Sport

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Der Nachmittagsunterricht wurde recht angenehm. Zuerst fand ich mich allein unter Vierzehnjährigen wieder, die mir verstohlene Blicke zuwarfen, dann aber kam ein schwarzhaariges Mädchen keuchend auf den Platz gerannt. Sie musste ungefähr mein Alter haben.

"Entschuldigung", keuchte sie, während der Lehrer sie streng musterte. "Ich - wurde aufgehalten - tut mir leid."

Sobald sie genug Luft geholt und sich einen Bogen geschnappt hatte stellte sie sich neben mich. Ich hatte noch keinen einzigen Pfeil geschossen - noch hatte ich die anderen beobachtet, um ihre Technik herauszufinden. Nicht, dass es doch nicht so leicht war, wie es aussah.

"Hey!", machte sie und lächelte freundlich. Sie war in meinem Alter und wirklich hübsch. "Ich bin Madison - aber für dich gern Maddy."

Ich erwiderte ihr lächeln, als ich die Hand ergriff, die sie mir hinhielt. "Freut mich. Ich bin Caitlyn - und manche nennen mich auch Kate."

"Gefällt mir! Bestimmt findet sich aber auch etwas Besseres - ich bin der absolute Spitznamen-Vergeber."

Ich kicherte. "Pass auf, dass ich dir nicht Konkurrenz mache - ich bin verdammt gut darin, Leute nach einfallslosen Dingen zu benennen."
"Zum Beispiel?", grinste sie.
"Hättest du dich nicht vorgestellt hätte ich dich vermutlich Blümchen genannt", erwiderte ich keck.

Das entlockte ihr ein helles Lachen, dann richtete sie ihren Bogen auf.
"Hast du das schon mal gemacht?"

Ich schüttelte den Kopf.
"Keine Sorge, das ist gar nicht so schwer, ich mach das auch erst seit ein paar Wochen. Du musst es hier so halten", ich tat es ihr nach, "und dein Ellenbogen... so nach außen drehen, damit der Pfeil nicht da langschrammt."

Ich versuchte es.
"Gar nicht mal schlecht!", lobte sie. "Und den Pfeil legst du hier an, die weiße Feder hier muss nach außen zeigen..."

Und so war es, dass ich eine neue Freundschaft schloss. Maddy war sehr offen und freundlich, und sie sprach auch ohne zu zögern darüber, dass ihre Mutter ihr lange Zeit verboten hatten, auf diese Schule zu gehen, obwohl sie von Wölfen wusste.

Zuletzt aber hatte man sie mit Gewalt geholt - sie hatte ihre Mutter seitdem nicht gesehen, aber sie war sich sicher, dass sie stinksauer sein müsste.

"Am Besuchertag wird sie sicher versuchen, mich zu entführen", rollte sie die Augen.

Auch ich erzählte ihr zwischen den Schüssen, die oft sogar ihr Ziel trafen, von meiner Geschichte. Sie fand es absolut erstaunlich, dass ich unwissend gewesen war - das gab es hier wohl so ziemlich nie.

Gemeinsam gingen wir zum Reituterricht, und ich machte mich schon einmal zu den Ställen auf, während sie sich umzog. Uns stand es wohl frei, uns ein Pferd auszusuchen, also schlenderte ich von Box zu Box und begrüßte sie.

In diesem Moment war ich ziemlich froh darüber, dass ich ich schon reiten konnte. Es wäre bestimmt ziemlich angsteinflößend gewesen, zum ersten Mal auf ein Pferd zu steigen.

Neben den Boxen stand unter dem Namen des Pferdes auch seine Stärken. Demnach waren sie als geeignet für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis ausgeschildert.

Ich achtete nicht wirklich darauf, sondern konzentrierte mich auf die Tiere.

Es war ein braun-weißer stämmiger Hengst, der es mir dann angetan hatte. Ich rief ihn freundlich zu mir, und er schnupperte vorsichtig an meiner Hand, bevor er sich schnaubend abwandte und elegant seine Mähne schüttelte.

Ich grinste, als ich merkte, dass er zwar abweisend tat, aber eigentlich immer wieder neugierig zu mir herüberblickte.

Hektor, verriet sein Schild. Für sehr Fortgeschrittene. Dressur und Sprung.

Mondflüstern - Die Legende der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt