School of Wolves

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Der Wohnkomplex, so erklärte mir Bryan, war getrennt von dem Lernkomplex. Küche, Kantine, Zimmer, Freizeitbibliothek und Waschräume befanden sich also in einem riesigen zweistöckigen Gebäude.

In den oberen Stockwerken wohnten diejenigen, die sich auch nach der Schule dafür entschieden, hier zu bleiben. So gesehen beherbergte diese Schule Wölfe von 14 bis 27, manchmal 28 Jahre, damit sie hier auch studieren konnten. Deshalb hatte man auch zwei Rudel - und demnach auch zwei Stockwerke.

Die Eingangshalle war immens.
Sie glich der aus einem Fantasyfilm - ich dachte an das Schloss der Eiskönigin Elsa oder dem des Biestes aus die Schöne und das Biest, als wir eintraten.

Zwei mächtige Treppen führten in das Obere Stockwerk rechts und links hinauf und trafen sich auf einer steinernen Terrasse, unter der drei größere oben spitz zulaufende Torbögen mit Holztüren in die unteren Gänge führten. Hier wirkte es nicht wie in ebendiesen Gängen modern und wohlig, sondern eher mächtig antik.

Das Gefühl wurde von den Rüstungen und den riesigen roten Bannern untermalt, die die Halle rundherum schmückten und die kahlen Steinwände bedeckten. Die Beleuchtung? Ein riesiger Kronleuchter, der von der Decke hing, und viele viele Fackeln zwischen den immens hohen Fenstern, die den Saal in vollkommenes Tageslicht tauchten.

Und überall bewegten sich natürlich Schüler jeden Alters. Einige standen in Gruppen zusammen, andere saßen auf den Fensterbänken und lasen, schrieben, beobachteten die Anderen. Ein allgemeines Murmeln und Lachen klang von überallher, und wenn man nach oben blickte konnte man die sehen, die vom steinernen Geländer herunterblickten.

Mir blieb der Mund offen stehen bei diesem Anblick, und fast automatisch ergriff ich einen Zipfel an Bergs Strickpulli, damit er mich zum Ausgang führte, während ich all das in mich aufnehmen konnte.

Auch die Eingangs...pforte ließ nicht zu wünschen übrig. Außen flankiert von steinernen Statuen, zwei mächtigen Wölfen, ragte sie meterhoch über jedem Schüler auf und lud mit den offenen Torflügeln zum Ein- oder Austreten ein.

Bryan versteckte sein belustigtes Gesicht nur halb so gut, wie er es sich vermutlich vorstellte, doch ich ignorierte ihn so gut es ging. Die steinernen Wölfe übten eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich aus, und so trat ich näher heran, um sie zu betrachten.

Der eine saß ruhig und blickte auf die Marmortreppen hinunter, die zur Pforte hochführten. Sein Blick war stählernen und durchdringend, als würde er jeden einzelnen Vorbeigehenden einer eingehenden Musterung unterziehen.

Der andere hingegen hatte nichts von der gefassten Ruhe des ersten. Das Fell aufgerichtet und jeden Muskel zum zerreißen gespannt hatte er eine Pranke weit in die Luft gehoben, um einen unsichtbaren Gegner damit zu zerfetzen. Die Krallen funkelten lang und scharf in der Sonne, genauso wie es seine Zähne taten, die aus dem in einem mächtigen Knurren aufgerissenem Mund hervorblitzten.

"Das sind Lyka und Throphos", murmelte Berg, der hinter mich getreten war, um mit mir zum kämpfenden Wolf aufzublicken. "Die älteste Sage unserer Spezies. Die beiden setzen praktisch die Anfänge der Lykanthropie, die ersten Verbindungen zwischen Mensch und Wolf."

Der Speichel tropfte dem kämpfenden Wolf aus der Schnauze. Ein unsichtbares Feuer schien in seinen Augen zu lodern.

Ich schauderte.
"Lass uns weitergehen", beschloss ich und drehte mich zur Welt um.

Die Sonne schien strahlend hell hinter sehr dünnen Wolken, trotzdem waren die Temperaturen stark abgesunken. Der Herbst war im Anmarsch, und er kam ziemlich schnell.

Das Gebäude, das dem Wohnkomplex direkt gegenüberstand, hatte eine gebogene Fassade. Ich erinnerte mich an die Gänge, von denen man nie die Enden hatte sehen können.

Mondflüstern - Die Legende der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt