderstimmen.
„Sieh dir diese Ohren an!"
„Sie sieht aus wie ein Troll!"
Takumi drehte sich zu den Stimmen und erkannte vier Kinder, die um ein Mädchen standen, welches schluchzte.
„Hört sofort auf damit!" ertönte eine Jungen Stimme nahe neben den Bogenschützen.
Verwirrt blickte er zur Seite, um einen langhaarigen Jungen mit genauso silbernen Haar wie sein eigenes vorzufinden.
Der Junge lief auf die Truppe zu und stellte sich mit ausgestreckten Armen vor das Mädchen.
„Lasst sofort meine Schwester in Ruhe!"
Takumis Augen weiteten sich.
„Ich kenne diese Szene...Aber wer ist dieses Mädchen bloß?"
„Was willst du? Muss sie sich schon von ihrem kleinen Bruder helfen lassen?!" lachte einer der Jungen auf, während die anderen mit einstimmten.
Knurrend und mit herausfordernden Augen sah der Junge, der das Mädchen beschützte auf den Jungen vor sich: „Mir reicht es!"
„Takumi nicht!" rief das Mädchen. Jedoch eilte der Silberhaarige nach vorne.
Nahe zu sofort verschwand das Szenario vor den Augen des Bogenschützen und er befand sich wieder im dritten Prüfungsraum wieder.
Immer noch mit pochenden Kopf, hielt sich Takumi eine Hand an die Schläfe.
„Was ist das bloß?"
Fragend blickte sich der junge Mann um. Erst erblickte er Azura, die mit einer Hand die Wände abging und etwas zu suchen schien, während Hinata mit einem Fuß ungeduldig auf den Boden stampfte.
„Hier ist doch nichts! Keine Zeit hier länger rumzulaufen," brummte der übereifrige, junge Mann und eilte voraus.
Ohne zu zögern rief Azura ihm nach: „Hinata, bleib sofort stehen!"
„Was hast du gesagt?"
Plötzlich war ein lautes Klacken zu vernehmen.
„Was war das?"
Doch ehe Takumi auch nur reagieren konnte, eilte die Skaldin an ihm vorbei und drückte Takumi ihre Bronzenaginata in die Hand.
Im nächsten Moment bemerkte der Silberhaarige, warum die Blauhaarige losgelaufen war. Einige Platten unter Hinatas Füßen begannen wegzubrechen.
Es dauerte keine Minute, da hatte die junge Frau den Braunhaarigen erreicht und am Arm gepackt, um ihm vor einem Absturz zu bewahren.
Jedoch rutschte die Skaldin mit ihrem linken Fuß aus und rutschte in die schwarze Tiefe.
„Azura!" rief der junge Bogenschütze und machte einen Schritt nach vorne.
Im letzten Moment konnte der junge Samurai noch das Handgelenk der jungen Sängerin packen und stützte sich mit seinem Arm am Abgrund ab.
„Lass los, Hinata! Sonst stürzt du auch noch," rief die Frau von ihrer misslichen Lage aus.
„Nein, das werde ich nicht!" knurrte der junge Mann unter Schmerzen, da ihr Gewicht an seinem Arm zerrte.
Mit weit aufgerissenen Augen und wie erstarrt blickte Takumi seinen Getreuen an.
„Was soll ich bloß tun? Werde ich auch abstürzen?"
Verzweifelt knirschte der junge Adlige mit den Zähnen und packte fester an die Naginata.
Erneut schossen ihn die Erinnerung an seine Kindheit in den Kopf.
Auf einmal kam ihn die Idee. Sofort eilte er an die Seite seines Getreuen. Fragend musterte sein Getreuer ihn, doch als er sah, dass er die Naginata senkte und ins Loch schob, fing der Braunhaarige an zu Lächeln.
„Azura, halt dich an der Naginata fest! Wir ziehen dich hoch!" rief der Prinz so glaubwürdig wie möglich in das Loch hinunter.
Keine Minute später bemerkte der junge Mann eine Last an der Naginata. Kurz nickte er seinen Getreuen zu. Dann zogen sie mit gemeinsamen Kräften die junge Frau nach oben.
Als die junge Frau endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, saßen Takumi und Hinata keuchend vor ihr.
Mit einem dankbaren Lächeln bedankte sich die Blauhaarige und stand keine Minute später auf: „Danke, dass ihr mich gerettet habt."
Bestätigend den Daumen hebend hievte sich nun auch Hinata auf die Beine.
Einen Moment beobachtete der junge Adlige seine beiden Kameraden, stand dann aber auch lächelnd auf.
„Sollen wir weiter gehen?" fragte der junge Prinz und schritt voran.
„A-aber was ist wenn wir wieder auf so ein Ding treten?!" fragte der Samurai aufgeregt.
Doch Azura fing nur an zu lachen: „Sieh dich um."
Fragend musterte Hinata seine Umgebung. Überall auf den Boden waren kleine, oder auch größere Löcher zu erkennen.
Auch Takumi konnte sich ein Lachen nicht verkneifen: „Ich würde sagen. Auf eine merkwürdige Art hast du uns gerade den Weg zum nächsten Raum offengelegt."
Einige Male sah der Braunhaarige zwischen den Beiden hin und her, bis er verstanden hatte, was überhaupt passiert war. Doch dann fing er lachend und verlegen sich am Nacken zu kratzen: „Natürlich! Das war alles Teil meines Plans!"
Belustigt lachte der Silberhaarige nochmal, bevor er voranschritt.
Auch in diesem Raum blieben ihn die Kopfschmerzen nicht erspart. Auch dieses Mal hörte er Stimmen in seinen Kopf.
„Du bist super, Schwester! Ich habe noch nie gesehen, dass jemand Hinata so schnell auf die Bretter geschickt hat."
„Natürlich, habe ich das wir wollen doch nicht immer hinter Vater und Ryoma stehen."
Doch als der junge Mann die Augen aufschlug, erblickte er für einen kurzen Moment ein weites Feld. Eine mit Gras bewachsene Ebene.
Mit strahlenden Augen eilte Hinata voraus und lachte glücklich: „Seht euch das an! Haben wir ohne es zu bemerken etwa schon das Heiligtum durchquert?"
Sofort schloss der Prinz die Augen und schüttelte den Kopf.
„Das konnte doch nicht real sein?"
Kurze Zeit später öffnete der Braunäugige seine Augen wieder.
Wie der junge Mann es vermutet hatte, war das Feld nur eine Illusion gewesen, jedoch schien sein Getreuer weiterhin darin gefangen zu sein.
Knurrend rief der Adlige seinen Getreuen zu: „Hinata, das ist eine Illusion hör auf dich durch die Gegend zu drehen!"
Doch der Braunhaarige schien ihn nicht zu hören und bewegte sich auf eine Rüstung zu, die in einer der Ecken des Raumes standen.
Schweigend beobachtete Azura das Szenario und rührte sich nicht.
Plötzlich vernahm Takumi ein raschelndes Geräusch und bemerkt, dass sich die Rüstung zu bewegen begann. Ohne zu zögern versuchte er den Bogen seiner Mutter zu spannen.
Energisch versuchte sich der Silberhaarige die blau-grüne Sehne von damals vorzustellen, aber jedes Mal als er sie vor seinem geistigen Auge sah, ertönten Stimmen in seinen Kopf.
„Nächstes Mal kämpfen wir zusammen."
Immer und immer wieder versuchte der Braunäugige verzweifelt die Sehne zu beschwören, aber diese Stimme vernebelte ihn seine Sinne.
Schlussendlich öffnete der junge Mann die Augen und eilte ohne weiteres Zögern zu seinen Getreuen.
Langsam hob die Rüstung den Arm mit der Axt in der Hand und ließ sie auf den jungen Samurai donnern.
Im letzten Moment rutschte Takumi zwischen die Axt und seinen Getreuen und hielt seinen Bogen schützend vor sich und seinen Getreuen.
„Verdammt wach auf, Hinata!" brummte der Adlige und stemmte sich mehr gegen seinen Bogen, um die Axt nicht näher kommen zulassen.
Doch als den Bogenschützen seine Kraft verließen, ertönten Schritte auf den Holzboden.
Keine Minute später spürte der Prinz einen Lufthauch vor sich und sah etwas kurz aufblitzen.
Mit einem lauten, scheppern brach die Rüstung vor Takumi zusammen.
Mit geweiteten Augen musterte der Langhaarige die junge Skaldin, die noch einmal auf die Rüstung runter schaute.
Der Adlige schluckte einmal heftig den Kloß in seinen Hals runter.
„Wie macht sie das? Wer ist sie wirklich?"
Doch bevor Takumi auch nur weiter nachdenken konnte, packte Azura den jungen Mann erneut am Arm und zwang ihn ihr im selben Tempo zu folgen.
„Wie ich sehe haben wir keine Zeit zu verlieren!" rief die junge Frau und eilte die Treppen hinauf.
Stolpernd fiel der junge Prinz die letzte Stufe und landete keuchend auf den Holzboden.
„Was ist das bloß für ein Gebäude?"
Doch gerade als der Siberhaarige aufstehen wollte, ertönte eine Kinderstimme vor ihm: „Endlich bist du zum Spielen gekommen, Nii-chan!"
Schlagartig zuckte der Braunäugige zusammen und richtete seinen Blick in Richtung der Stimme.
Er erschrak.
„Das Mädchen aus meinen Erinnerungen!"
Fragend legte die Weißhaarige den Kopf zur Seite: „Was ist los, Takumi, Nii-chan? Willst du nicht aufstehen und rüber kommen?"
Wie von selbst begann sich der junge Mann zu erheben. Seine Hand lag zitternd am Bogengestell des Fujin Yumi.
„War es war? Ist sie meine verlorene Schwester?"
Doch gerade als der Bogenschütze einen Schritt auf sie zu machte, eilte das Mädchen zu einer Rüstung.
Erst als Takumi näher trat, erkannte er, dass es keine Rüstung war, sondern
„Leo, Nii-chan! Da ist ein böse drein guckender Mann. Bitte beschütze mich," flehte das Mädchen und zerrte an einem Teil der dunklen Rüstung.
Sofort drehte sich die Person zum Braunäugigen um und fuhr mit einer Hand über das Buch in seinen Händen.
„Lass dich nicht drauf ein Takumi! Denk daran es ist nur eine Illusion!"
Eine Stimme ertönte im Kopf des jungen Mannes, jedoch war er zu sehr damit beschäftigt sich auf seinen Bogen zu konzentrieren.
„Warum funktioniert das nicht?! Er greift gleich an!"
Wie auf ein Stichwort schnellten Bäume vor dem Silberhaarigen aufblitzen. Im letzten Moment konnte der Adlige noch ausweichen.
Jedoch blieb den Prinzen nicht lange Zeit, um einen Angriff zu planen, denn erneut schossen Zauber auf ihn ein.
„Lass dich nicht drauf ein Takumi! Denk daran es ist nur eine Illusion!"
„Verdammt hör auf!"
In diesem Moment schnellte Takumi nach vorne und donnerte sein Bogengestell auf den blonden Mann.
Keine Minute später löste sich dieser in Luft auf und ließ das Mädchen alleine.
„Habe ich dich!" rief der Braunäugige und ging leicht auf die Knie, um mit der Weißhaarigen reden zu können.
Diese grinste aber nur hämisch: „Glaubst aber auch nur du."
Wie der Mann zuvor streckte sie die Hand aus. Runen bildeten sich um ihre Hand.
Keine Sekunde später schnellte eine Wand aus Feuer vor Takumi empor.
Mit schnellen Schritten schritt der Langhaarige zurück, um jedoch zu bemerken, dass er im Feuer gefangen war.
„Lass dich nicht drauf ein Takumi! Denk daran es ist nur eine Illusion!"
Der junge Mann lief im Kreis, versuchte einen Ausweg zu finden. Doch einzig und allein das Lachen des Mädchens war zu hören.
„Verdammt! Was mache ich jetzt? Wenn das so weiter geht, bin ich gleich ein Häufchen Asche!"
Doch plötzlich ertönte etwas in seinem Kopf. Einzig und allein eine leise Stimme erklang in seinen Gedanken.
„Du bist die grauen Wellen des Ozeans, dafür bestimmt,
Leben jenseits des Ufers, das nicht erreichbar scheint, zu suchen
Wenn sich das Wasser jemals verändert, fließt wie die Zeit,
Ist es an dir, den Pfad zu erklimmen."
Verzweifelt schüttelte der Silberhaarige den Kopf, legte seine Hände auf diesen und versuchte diese Stimme zum schweigen zu bringen. Jedoch ertönte sie nur noch lauter und brachte ihn dazu sich langsam zu entspannen.
Flackernd öffnete Takumi die Augen.
„Es ist alles nur eine Illusion!"
Erschrocken rief das Mädchen vor ihm: „Du darfst die Augen doch nicht öffnen!"
„Halt die Klappe! Du bist nichts weiter als eine Erinnerung!" fauchte der junge Adlige und richtete seinen Bogen auf die Weißhaarige.
Die Rotäugige legte eine Hand entsetzt auf ihre Brust: „Du würdest doch nicht deine geliebte Schwester töten?"
„Du bist nicht meine Schwester! Du bist eine Illusion des Regenbogenweisen!"
Mit diesen Worten sah Takumi auf das Bogengestell und stellte sich die Sehne vor.
Plötzlich erleuchtete der Bogen in hellem Licht. Eine Sehne aus blau-grünen Licht bildete sich im Bogen, doch das war nicht das einzige. Anders wie beim ersten Mal als er das Fujin Yumi benutzt hatte, bildete sich sofort ein Pfeil an der Sehne.
„Verschwinde! Es ist mein Wunsch diesen Bogen zu führen und ab heute werde ich das auch! Ich werde nicht aufgeben meine wahre Schwester noch einmal wiederzusehen!" Langsam ließ er die Sehne aus seiner Hand gleiten. Der Pfeil flog in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf die Illusion zu. Mit einem lauten Knall erlosch der Pfeil und auch die Illusion vor Takumis Augen.
Funkelnde kleine Splitter fielen von der Decke.
Blinzelnd blickte der Bogenschütze auf seinen Bogen. Zu seiner Überraschung war die Sehne nicht erloschen.
„Habe ich es geschafft? Kann ich das Fujin Yumi führen."
Kurz schüttelte der Adlige den Kopf und sah zu Azura, die auf der letzten Stufe der Treppe stand und ihn lächelnd musterte.
Lächelnd musterte er die junge Frau, dann fragte der Silberhaarige sie: „Sollen wir weiter gehen?"
Doch gerade als die Skaldin nicken wollte, war ein klatschen von der anderen Seite des Raumes zu vernehmen.
„Nicht nötig, Erwecker des Fujin Yumi."
Verwirrt richtete der Braunäugige seinen Blick in die Richtung, aus der ein älterer Mann, gestützt auf einen Stab kam.
„A-ber sind nicht noch zwei Räume übrig?" fragte der junge Bogenschütze.
Lachend strich sich der Mann durch seinen weißen Bart: „Das wäre es, aber warum? Ist doch nicht nötig."
„Nicht nötig."
„Da du die Prüfung bestanden hast," lachte der Mann erneut.
„Aber ich muss Beberast sprechen," plädierte Takumi. Doch der junge Mann nahm nur das kichern von Azura war.
„Was war den auf einmal mit der los?...Moment."
„S-sie sind Beberast?!"
Doch der alte Mann nickte einfach nur und drehte Takumi und Azura den Rücken zu und sprach: „Folgt mir. Ihr müsst wirklich müde nach der Prüfung sein."
Erst jetzt merkte der Silberhaarige seine schmerzenden Beine, welche wohl vom Aufstieg zum Heiligtum kamen.
Jedoch beunruhigte den jungen Mann noch eine Sachen. Doch gerade als der Prinz fragen wollte unterbrach ihm Beberast.
„Deinen Getreuen geht es gut. Sie ruhen sich im hinteren Teil des letzten Raumes aus. Dann kommt ihr Beiden. Ich bringe euch zu ihnen."
Zögernd sah Takumi zu Azura, die bestätigend nickte. Keine Minute später folgten die Beiden Beberast.

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Fire Emblem Fates Wish of revenge
FanfictionSein Vertrauen vernichtet durch ihre Wahl. Takumis Wut über Nohr flammte erneut auf als sich seine Schwester, Kamui, für ihre nohrische Familie entschied. Sein Hass gegen seine eigene Schwester steigt ins unermessliche, vernebelt seinen Verstand. Ab...