Kapitel 16 - Hold on

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Nate POV

Was? Warum muss Finn denn bitte ins Sekretariat? Ich hebe meine Hand. "Kann ich kurz auf die Toilette?" Mein Lehrer sieht mich leicht missbilligend an, nickt dann aber. Ich fange Finn ab, bevor er im Sekretariat ankommt. "Ist was passiert?" Finn zuckt mit den Schultern. "Das wüsste ich selbst gerne... Patrick ist übrigens wirklich mein Lehrer." Ich gebe ihm schnell einen Kuss. "Cool, ich muss zurück. Wir sehen uns in der Pause." Finn zwinkert mir zu und geht dann weiter Richtung Sekretariat.

"Nate, geht's dir gut?" Jordan, mein Sitznachbar, und mittlerweile irgendwie auch ein Freund, mustert mich besorgt. Ich schüttele den Kopf. "Mir ist schlecht. Und ich hab Bauschmerzen." Vielleicht mach ich mir einfach nur Sorgen wegen Finn. Aber er sitzt bestimmt wieder im Unterricht. Es wird schon alles gut sein. Jordan meldet sich. "Ich geh kurz mit Nate raus. Ihm ist schlecht." Mein Lehrer verdreht die Augen. "Gut, wenn's sein muss. Aber was wir hier machen ist klausurrelavant." Jordan und ich verlassen das Klassenzimmer und gehen Richtung Schulhof, aber bevor wir da hinkommen muss ich mich übergeben. Vielleicht liegt es doch nicht am besorgt sein... Oh man, warum ist mein Immunsystem so kacke. Ich laufe Richtung Toilette und schließe mich in die nächstbeste Kabine ein. Ich setze mich neben das Klo, dann höre ich Jordan. "Kann ich irgendwas tun?" Mir ist plötzlich kalt und ich fühle mich ganz furchtbar einsam. "Kannst du Finn suchen? Er hat bei meinem Bruder Unterricht. Also bei dem neuen Lehrer, Patrick Smith." "Ok, alles klar." Ich muss mich erneut übergeben und hoffe einfach nur, dass Jordan schnell mit Finn wiederkommt.

Als ich endlich die Tür höre stehe ich auf und mache die Tür von der Kabine auf. Enttäuscht muss ich feststellen, dass Jordan nicht in Begleitung von Finn ist. Dafür steht Patrick neben ihm. Er mustert mich kurz. "Ruf Mum an und lass dich von ihr abholen. Ich hab jetzt nicht wirklich Zeit, ich muss unterrichten." "Pat, wo ist Finn? Ich will Finn bei mir haben." "Er ist gegangen. Keine Ahnung, er war in Eile und stand völlig neben sich. Hat irgendwas von familiärem Notfall geredet." "Oh scheiße." "Nate, ruf Mum an und geh nach Hause. Finn wird sich schon bei dir melden. Du gehörst jetzt ins Bett." Dann geht er. Ich bitte Jordan unserem Lehrer bescheid zu sagen und mir meine Sachen zu bringen. Dann rufe ich meine Mum an, die vollkommen besorgt versichert, dass sie ganz schnell kommt. Dann rufe ich Finn an, erwischen aber nur die Mailbox. Also schreib ich ihm eine Nachricht. Was ist denn nur passiert?

Finn POV

Wie ein Irrer fahre ich zum Krankenhaus. Ich weiß ja nichtmal genau, was überhaupt los ist. Im Sekretariat haben sie nur gesagt "Finn, ein gewisser Dr. Peter Robbins  hat angerufen und uns gebeten Ihnen mitzuteilen, dass Sie bitte schnellstmöglich zu Ihrer Mutter kommen sollen." In dem Moment haben bei mir natürlich alle Alarmglocken geschrillt.

Ich sprinte zu Mum's Zimmer und werde dabei mehrmals daran erinnert, dass in Krankenhausfluren normalerweis nicht gerannt wird. Ich öffne die Tür und finde nur Peter vor, der anscheinend auf mich gewartet hat. "Wo ist sie?" Meine Stimme klingt panisch. Peter legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Finn, beruhig dich. Es ist folgendermaßen: Ihr Zustand ist plötzlich wieder kritisch geworden. Wir operieren sie jetzt gleich, aber...Finn, es ist jetzt so weit. Die OP verschafft ihr vielleicht noch ein paar Tage, aber wir sind an dem Punkt angelangt, wo wir außer dieser eine OP nichts mehr tun können. Ach Finn, es tut mir so leid." Er nimmt mich in den Arm und ich stehe reglos da. Dann gehe ich zur Wand und schlage mit der Faust dagegen. "Fuck!" "Finn, setzt dich jetzt hin und beruhig dich. Ich muss jetzt in den OP, aber Max kommt gleich."

"Finn, wie fühlst du dich?" Max fragt mich das jetzt zum fünften Mal und ich antworte wieder nicht. Er seufzt und steht auf. "Ich geh mir jetzt einen Kaffee holen. Und dann komme ich wieder und wir reden." Gerade als er durch die Tür gehen will sage ich etwas, was mich selbst überrascht, weil ich meine Gefühle bis jetzt nicht so ganz ordnen konnte. "Ich bin noch nicht so weit." Max setzt sich wieder hin. "Was? Wozu?" "Meine Mum zu verlieren. Wer sagt mir dann, was ich machen sollen. Oh mein Gott, sie wird meine Hochzeit nicht miterleben. Und nie Enkelkinder haben. Ich...ich kann das nicht. Ich bin nicht bereit dafür. Sie kann mich doch jetzt nicht einfach alleine lassen." "Okay, verstehe. Aber dir war doch klar, dass irgendwann dieser Tag kommen würde. In absehbarer Zeit." "Ja, aber...weißt du...es ist einfach so...keine Ahnung. Man weiß, dass diese eine schreckliche Sache passiert und man denkt man ist vorbereitet, aber dann...dann trifft es einen doch völlig unerwartet und man merkt, dass man eigentlich überhaupt nicht bereit dafür ist. Man denkt sich immer so 'ich hab noch Zeit', aber dann...im nächsten Augenblick hat man keine mehr." "Finn, du machst Fortschritte. Du gehst damit sehr bewusst um." "Ich hab mit der Faust gegen die Wand geschlagen...ich gehe nicht bewusst damit um." "Finn, im Vergleich zu früher gehst du sehr wohl bewusst damit um. Du bist nüchtern...niemand ist verletzt, du wirkst nicht so als würdest du dir gleich irgendwas antun. Du hast die Kontrolle. Du kannst dich kontrollieren." "Aha. Naja, sie ist ja noch nicht tot. Ich will nicht, dass sie mich das letzte Mal besoffen sieht. Sie soll nicht die Seite sehen. Ich will, dass sie die gute Seite sieht. Den Sohn, auf den sie stolz ist." "Finn, du bist ein guter Kerl." "Hmm, wenn du meinst." "Finn, wie sieht dich dein Freund? Mit ziemlicher Sicherheit als guten Kerl." "Ja...aber er weiß ja auch nicht alles. Aber...er macht mich glücklich." "Das merkt man. Du magst ihn wirklich, oder?" "Ja. Sehr sogar. Ich...ich hatte doch mal gesagt, ich will mich nicht verlieben...Aber dann kam er. Und...es ist einfach passiert." "Ja, ich erinnere mich. Außerdem hast du ständig von allen möglichen One-Night-Stands geredet. Das hat dich abgelenkt von allem?" "Ja...das war...ich weiß nicht warum, aber diese Momente...in denen habe ich nichts gefühlt und ich fand das gut. Aber mein Gott, mit Nate...das war unglaublich. Naja...seine Mutter hat uns gesehen. Ich weiß nicht, ob sie irgendwelche Narben gesehen hat...aber sie hat bis jetzt nichts gesagt." "Okay, ja. Finn, du bist nervös." Max schaut auf meine Hände, die ich die ganze Zeit irgendwie in Bewegung halte. Ich nicke. "Diese Ungewissheit..." "Finn, ich glaub es reicht für heute. Aber falls du reden willst bin ich da."

Ich warte und warte. Darauf, dass Peter kommt und mir sagt, alles ist gut. Darauf, dass ich endlich Gewissheit habe. Nate ruft schon wieder an und diesmal gehe ich ran. "Hey Baby, sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe." Anstatt einer Antwort höre ich nur ein Würgen. Dann fragt Nate mit belegter Stimme "Kannst du bitte schnell herkommen?"

Heeey, ja mein Gott, schon wieder ich😂😉
Ich hoffe auch dieses Kapitel gefällt euch.
Küsschen😘💕🤗

Song🎶: Hold on - Shawn Mendes

Our crazy love (boy×boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt