siebenundzwanzig - Ende

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Epilog

Sekunden wurden zu Minuten, die Stunden bildeten die Tage, an denen ich hier saß und hoffte, ja betete, dass er wieder zu uns kam. Ich vergoss Träne um Träne. Redete mit Kiwi über all das, was geschehen war. Als wir aus dem Gebäude kamen, erzählte Kiwi, dass Steve in der siebten, oder achten Etage von jemanden am Boden erschossen wurde. Es war ein sauberer Schuss direkt durch das Herz. Kevin hatte am Ende Liam aus dem Gebäude getragen und sofort ins Krankenhaus gebracht. Dort tischten wir allen die Lüge auf, dass wir zufällig dort vorbei kamen und ein Schuss geradewegs durch das Fenster kam und Liam in die Brust traf. Er hatte Glück hatten sie gesagt. Er läge nur im Koma hatten sie gesagt. Doch ob er je wieder aufwachen würde, wussten alle dort nicht. Es verging kein Tag, an dem ich dort am Bett saß und Liam von meinem Tag erzählte, der daraus bestand, dass ich entweder an seiner Seite war, oder begann, unsere Sachen nach Deutschland zu schicken. Wir würden in einem kleinen Dorf irgendwo in Bayern unterkommen, wenn er je aufwachte. Doch solange dies nicht der Fall war, blieb ich an seiner Seite und hoffte auf den Tag, wo er seine Augen wieder öffnen würde und mich mit diesem blau mustern würde. So, wie er es immer tat, wenn wir uns damals sahen. Es waren zwei Monate vergangen und noch immer kamen Kiwi und ich zu seinem Bett und redeten mit Ihm. Strichen Ihm über die Hand, oder meckerten mit Ihm, dass er wiederkommen solle. Ich hatte den Ärzten nie richtig zugehört und irgendwann gaben sie es auch auf, mir zu erklären, was er hatte. „Wollen wir los?" Fragte Kiwi und strich über meinen Rücken. Wir hatten Glück und die Leute vom Krankenhaus hatten akzeptiert, dass wir Ihn in ein Krankenhaus in England einfliegen lassen konnten. Es war für uns eine Erleichterung, dass wir einen Rückzugsort hatten, doch es fehlte etwas. Jemand fehlte. „Bis morgen Liam." Flüsterte ich Ihm zu und gab meinem Freund ein Kuss auf die Stirn. Kurz ließ ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen und merkte, wie ich Leichen blass wurde. Shawn stand auf dem Bürgersteig, wo nur wenige Leuten gingen und sah direkt in das Zimmer hinein. Das Fenster war offen, weshalb er auch mich gut sehen konnte. Mit einem Lächeln grüßte er mit zwei Fingern und Verschwand kurz darauf in der Menschen Menge, die in dem Moment kam. Er wusste also, was mit Liam war.
Die Fahrt verlief so wie immer still und jeder von uns beiden ging seinen eigenen Gedanken nach. Wir fuhren mit Kiwis Auto, da das kleine Auto, welches Liam und ich fuhren, uns einfach zu sehr deprimierte. Es stand in der Auffahrt und ich saß bereits einige Male drin, doch Jedes Mal stieg ich weinend aus und wusste nicht wohin. Sein Zimmer war unberührt und ich bildete mir ein, noch immer sein Geruch riechen zu können.
Ich schritt so wie jeden Tag die Treppen hinauf und blieb kurz an Seiner Tür stehen, ging jedoch weiter zu meinem Zimmer und blickte auf den Zettel, den Er allen Ernstes in seine Leder Jacke gesteckt hatte. Ich hatte Ihn nicht geöffnet, doch in seiner nicht besonders Ordentlichen Schrift stand groß 'Im Fall der Fälle: Bitte öffnen'. Jedes Mal wollte ich Ihn öffnen, doch es war noch nicht der Fall eingetreten, weshalb ich Ihn an meine Pinnwand gepinnt hatte. „Hey. Ich habe dir einen Kakao gebracht." Sagte Kiwi und gab mir eine kleine, rosafarbene Tasse. „Danke Kiwi." Flüsterte ich und sah Ihm dabei zu, wie Er sich umdrehte. „Denkst du er wacht wieder auf?" Fragte ich noch schnell und sah, wie Kiwi kurz stockte.

„Wenn nicht er, wer dann? Wir Opfern uns nicht für andere, schon vergessen?"

Force to be not yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt