Kapitel 9 - A little too much

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Finn POV

Peter schaut kurz zu mir und eilt dann aus dem Zimmer. Ich stehe völlig schockiert in der Gegend rum, bis mir bewusst wird, dass ich so tun muss, als wäre alles in Ordnung. Fuck! "Finn? Geht's dir gut?" "Mir ist schlecht. Ich komm gleich wieder." Das war nicht mal gelogen. Gesund bin ich ja immer noch nicht so wirklich. Am nächsten Mülleimer muss ich mich dann tatsächlich übergeben. Blöderweise kommt gleich eine besorgte Schwester auf mich zu und ruft nach einem Arzt.

Na ganz toll...jetzt liege ich in einem Behandlungsraum, hab Blut abgenommen bekommen und ein Arzt drückt auf meinem Bauch rum. Ich muss hier weg. Ersten, weil ich wissen muss wie es meiner Mum geht und zweitens, weil ich zu Nate sagte, dass ich gleich wiederkommen würde. "Finn, ich würde gerne einen Ultraschall von deinem Bauch machen. Kannst du dein Oberteil bitte ausziehen?" Scheiße. Nein. Kein nackter Oberkörper! Das gibt nur wieder Probleme und Fragen über Fragen. "Nein! Mir geht's super. Ehrlich. Ich muss weg." "Du kannst doch nicht einfach gehen!" "Doch, kann ich! Sehen Sie?" Mit diesen Worten gehe ich aus dem Behandlungsraum und renne zu Zimmer 115. Und dann stehe ich davor und habe Angst reinzugehen.

Ich stehe jetzt seit fünf Minuten vor dem Zimmer und höre immer wieder Peters Stimme irgendwelche Medikamentennamen rufen. Und ich höre das beunruhigende Piepen, dass man in Arztserien hört, wenn das Herz des Patienten nichtmehr schlägt. Plötzlich geht die Tür auf und eine Schwester läuft fast in mich rein. Sie murmelt irgendwas unverständliches und geht schnell an mir vorbei. Ich schaue direkt auf meine Mutter. Umringt von unheimlich viel Krankenhauspersonal. Ich mache auf dem Absatz kehrt und laufe einfach. Immer weiter. Einen Fuß vor den anderen.

Irgendwann bin ich wohl bei Nate im Zimmer gelandet, wo ich mich in dem Sessel neben Nates Bett zu einer Kugel zusammengerollt habe. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier liege. Nate, Patrick und Mary reden alle auf mich ein, aber ich nehme weder etwas genaueres wahr, noch gebe ich irgendeinen Laut von mir.

Vielleicht sind nur Minuten vergangen, vielleicht auch Stunden. Ich starre einfach nur ins nichts. Eigentlich könnte ich auch einfach den Rest meines Lebens hier liegen bleiben. Dann muss ich mich um nichts mehr kümmern. Vor meinem Auge taucht immer wieder das Bild meiner Mum auf. Irgendwann taucht auch Nates Gesicht auf...aber er ist ja auch wirklich vor mir. Er küsst mich, aber ich mache gar nichts. Ich glaube einen resignierten Seufzer wahrzunehmen, aber meine Wahrnehmung ist gerade etwas eingeschränkt. Ich find's eigentlich ganz schön, also das hier so rum liegen. Ich fühle mich wie ein kleines Baby. Irgendwie geborgen.

Das ist doch alles scheiße. Ich dreh langsam echt durch. Oh Gott. Was passiert hier nur? Das nächste was ich etwas vernebelt wahrnehme ist Peters Gesicht. Das ist schön. Er ist wie ein Vater für mich geworden. Ich sehe wie sich seine Lippen bewegen und mit aller Mühe versuche ich irgendwas zu hören. Auch wenn ich diesen Zustand irgendwie nicht verlassen möchte.

"Finn, hey. Sag mal, hörst du eigentlich irgendwas von dem was ich sage?" Ich gebe einen undefinierbaren Laut von mir und sehe Nate neben Peter auftauchen. "Wow, das ist das erste, was er seit zwei Stunden von sich gegeben hat  hat." Zwei Stunden liege ich jetzt hier? Krass. Peter runzelt die Stirn. "Also...dein Freund fragt sich, was passiert ist...willst du es nicht mal erzählen?" Hmmmmm. Ich will wissen, ob meine Mutter...eigentlich will ich es doch nicht wissen. Ich will einfach hier liegen bleiben. Ich höre wie die Tür auf und wieder zu geht.

Dann sehe ich wieder Peter. "Finn, so. Also erstens denke ich du solltest Nate mal zumindest das mit deiner Mum erzählen....du solltest ehrlich sein. Und zweitens, deine Mum lebt noch...also sie liegt auf der Intensivstation, aber wir konnten sie reanimieren." Ich gebe wieder nur einen meiner undefinierbaren Laute von mir. Peter seufzt. "Also das klang jetzt sehr nach Ablehnung. Aber du solltest Nate einfach die Wahrheit sagen. Ich meine nur die Gegenwart. Ich verlange ja nicht, dass du ihm...naja...diese Sache erzählst." Alleine die Erwähnung dieser Sache bringt mich zurück in meinen seltsamen Zustand. Ich bin wieder in meiner eigenen kleinen schützenden Hülle.

Nach einer Ewigkeit, es ist mittlerweile schon dunkel, erwache ich aus meiner Trance. Ich höre Nates ruhiges Atmen, er schläft also. Leise stehe ich auf und falle erstmal fast hin...naja kein Wunder...ich hab mich seit Stunden nicht mehr von der Stelle gerührt. Vorsichtig gehe ich raus auf den Flur. Ich laufe den Gang entlang und bleibe aprupt stehen.

Ich sehe Peter und Mary, die sich offensichtlich sehr angeregt unterhalten. Ein bisschen zu angeregt für meinen Geschmack. Als ihr Blick auf mich fällt verstummen beide. Peter fasst sich als erstes wieder. "Finn! Auch wieder unter den Lebenden. Ähm...ich und Ma- äh Mrs Smith haben uns nur über Nathaniel unterhalten. Wie geht's dir?" Alles klar...was geht denn bei Peter ab? Mary schaut mich fürsorglich an. "Ich...ich gehe mal Kaffee holen!" Peters Blick schweift kurz zu Mary. "Ja...Finn also ich muss dann auch mal weiter. Bis nachher." Also Mary geht extrem oft Kaffee holen...das ist kein gesunder Koffeinkonsum mehr. Naja...sagt genau der Richtige. Wenn wir schon dabei sind...ich mache mich auf den Weg nach Draußen.

Die Luft ist angenehm frisch. Ich zünde mir meine Zigarette an und nehme einen Kräftigen Zug. Das angenehme Brennen in meinen Lungen beruhigt mich irgendwie. Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich Nate vielleicht doch einfach alles, und ich meine wirklich alles, erzählen sollte. Aber nein...das kann ich nicht. Er würde mich sofort verlassen. Da bin ich mir sicher. Ich würde mich ja auch verlassen. Meine Vergangenheit ist einfach zu verkorkst...

Hello, it's me.
Und wieder ein neues Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch, lasst gerne einen Kommentar da! Nebenbei mal vielen Dank für eure Unterstützung!💞💞💞
Hab euch lieb❤

Song🎶: A little too much - Shawn Mendes

Our crazy love (boy×boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt