❊ Kapitel Vier: Nach Ironforge ❊

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"Guck gefälligst weg!"
"Jetzt stell dich nicht so an, Jineelein."
Eine Stunde ... Ich hatte ihn bereits eine Stunde an der Backe und schon stand ich oben ohne da.
"Warum genau musstest du mich jetzt hierher bringen?" fragte ich, während ich mich hinter einer Abtrennwand vor meinem Begleiter versteckte.
Thorne war auf die schwachsinnige Idee gekommen, mich zu einem Lederverarbeiter zu bringen und nun stand ich hier.

"Weil du ein Messer im Bauch stecken hattest! Wolltest du etwa die ganze Zeit mit einem löchrigen und blutigen Oberteil herumlaufen?" antworte Thorne und machte es sich Rittlinks auf einem Stuhl bequem.
"Das nicht.." gab ich zögerlich von mir: "Aber es gibt doch Magier, die das hätten erledigen können."
Thorne stöhnte theatralisch auf. "Und dann leiden die kleinen Leute darunter. Die Magier können mit so vielen Sachen ihr Geld verdienen, da finde ich es nur richtig auch den kleinen Leuten zu helfen."
Ich runzelte die Stirn und trat ans Ende der Abtrennwand, nur um Thorne mit hochgezogener Augenbraue anzusehen. "Du hast gar kein Gold für einen Magier, richtig?"
"Verdammt richtig."

"Und die 10.000 Gold die du als Siegerpreis versprochen hattest?" fragte ich schließlich etwas gereizt nach. Thornes Blick wanderte zu der Holzdecke des Hauses, während sich seine Fingerspitzen immer wieder kurz berührten. "Nun ... Was das angeht ... Habe ich vielleicht ein bisschen geflunkert." gab er zu.
"Geflunkert? Wie viel Gold hast du?" War ich etwa wirklich gerade schockiert über dieses Exemplar von Mann?

"So knapp um die 100. Mehr oder weniger."
"Bitte WAS?" schrie ich auf und trat hinter der Abtrennwand hervor. Dabei vergaß ich für einen Augenblick, dass ich oben herum mehr preisgab, als mir lieb war.
Ein Grinsen legte sich auf Thornes Gesicht, während er mich eingehend musterte. "Sexy Unterwäsche, Jineelein! Jetzt kann ich mir auch vorstellen, was unter deinem Rock ist" zog er mich auf.
Sofort schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper, auch wenn es eh schon zu spät dafür war.

"Lenk jetzt bloß nicht vom Thema ab! Wie kannst du behaupten, dass du so viel Gold hast und auch noch auf mich Wetten?"
"Ganz einfach." Thorne erhob sich von seinem Stuhl und trat langsam auf mich zu. "Weil es Bestimmung war. Man sagte mir, du würdest kommen. Ich wusste bereits, dass du diesen Mann besiegen wirst." Nun stand er ganz nah vor mir und seine großen Hände lagen auf meinen Schultern und fuhren schließlich hinab zu meinen Oberarmen. "Deshalb, Jinee, habe ich ohne Bedenken auf dich gewettet."

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Er hatte es gewusst? Hatte ich deshalb dieses unbändige Gefühl in mir gehabt, dass mich gedrängt hatte nach Goldhain zu gehen? Weil es unsere Bestimmung war?
Augenblicklich suchte ich seinen Blick, und als ich ihn fand, sah ich nur Schelm in seinen Augen. Der verarschte mich!
Sofort riss ich mich von ihm los und zog ihm das Erste über den Kopf, was ich zu fassen bekam. "Du Idiot!"
Thorne lachte und hielt sich den Kopf. "Das habe ich wohl verdient."

Ich antwortete nicht darauf, die konnte er sich wahrscheinlich eh denken. Stattdessen fragte ich einfach "Warum?"
"Warum was? Warum habe ich geflunkert? Warum begleite ich dich? Warum sehe ich so verdammt gut aus?"
"Gott, was stimmt nicht mit dir?" platzte es aus mir heraus.
"Das sollte ich dich lieber fragen. Jede Frau wäre mir schon längst verfallen. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mit dir gehe. Ich glaube, hinter deiner Mauer steckt eine Jinee die es kaum erwarten kann auch mir das Hemd auszuziehen."

Bevor ich auch nur die Chance hatte ihm wieder etwas über den Kopf zu ziehen, trat eine ältere Frau mit meinem Oberteil herein. Feine Fältchen zogen sich über ihr blasses Gesicht und ihre grauen Haare hatte sie zu einem strengen Knoten zusammengebunden.
Sofort nahm ich es dankend entgegen und zog es an, ehe ich ein freundliches Lächeln aufsetzte, dass für meine Verhältnisse etwas gezwungen wirkte. "Vielen Dank! Mein Begleiter wird die Rechnung übernehmen und Ihnen ein dickes Trinkgeld da lassen." sagte ich und klopfte Thorne auf die Schulter, ehe ich das Geschäft verließ.

Die Wächterin von G'HanirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt