Save me (Band 1)

Kims Zuhause

Kurze Zeit später saßen sie warm eingemummelt auf der Terrasse, den Blick, auf die Skyline von London. Der Ausblick war atemberaubend und immer noch so unwirklich für Kim.

Mia hatte Kim von der Begegnung mit Jayden auf einem Wohltätigkeitsball erzählt. Kim erinnerte sich gut an Jayden und ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken. Das musste hart gewesen sein für ihre Freundin, den Mann wieder zu sehen, der ihr so viel Leid zugefügt hatte. Es fing damals schon im Heim an. Schlimm für Kim war es dann gewesen, als Mia plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war. Von heute auf morgen hatte sie nichts mehr von ihr gehört. Erst als Mia die Flucht gelang, hatte Kim wieder etwas von ihr gehört.

Jayden hatte sie über Jahre in seiner Wohnung gefangen gehalten, gequält, missbraucht und vergewaltigt. Alleine bei dem Gedanken daran wurde es Kim schlecht. Die Vorwürfe, dass sie vielleicht nicht genug getan hatte, um Mia zu finden, holten sie nun wieder ein. Klar hatte sie eine Vermisstenanzeige gestartet, aber es hatte nie etwas ergeben, sie hätte sich selbst mehr dahinter klemmen müssen.

Mia erzählte auch von einem Ultimatum, das Jayden ihr gesetzt hatte und ihrer Entscheidung, zu ihm zu gehen. Jayden hatte Mia damit erpresst, Samuel etwas anzutun und das hatte Mia nicht zulassen können. Sie ließ nichts aus, und Kim war froh, denn sonst hätte sie nachbohren müssen, bis sie alle Antworten hatte. Kim war die ganze Zeit ruhig und hörte zu.

Kim spürte, wie aufgewühlt Mia immer noch nach den Ereignissen war. Sie wusste, dass Mia jetzt ihre Freundin als Gegenpol brauchte. Ihre Freundschaft bestand schon immer darin, wenn der eine nicht klar sehen konnte, es für denjenigen zu übernehmen.

Nachdem Mia ihr berichtet hatte, wie Samuel sie im Park dann heldenhaft vor Jayden gerettet hatte, spürte Kim die Liebe, die sie ausstrahlte, wenn sie von dem neuen Mann in ihrem Leben berichtete. Kim sah verwundert auf Mia. Die Freundin, die sie kannte, liebte nicht, ließ niemanden an sich ran. Doch die Mia, die nun vor ihr saß, war völlig verändert.

„Ich glaube, ich muss dir ja nicht sagen, wie dumm es von dir war, alleine zu Jayden zu gehen... du hättest Samuel was sagen müssen und mich anrufen müssen. Hätte ich wieder sechs Jahre warten sollen auf ein Lebenszeichen von dir? Hast du dir mal überlegt, wie es mir dabei ergangen wäre, wenn ich das nochmal hätte durchmachen müssen?"

Schmollend sah Kim ihre Freundin an, die zog schuldbewusst den Kopf ein. Aber Kim wollte Mia keine Vorwürfe machen. Sie wollte ihr begreiflich machen, dass sie immer für sie das war. Mia musste da nicht alleine durch.

„Mal davon ab, Fräulein... was hattest du denn geplant? Das alles einfach wieder so durchzumachen? Hast du denn nichts dazu gelernt? Jayden ist der Teufel und lässt man sich mit dem Teufel ein? Nein!"

"Kim, ich habe einfach reagiert... ja, vielleicht war es dumm und falsch, aber in dem Moment erschien mir das richtig... ich wollte nur Samuel schützen..."

„Na, dein Hengst sieht mir aber so aus, als könnte der ganz gut auf sich selber aufpassen... und anscheinend auch auf dich, du Dummerchen." Kim grinste Mia an und wackelte mit den Augenbrauen.

„Jetzt sag mir mal, was mit diesem Märchenprinzen nicht stimmt... ich habe noch keinen Fehler gefunden... und seit wann seid ihr beiden bei offiziellen Liebeserklärungen angelangt? Raus mit den wichtigen Informationen. Ich hatte heute unvorbereitet die Premiere, dich die drei magischen Wörter, sagen zu hören."

Kim klatschte freudig in die Hände und Mia lächelte sie warm an. „Nach dieser ganzen Sache mit Jayden ist mir klar geworden, dass ich ihn sehr mag... Kim, das erste Mal in meinem Leben war mir deutlich bewusst, dass ich leben will... immer wollte ich nicht mehr leben... aber jetzt?"

Mia zuckte mit den Schultern, sie wusste anscheinend nicht, wie sie das erklären sollte, aber Kim glaubte zu verstehen.

„Er bewegt irgendwas in mir... ich hab gedacht, ich sollte es zumindest mal probieren...? Oder war es doch ein Fehler?" Panisch sah sie zu Kim und diese zeigte ihr einen Vogel.