86 Frodos POV

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Es war schon spät und eigentlich wunderte ich mich, wer uns um diese Uhrzeit noch anrief.

Trotzdem nahm ich ab und redete mit einem Arzt, wie sich herausstellte Sinas Arzt.

Wir sollten sofort ins Krankenhaus in Neukölln kommen, warum verriet er nicht.

Florian stand auf einmal neben mir.

"Was ist los?"

"Das war das Krankenhaus, sie haben wegen Sina angerufen, weil wir ihre 'Im Notfall benachrichtigen- Kontakte' sind. ... Warum weiß ich aber auch nicht.", antwortete ich ihm leise.

"Ok, ich rufe Felix an, sie nehmen Fabi bestimmt."

Kurze Zeit später haben wir unsere schlafende Maus in Felix Arme gelegt und waren auf dem Weg zu Sina.

"Wir hätten eher mit ihr reden sollen. Wir haben das viel zu lange aufgeschoben.", sagte ich bedrückt.

"Ja, aber egal was passiert war, wir können es jetzt eh nicht mehr ändern.", versuchte Florian uns ein wenig zu beruhigen.

Im Krankenhaus selbst suchten wir erst einmal den Arzt, der uns angerufen hatte.

Doktor Rosenthal, nahm uns in Empfang.

"Ich darf ihnen nicht viel sagen, aber Frau Bormüller braucht jetzt vertraute Gesichter um sich herum.", sagte der Arzt und brachte uns zu ihr.

Als ich Sina sah, erschrak ich. Sie hatte nichts mehr, von der fröhlichen jungen Frau heute Nachmittag.

Sie lag zusammengekrümmt auf dem Bett und weinte.

Ich hockte mich direkt vor ihr hin und nahm ihre Hand, strich behutsam über Sinas Kopf.

Sie schaute auf und sah mich traurig an.

"Es ... es tut ... mir ... so leid ... so unendlich leid.", schniefte sie weinend.

"Hey, es wird alles wieder gut, Sina. Wir sind für dich da. Egal was ist wir ...", versuchte Flo sie zu beruhigen, wurde aber von Sina unterbrochen.

"Nein, nichts wird wieder gut ... ich hab es verloren ... es ist nicht mehr da ...", weinte Sina bitterlich und hob ihre Decke.

Die deutliche Kugel von heute Nachmittag war nicht mehr da.

Ich sah, wie Florian und auch mir einige Tränen die Wangen hinab kullerten.

Aber das hinderte uns nicht, Sina in unsere Arme zu ziehen und uns gegenseitig Trost zu spenden.

"Es ... es ist alles .. meine Schuld.", japste sie und legte schützend ihre Hände auf ihren Bauch, auch wenn es nichts mehr zu beschützen gab.

"Für sowas kann niemand etwas, Sina. Es ist der Lauf der Zeit.", versuchte Florian sie zu beruhigen, auch wenn es ihm genauso zu schaffen machte wie mir.

"Doch ... Jörg ... er ...", begann sie zu erklären, wurde aber von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

Zwei Polizisten betraten das Zimmer und Sina weinte noch mehr.

Sie stellten sich vor und wollten mit Sina über diesen Jörg reden.

"Dürfen wir hier bleiben? Sie sehen ja, dass es ihr nicht gut geht.", fragte ich vorsichtig und erhielt eine positive Antwort.

Wir setzten uns rechts und links neben Sina und stützten sie.

Erst da erfuhren wir von Sina, was passiert war und waren geschockt. Nicht nur das der Kerl ihr ungeborenes Kindchen getötet hatte, nein er hätte auch Sina umbringen können.

In mir wuchs eine unbändige Wut und ich hätte den Kerl gerne zusammengeschlagen, aber für Sina riss ich mich zusammen.

Der Kerl hatte sie einfach die Treppe runtergeschubst und nur, weil er vergessen hatte, die Wohnungstür bei seiner Flucht zu schließen, wurde Sina schnell von einer Nachbarin gefunden.

Sie erklärte den Polizisten in abgeschwächter Form, was das Kind anging, wie es zum Streit kam und Jörg dann ausgerastet war.

"Hätte ich bloß nichts erzählt.", weinte sie in ihre Hände und ich drückte sie einfach gegen meine Brust, gab ihr etwas Halt.

Die Polizisten verabschiedeten und sprachen noch einmal ihr Mitgefühl aus und ließen uns dann mit Sina allein.

"Sina? ... sieh uns an, bitte.", sagte Florian und ich bewunderte ihn für seine Stärke und Autorität, die er in diesem Moment ausstrahlte.

Sina schaute von ihren Händen auf und in unsere Gesichter.

"Du kannst nichts dafür. Dieser Jörg ist einfach gefährlich. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber er wurde schon mehrmals angezeigt. ... Ach Sina, ... hätten wir das nie in Erwägung gezogen, hättest du das nicht erleben müssen. Es tut mir so lei..."


Florians Stimme brach und ich nahm alle beide einfach nur in meine Arme und hielt sie fest.

Wir blieben so lange, bis Sina erschöpft eingeschlafen war und fuhren dann zu unseren Fewjar Jungs, um unsere Tochter abzuholen.

Felix sah unsere verweinten Augen und ließ uns nicht gehen.

Er verfrachtete uns in die Küche und verteilte Tee.

"Ihr bleibt heute hier. Keine Widerrede.", verkündete er uns, nachdem ich ihm alles erzählt hatte.

Er wollte uns nicht alleine lassen und Fabienne schliefe eh brav.

Schließlich willigte ich für uns alle ein und zog Florian mit mir in Tommys altes Zimmer.

Florian kuschelte sich eng an mich an und auch ich benötigte die Nähe so sehr.

Irgendwann schliefen wir eng umschlungen ein, einer ungewissen Zukunft entgegen.

Innocence ~ Lost and FoundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt