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Wiedersehen

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Kim lief mit einer bequemen Jogginghose und einem Sweatshirt durch die Wohnung. Sie hatte keine Lust mehr gehabt, sich schick zu machen. Sie fühlte sich durch die Dusche pudelwohl. Endlich sauber! Wo war Josh? Sie hatte sich nichts dabei gedacht, als sie sich nackt vor ihm aufgebaut hatte. Seine spießige Art hatte sie nur einfach total genervt. Wie konnte man so steif sein?

Als sie dann aber seinen dunklen Blick auf sich gespürt hatte, war sie kurz unsicher geworden. Er hatte sie so gemustert, auf eine Art, die ihr eine Gänsehaut beschert hatte.

Sie sah ihn in der Küche, mit dem Kopf auf der Theke. War er eingeschlafen? Leise tippelte sie auf ihren nackten Füßen zu ihm.

„Joshua, schläfst du?" Sie flüsterte nur, denn falls er schlief, wollte sie ihn nicht wecken. Dieser brummte und sie meinte zu erkennen, dass er den Kopf schüttelte. „Ich bin angezogen, falls du deswegen Angst haben solltest."

Sie grinste, es machte so Spaß ihn zu ärgern. Wie lange er sich wohl zurück halten konnte? Wann platzte ihm mal der Kragen? War er überhaupt jemals schon ausfallend in seinem Leben gewesen?

Seufzend stand er auf und sie sah, dass er es vermied, sie anzublicken. Anscheinend war es für den armen Kerl tatsächlich zu viel Offenheit gewesen.

„Ich mach dir einen Kaffee. Samuel hat geschrieben, dass sie in einer halben Stunde da sind."

Brav setzte sich Kim hin und sah dem Mann zu, wie er Kaffee kochte. „Ich freue mich sehr auf Mia. Wir haben uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen."

Verwirrt drehte sich Joshua um. „Aber ich habe gedacht, ihr seid enge Freundinnen? Hast du nicht gesagt, ihr seid wie Schwestern?"

Kim sah auf ihre Hände und nickte. „Ja, das sind wir auch. Aber es hat immer das Geld bei uns beiden gefehlt. Mal ein paar Tage nicht zu arbeiten und das Geld für die Reise hinzubekommen, das haben wir beide nie geschafft. Wir haben telefoniert und geskypt."

Sie versuchte, nicht so traurig zu klingen, wie sie sich fühlte. Kim hatte Mia wirklich vernachlässigt in letzter Zeit. Früher hatten sie jeden Tag telefoniert. Mittlerweile hatte es Wochen gegeben, in denen sie sich nicht gesprochen hatten.

Joshua stellte den Kaffee vor Kim ab und diese legte nachdenklich ihre Hände um die Tasse. Sie spürte Joshuas Blick auf sich, aber sie wollte ihm nicht mehr erzählen. Das ging ihn nichts an.

Joshua schien zu begreifen, dass da nicht mehr kommen würde, räusperte sich und machte sich selbst nochmal einen Kaffee.

„Dann ist es ja um so schöner, dass du jetzt hier bist. Mia wird sich bestimmt freuen."

Sein Handy vibrierte und entschuldigend sah er Kim an. Die lächelte und nickte, er hatte sicher
viel zu tun. Schnell lief Joshua weg und Kim mummelte sich auf die Couch. Sie hoffte wirklich, dass sich Mia freuen würde. So lang war es her...

Kim sah sich in dem großen Raum um. Immer noch fühlte sie sich wie eine Prinzessin. Von jetzt auf gleich war sie aus ihrer kleinen Wohnung in diese Monsterbude verfrachtet worden. Wie hatte es soweit kommen können, dass sie sowas nicht wusste? Mia und sie hatten sich immer so nahe gestanden,...

Sie hörte Schritte und drehte sich um. Da stand ein fremder Mann mit Mia auf dem Arm in der Tür. Schnell sprang sie auf und sah aufgeregt zu den beiden. Ging es Mia doch nicht so gut, wie ihr Joshua es verkaufen wollte? Was war mit ihr? Der Mann, wahrscheinlich Samuel, deutete an, dass sie leise sein sollte.

„Sie ist im Auto eingeschlafen."

Kim beobachtete, wie Samuel Mia sachte auf die Couch legte. In dieser Geste lag so viel Liebe, dass sie einen Kloß im Hals bekam. Endlich hatte Mia jemanden gefunden. Sie konnte die Liebe, die von ihm ausging, greifen. Kim selbst glaubte nicht an die wahre Liebe, aber innerlich hoffte sie für Mia, dass sie sich täuschte.

Nachdem er sie auf die Couch gelegt hatte, stellten sie sich in die Küche und unterhielten sich kurz. Er brachte sie auf den neusten Stand und Kim lächelte über seine Besorgnis, dass ihr irgendwas fehlen könnte. Als ob! Wie sollte ihr hier, in dieser Wohnung, nach dem Einkauf nur ansatzweise etwas fehlen? Er wirkte sehr nett und sie erkannte ein paar Charakterzüge von Joshua in Samuel wieder. Die beiden waren sich von der Art her sehr ähnlich und sie verstand, warum die beiden befreundet sein mussten.

Sie atmete auf, als sie hörte, dass sie erst mal hier bleiben konnte. Sie hätte nicht gewusst, wie sie sich eine Wohnung finanzieren sollte. Sie würde hier bleiben, aber erst einmal musste sie Geld verdienen und sich überlegen, was sie studieren wollte. Außerdem würde es für Trey schwierig werden, sie zu finden, wenn sie keine eigene Wohnung hatte, nirgends gemeldet war. Bis es soweit war, hatte er sicherlich andere Opfer gefunden.

„Wieso hast du mich denn nicht geweckt?"

Kim schnellte herum und sah ihre Freundin an. Mia saß erschöpft auf der Couch. Sie konnte in Zeitlupe sehen, wie es Mia dämmerte, als sie erkannte, wer da stand und ihr Herz wurde warm, als sie sah, wie Mia Tränen vergoss. Die Bedenken, dass Mia sauer sein könnte, dass sie so wenig Kontakt gehabt hatten, waren völlig unbegründet gewesen. Freudestrahlend fiel Mia ihr um den Hals und Kim nahm einen tiefen Atemzug. Endlich war sie wieder zu Hause angekommen.

Samuel ließ die beiden zum Glück auch alleine und Kim war ihm dankbar. Sie hatten sich so viel zu erzählen und so viel nachzuholen....

Save me (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt