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Eiertanz

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Joshua sah auf die verstummte Kim vor sich. Er konnte sehen wie es in ihr arbeitete, aber trotzig kniff sie die Lippen zusammen. Er seufzte. Was war das für eine Frau? Er meinte es doch nur gut! So konnte er sie nicht zu Mia lassen. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bordell geflohen.

Ob sie so einen schlechten Geschmack bezüglich der Klamotten hatte oder ob es nur am fehlendem Geld lag? Beide Optionen waren nicht schön.

Die Luft war zum Zerreißen gespannt und Joshua hoffte, dass sie bald an einer Gaststätte ankamen. Er brauchte frische Luft und einen freien Kopf. Diese Frau machte ihn wahnsinnig. Wenn sie immer so dickköpfig war, würden sie keine Freunde werden. Er hasste solche Menschen. Aber irgendwas hatte diese Frau.

Endlich hielt der Wagen an und Joshua flüchtete quasi aus dem Wagen. Ungeduldig hielt er die Tür des Wagens und wartete, dass Kim ausstieg.

„Ich komm nicht mit, geht ihr ruhig."

Joshua spürte, wie ihm der Kragen platzte. War diese Frau immer so unhöflich? Energisch griff er ihren Arm und beförderte sie mühelos aus dem Wagen.

„Ey, was soll das, ich hab keine Lust!"

Wütend sah Joshua sie an. „Sie sind unhöflich. Ich möchte etwas essen und ob Sie Hunger haben oder nicht, Sie leisten mir Gesellschaft. Sehen Sie es doch einfach als Dankeschön, dass ich Sie vor Ihrem Ex beschützt habe."

„Wir wären gar nicht erst in diese Lage gekommen, dass du mich hättest beschützen müssen, wenn du auf mich gehört hättest. Ich wollte nicht in die Wohnung, aber ein Nein scheinst du ja nicht zu kennen, wie man sieht." Trotzig verschränkte Kim ihre Arme.

Joshua strich sich müde die Haare aus der Stirn. Diese Frau war anstrengend. „Wir können jetzt weiter hier stehen und darüber philosophieren oder aber Sie kommen einfach mit. Um so schneller sind wir in London."

Kim stapfte wütend von dannen und Joshua folgte ihr seufzend. Das konnte ja heiter werden. In der Raststätte angekommen, nahm sich Joshua ein Wasser und bestellte sich das Tagesgericht. Abwarten sah er Kim an. Diese nahm sich eine Flasche Sekt und grinste ihn an.

„Ist es nicht noch ein wenig früh für das?" Zweifelnd starrte er auf die Flasche. Nicht nur, dass er nichts von billigen Schampus hielt, die Uhrzeit war absolut unpassend. Sie aber zuckte die Achseln und stellte die Flasche auf sein Tablett.

„Schon mal was von Konterbier gehört? Ich hab immer noch einen Kater, da ist Alkohol das beste Heilmittel."

Kopfschüttelnd runzelte er die Stirn. „Wenn Sie meinen... Aber dann essen Sie etwas mit mir. Alkohol auf leerem Magen ist nicht besonders bekömmlich. Und sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten keinen Hunger, Ms.Davies. Ihr Magen rumort die ganze Zeit schon."

Er drehte ihr den Rücken zu, damit sie gar nicht erst auf die Idee kam ihm zu widersprechen. Schnell bestellte er einen zweiten Teller. Mit geübtem Blick durchsuchte Joshua den Raum nach einem freien Tisch. Schnell erkannte er, dass es nur einen gab, von wo aus er alles im Blick hatte. Er mochte es, alles im Blick zu behalten, das gab ihm Sicherheit.

Kim stöckelte hinter ihm her. „Musst du ausgerechnet den Tisch ganz hinten in der Ecke nehmen? Umständlicher geht es nicht. Ich bin schon seit einigen Stunden auf den Beinen, ich hatte nicht vor, einen Marathon zulaufen."

Joshua ging gar nicht erst darauf ein. Sollte sie vor sich hin babbeln. Endlich saß er und setzte sich mit dem Rücken zur Wand. Wie vermutet, war dieser Platz hervorragend, um alles im Blick zu haben.

Er sah Kim dabei zu, wie diese die Flasche Sekt öffnete und statt die Flüssigkeit in das Glas zu schütten, setzte sie die Flasche direkt am Mund an. Kein Benehmen! Trotzdem konnte Joshua nicht wegschauen. Sie hatte ihren schmalen Hals nach oben gestreckt und er konnte sehen, wie die Flüssigkeit ihren Hals hinunter ran. Ihr Kehlkopf hüpfte beim Schlucken auf und ab.

Er spürte, wie er sich anspannte, seine Hose im Schritt eng und sein Mund trocken wurde. Was war denn jetzt mit ihm los? Wieso machte ihn dieses Bild so an? Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her und schob die Bilder, die sich bei diesem Anblick selbständig machten, beiseite.

Kim setzte endlich die Flasche ab und klatschte in die Hände. „So, jetzt geht's mir schon besser. Nach so einer Nacht ist das genau das richtige. Glaub mir, solltest du mal einen Kater haben, mach das mal. Die Kopfschmerzen sind direkt weg."

Joshua schüttelte den Kopf. Er hatte sehr, sehr selten einen Kater und er machte es lieber auf die altmodische Art, er saß es aus. Wer trinken konnte, musste auch leiden können.

Er atmete auf, als Kim anfing zu essen. Heimlich beobachtete er sie. Zögerlich nahm sie eine Gabel und steckte sich diese sexy in den Mund, während sie dabei die Augen verdrehte. Er meinte, einen Seufzer zu hören.

Kim zog ihren Teller zu sich und verschlang eine Gabel Essen nach der anderen. Er begutachtete sie. Sie war eindeutig zu dünn, ihre Arme waren zwei Streichhölzer. Ihr Gesicht war leicht eingefallen. Sie schien in letzter Zeit zu wenig geschlafen, geschweige denn gegessen zu haben.

Schnell nahm er ein paar Bissen. Er hatte nicht wirklich Hunger. Er hatte nur gewollt, dass sie etwas aß. Aber das musste sie ja nicht wissen. Schnell tippte er eine Nachricht an Samuel, dass er Kim eingesammelt hatte und sie bald in London sein würden.

Nachdem Kim alles aufgegessen hatte, ließ sie sich stöhnend in den Stuhl zurückfallen und hielt sich den Bauch. „Ich hätte es nicht gedacht, aber ich hatte tatsächlich ein bisschen Hunger. Danke fürs Essen."

Joshua lächelte ihr warm zu. Ein bisschen Hunger sah zwar anders aus, aber er beließ es dabei. Sie war gerade mal nicht so biestig und anstrengend. Vielleicht würde die Fahrt nach London doch nicht so anstrengend werden.

Auf dem Weg nach draußen hielt Joshua an der Boutique an, die sich in der Gaststätte befand. Stirnrunzelnd betrachtete er die Klamotten. Sie waren nicht das, was er bevorzugte, aber allemal besser als das, was sie gerade trug. Kurzerhand schob er sie in den Laden und griff eine einfache Jeans und einen roten Wollpulover.

„Hier, ziehen Sie das mal an. Darin ist es bequemer zu reisen als in dem Fummel, den Sie da anhaben."

Empört sah Kim ihn an, ihre grünen, wunderschönen Augen funkelten. Er schalt sich innerlich selbst für die Wortwahl. Das kam gemeiner rüber, als er es meinte.

„Ich habe das Outfit von der Party noch an. Normalerweise laufe ich tagsüber nicht so rum. Und Fummel zu sagen, ist gemein. Das Kleid hat immerhin 100 Pfund gekostet."

Innerlich lachte Joshua über die Summe. Aber das ließ er sich nicht anmerken. Er wusste selber, dass es für einige Menschen viel Geld war. Nur weil er sich mehr und bessere Qualität leisten konnte, durfte er billigere Qualität nicht verurteilen. Er hatte selbst mal ganz unten gestanden.

Aber er wollte nicht, dass sie so etwas tragen musste. Ihr zierlicher Körper hatte feineres Material verdient. Etwas, was ihrem Körper gerecht wurde.

„Es tut mir leid, das kam falsch rüber. Sie sehen sehr sexy darin aus, aber für die lange Autofahrt habe ich gedacht, es wäre schöner, etwas Bequemes anzuhaben?"

Das 100 Pfund für die Qualität des Stoffes eine Frechheit waren, behielt er lieber für sich. Er hatte sich nicht kränken wollen. Kim sah ihn mit großen Augen an, nahm die Klamotten und lief ohne einen Ton zu sagen in die Umkleidekabine.

Angespannt sah er Kim hinterher. War sie sauer? Hatte er ihre Gefühle verletzt? Er wurde aus dieser Frau nicht schlau. Sie wechselte die Stimmung im Minutentakt. Überfordert blieb er im Laden stehen und sah ihr hinterher. Er fühlte sich mit Kim wie bei einem Eiertanz, das Gefühl beschlich ihn, dass er nur verlieren konnte...

Save me (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt