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Eskalation

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Kim zitterte am ganzen Körper. Sie sah, wie sich dieser Joshua und sein Fahrer aufbauten und angespannt Richtung Tür sahen. Sie versuchte, ihren Puls runter zu fahren, da sie das Gefühl hatte, gleich ohnmächtig zu werden. Die Aufregung gepaart mit dem Schlafentzug, der durchgefeierten Nacht geschuldet und dem seit Tagen ziemlich knurrendem Magen, machten ihr zu schaffen.

Trey kam mit seinem Bruder durch die Tür. Wie immer sah er aus wie ein Zuhälter und Verbrecher. Er trug nur ein dünnes Shirt über seine muskulösen, tätowierten Arme. Um seinen Hals und seine Handgelenke trug er wie immer seine Goldketten. Seine blonden Haare hatte er zurückgelegt und man sah ihnen an, dass er sie im Haargel gebadet hatte.

Trey kam böse grinsend auf sie zu. Sein Bruder, ebenfalls ein Brecher von der Statur her, trat hinter ihm ein und rotzte erst mal in die Ecke. Kim konnte sich aber noch nicht einmal ekeln, geschweige denn aufregen, da sie damit beschäftigt war, nicht umzukippen.

„Na, wen haben wir denn da? Wo ist mein kleines Mäuschen? Wie ich sehe und gehört habe, hast du hohen Besuch. Die Ankunft der Limousine hat schon für Tumult gesorgt."

„Geh einfach,Trey, lass mich in Ruhe!"

Sie sah, wie sich Treys Gesicht zu einer fiesen Grimasse verzog.

„Na, na, na, wieso bist du so zu mir? Komm zu mir, komm her und gib mir einen Kuss."

Sie spürte, wie sich Joshua noch größer aufbaute, wenn das noch möglich war. Seine Halsschlagader pochte am Hals und er drückte Kim noch ein Stück hinter sich.

„Ms. Davies hat Sie gebeten zu gehen."

Joshuas Stimme war nur noch ein tiefes Grollen. Kim hörte die Anspannung heraus und sah hoffnungsvoll zu Trey. Vielleicht würde er einfach gehen? Vielleicht sah er ein, dass er heute keine Chance haben würde?

„Ich weiß nicht, wer du bist, dass du mir sagen willst, was ich zu tun habe, aber ich habe noch eine Rechnung mit der Schlampe hinter dir offen, du Penner. Also verpiss dich."

Aggressiv baute sich Trey vor Joshua auf. Ängstlich sah Kim zu ihm auf. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Wachsam beobachtete er seinen Gegner.

„Das werde ich tun, aber Ms. Davies kommt mit. Wie Sie sehen, sind wir dabei zu packen. Egal welche Art von Rechnung Sie mit dieser Dame noch offen haben, das muss warten."

Seine Stimme war ruhig und bestimmt und Kim lief es eiskalt den Rücken hinunter. Die Drohung, die von Joshua ausging, war greifbar und sie hoffte, dass Trey das wahrnahm. Sie wollte nicht, dass es eskalierte. Treys Bruder baute sich vor dem Bodyguard auf und grinste diesen provozierend an.

„Das wird nicht warten! Ich will nur das, was mir zusteht und du blöder Bastard wirst diese Schlampe nirgendwo hin mitnehmen!"

Joshua sah gelangweilt drein und schüttelte den Kopf. „Wir können das noch ewig diskutieren, aber mein Terminkalender ist voll. Ich schiebe Sie gerne dazwischen, wenn es denn nötig ist. Aber für heute müssen wir das leider verschieben."

Kim schrie auf, als sie den Arm von Trey kommen sah. Es war so klar gewesen, dass er so leicht nicht aufgeben würde. Doch Joshua blieb ganz ruhig und wich dem Schlag galant aus.

Der Bodyguard hatte mehr zu tun, da Treys Bruder direkt mit seinem ganzen Körper auf ihn los ging. Entsetzt hielt sich Kim die Ohren zu und sah angespannt auf die kämpfenden Personen im Raum. Genau deswegen hatte sich nicht in ihre Wohnung gewollt. Jetzt bekam dieser Joshua Ärger wegen ihr.

Wieder versuchte Trey einen Treffer bei Joshua zu landen, doch dieser wich erneut galant aus und im Zeitlupentempo sah sie, wie Joshua seine Hand nach Trey ausstreckte. Schneller als sie gucken konnte, hatte Joshua zugepackt und eine Sekunde später lag Trey keuchend auf dem Boden.Was hatte er getan? Wie hatte er es getan? Er hatte sich kaum bewegt und trotzdem lag Trey japsend vor ihm. Auch der Bodyguard hatte Treys Bruder zu Boden gestreckt.

Überfordert sah Kim zu den beiden. Grob packte Joshua sie und zog sie über Trey hinweg aus der Wohnung. Sie kam kaum hinterher auf ihren hohen Schuhen, was Joshua auffiel. Ohne lang zu fackeln, warf er sich Kim über die Schulter und trug sie die Treppen hinunter bis zur Limousine. Vor dem Wagen ließ er sie zu Boden gleiten und drückte sie kurzerhand hinein.

Schneller als Kim es realisieren konnte, war auch Joshua im Wagen und der Motor heulte auf. Atemlos sah sie zu dem blonden Mann rüber. Er sah noch nicht einmal ansatzweise atemlos aus. Wüsste sie es nicht besser, hätte man denken können, sie wären gerade gar nicht in diese Eskalation geraten.

Immer noch zitterte sie am ganzen Körper. Alles war so schnell gegangen und frustriert sah sie auf ihre leeren Hände. Sie hatte die Tasche mit den Klamotten in der Wohnung vergessen. Alles war umsonst gewesen.

„Das war also Ihr Exfreund?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Joshua sie an. Kim ging sofort in Verteidigungshaltung. Er musste ja nicht wissen, dass sie nie mit ihm liiert gewesen war.

„Selbst wenn? Damals war er nicht so!" Böse schaute Kim ihn an. Sie sah, dass er ihr nicht glaubte, aber sie atmete auf, als sie erkannte, dass er nicht weiter darauf einging.

Er räusperte sich und schob dann das Fenster zu seinem Fahrer auf. „An der nächsten Raststätte halten wir. Ich muss telefonieren und brauche etwas zu essen. Wenn wir in London sind, fahren wir erst mal mit der jungen Dame einkaufen."

Er schloss das Fenster wieder und tippte etwas in sein Handy.

„Ich brauche nichts! Kein Essen und keine Klamotten. Ich weiß die Geste zu schätzen, aber ich geh die Tage shoppen."

Amüsiert sah Joshua zu ihr hoch. „Sie müssen nichts essen, wenn Sie nicht mögen, aber ich habe Hunger. Und wir werden einkaufen gehen, ob Sie es brauchen oder nicht."

Kim spürte wie in ihr die Wut hochstieg. Was bildete sich dieser Kerl ein? „Ich werde nicht mit dir einkaufen gehen. Ich kann mir etwas von Mia leihen, bis ich mir was selber kaufe." Sie ließ ihre Stimme ruhig und eisig klingen. Er sollte wissen, dass sie da nicht mit sich diskutieren ließ.

„Aha, Sie wollen etwas von Mia tragen, die einen Kopf größer ist als sie und ich würde schätzen, zwei Konfektionsgrößen größer trägt als Sie? Mal davon ab, von welchem Geld wollen Sie denn einkaufen gehen? Ich habe Ihre Wohnung gesehen..."

„Das geht dich einen feuchten Dreck an, wie ich gedenke einzukaufen! Du weißt nichts von mir!"

Er seufzte und sah sie genervt an. Dabei schüttelte er den Kopf und strich seine blonden Haare aus dem Gesicht. „Ich habe Samuel versprochen, Sie zu Mia zu bringen. Mia wäre fast gestorben! Möchten Sie tatsächlich jetzt mit mir darüber streiten, wie Sie ihr gegenüber treten? Ich kenne Mia gut genug und ich weiß, wenn sie Sie so sieht, macht sie sich Sorgen."

Abfällig schüttelte er den Kopf, während er sie von Kopf bis Fuß musterte.

„Das ist das Letzte, was Mia jetzt gebrauchen kann. Finden Sie sich damit ab, dass wir einkaufen gehen und etwas essen werden. Sie können mir das Geld ja zurückgeben, wenn Sie darauf bestehen."

Fassungslos öffnete Kim ihren Mund und schloss ihn wieder. Was sollte sie mit ihm diskutieren? Er hatte recht, was Mia betraf, aber wenn er dachte, er würde Geld zurück bekommen, hatte er sich getäuscht. Wenn er meinte, er musste das über ihren Kopf hinweg entscheiden, sollte er dafür bluten. Sie würde sich nur das Teuerste aussuchen. Dieses arrogante Arschloch hatte es nicht anders verdient...

Save me (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt