30 Jakos POV

34 3 0
                                    



Der Kerl war doch echt lebensmüde.

"Bleibst du hier bei Frodo und Fabienne ich such ihn.", sagte ich während ich meine Schuhe bereits anzog und meine Jacke und eine Warme Decke holte.

Felix nickte und gab mir einen leichten Kuss. "Beeil dich, bei den Temperaturen kühlt man viel zu schnell aus.", ermahnte mich Felix und ich rannte den Fußspuren hinterher.

Bloß gut hatte es heute frisch geschneit, sonst hätte sich die Suche durchaus schwieriger gestaltet.

Weit war Flo auch nicht gekommen, ich fand ihn zusammengerollt in den Dünen. Seine Lippen waren blau und auch seine Hände und Füße begannen eine leichte Blaufärbung anzunehmen.

"Oh Gott, Flo, was machst du für Sachen.", flüsterte ich leise und rannte zu ihm.

Zu meiner Überraschung schlief er. Ich kniete mich neben ihn und rüttelte sacht an seiner Schulter.

"Flo? ... Flo ... Aufwachen!.", er atmete zwar, aber er reagierte nicht.

Dann musste er jetzt da durch, ich konnte ihn nicht alleine bis nach oben tragen. Ich legte ihm die Decke um und redete dann auf ihn ein:

"Flo? ... gut... ähm ... ich hoffe, du hilfst mir trotzdem irgendwie. Ich zieh dich jetzt auf die Beine und dann müssen wir dich ganz schnell ins Warme bringen. ... Ok ... ich zähle jetzt bis drei ... eins ... zwei ... drei ..." , bei drei zog ich ihn auf die Beine, legte seinen Arm um meine Schulter und hielt ihn an der Hüfte fest. Nach fünfzig Metern musste ich verschnaufen. Flo war schwerer, als ich dachte. In vier Etappen schaffte ich es endlich Flo durch die Haustür in die warme Küche zu bugsieren.


"Ich hab den Ofen extra hochgeheizt, setz ihn hier ab.", sagte Felix und stellte ein Stuhl parat.

"Das allein wird nicht viel nützen. Er schläft oder ist ohnmächtig, das weiß ich nicht. Wir müssen ihn festhalten ...", erwähnte ich und wartete ab, was Felix machen würde.

"Gut, vielleicht ist er im Fieberwahn Schlaf gewandelt. ... Seine Stirn ist auf jeden Fall verdammt heiß. ... Warte du hier. Ich geh oben die Heizung aufdrehen und ein heißes Bad einlassen. Wir müssen ihn aber erst wach bekommen.", versuchte er sich alles zu erklären, dann schaute er mich an: "Was meinst du? Erst Ohrfeige oder erst Wasser?", fragte er mich Schulterzuckend.

Durch den Schnee war er nicht aufgewacht, also entschied ich mich für die Ohrfeige.

"Aber dreh bitte erst Fabienne um. Auch wenn sie sich daran nicht erinnern wird, will ich nicht, dass sie das sieht.", sagte ich und schaute auf Fabienne, die in ihrem Maxi Cosi auf dem Tisch stand.

Felix nickte und dreht die Maus um, kurz murrte sie rum, da ihr der Sichtwechsel scheinbar nicht gefiel, war dann aber ruhig.

"Ich halt ihn weiter fest. Tu dir keinen Zwang an.", sagte ich zu Felix.

Er zögerte noch leicht, aber nach einem weiteren Moment holte er aus und verpasste Flo eine saftige Ohrfeige.

Der Kerl schlief aber weiter.

"Gut, dann wohl das Wasser.", murmelte Felix und holte eine Schüssel voll mit kaltem Wasser.

Er schaute mich entschuldigend an. Ach verflixt ich würde ja auch ...

"WHAT ...?", schrie Flo begleitet von einem Hustenanfall, als er vom eiskalten Wasser geweckt wurde und aufsprang, im selben Moment wie ich vermutlich auch einen empörten Laut von mir gab. Dass ich auch nass werden würde, daran hatte ich gar nicht gedacht.

"Sagt mal, gehts euch noch ganz Tacho?", krächzte Flo und schaute uns fragend an. Erst da bemerkte er seinen Aufzug und das seine Hände blau waren und er zitterte.

"Was geht hier vor?", fragte er dann schon ein wenig ruhiger.

Ich erklärte ihm bibbernd was passiert war und er hörte aufmerksam zu.

"Genug geredet. Ich lass Flo jetzt ne heiße Wanne ein und du gehst auch gleich in eine, sobald ich wieder da bin. Irgendwer muss ja bei Fabienne bleiben.", bestimmte Felix und zog den bibbernden und hustenden Flo nach oben.

Ich setzte mich zu Fabienne, die ein Stofftuch von unten bis oben vollgesabberte hatte. "Hier ist ein Trubel, ne? Was hast du dir da nur für eine Familie ausgesucht?", fragte ich sie laut. Sie starrte mich mit ihren tiefblauen Äuglein an. Diese Augen hatten Frodo und seine Schwester bestimmt gemeinsam. Nur allein wegen der Augen, könnte man meinen, es wäre Frodos leibliche Tochter.

"Hey Jako ... ist alles in Ordnung? Wieso bist du denn so klatschnass?"

Frodos Stimme hatte mich überrascht und überrumpelt zugleich.

"Ich ... äh...", Gott sei Dank kam meine Erlösung in Gestalt von Felix zur Tür herein. "Frodo? Ich dachte, du schläfst noch.", sagte er überrascht. "Ja, ick konnt nicht mehr schlafen. Aber wat is hier bitte los? Warum ist Jako so triefend nass und die Küche auch?"

"Sagen wir's mal so...dein Mann hat sich entschlossen auf Wanderschaft zu gehen, alleine, ohne Schuhe oder Jacke und das schlafend.", fasste Felix kurz und knapp zusammen.

"Ähhh ... Wat? .... Und warum ist Jako dann so nass?"

"Die Ohrfeige, die ich Flo gegeben hatte, hat nicht gezogen, also hab ich ihm kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, Jako hielt ihn fest, damit er nicht vom Stuhl fiel. .... Keine Angst dein Männel ist jetzt in der heißen Badewanne. Aber wir müssen das Fieber gesenkt bekommen, nicht das er noch Mal abhaut.", schloss Felix die Erklärung und an mich gewandt sprach er weiter: "Und du solltest auch dringend ne heiße Dusche nehmen."

Ich nickte und verschwand dankbar im Badezimmer.

Innocence ~ Lost and FoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt