Unerwartete Gäste

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Hier, bitte sehr - ich hoffe, ihr mögt es :)

glg,

Luna <3

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8. Unerwartete Gäste

FLYNN

Die ersten Tage bei Helena waren hart, doch Flynn spürte, dass ihm die Arbeit gut tat. Er hatte so viel zu tun und zu lernen, dass ihm überhaupt keine Zeit blieb, um Heimweh zu haben. Mit den beiden Küchenmädchen, die abends servierten, Juliena und Spinne, verstand er sich gut. Vor allem mit Spinne, einem mageren Ding mit trockenem Humor, das eigentlich Althea hieß, hatte er tagsüber viel Spaß.

Nur abends überfielen ihn regelmäßig die Erinnerungen an das Lager, an Ferrin und Mutter Serana und an seine Freunde. Außerdem vermisste er das Seiltanzen. Früher war das Training alles für ihn gewesen, damit hatte er den Großteil seiner Zeit verbracht. Nun, da er damit beschäftigt war, Geschirr zu spülen, Fleisch zu braten, denn Müll nach draußen zu bringen und Bierkrüge zu füllen, ertappte er sich immer öfter bei Träumereien über sein früheres Leben im Lager.

Samina schien überhaupt kein Heimweh zu haben. Flynn verstand nicht, wie sie das anstellte. Sie ging völlig auf in ihrer neuen Aufgabe, Helenas Tochter das Lesen beizubringen. Wenn sie abends, nachdem sie mit ihm gekellnert hatte, mit leuchtenden Augen von ihrem Tag erzählte, spürte er immer diesen Kloß in der Brust. Er konnte sich nicht erklären, was es war, aber merkwürdigerweise begann er, eine Abneigung gegen Maribel zu entwickeln, obwohl er kaum mit ihr zu tun hatte.

Das Einzige, was diesen Kloß ein wenig schrumpfen ließ, waren die Magieübungen. Samina hatte diese Übungen in einem ihrer Bücher gefunden. Am Anfang war Flynn sich völlig bescheuert vorgekommen, wenn er mit geschlossenen Augen auf dem Bett saß und nach dem Licht in seinem Innern suchte. Aber inzwischen hatte er sich daran gewöhnt und zu seiner großen Überraschung machte er sogar Fortschritte.

Gestern erst hatte er es geschafft, für den Bruchteil einer Sekunde einen Funken in seiner Hand aufleuchten zu lassen. Samina, die gewissenhafter war als er, konnte inzwischen für mehrere Sekunden eine kleine, tanzende Lichtkugel heraufbeschwören. Flynn gönnte es ihr, dass sie besser mit Magie umgehen konnte als er. Er hatte nie viel von Magie gehalten und das tat er auch jetzt nicht.

„Du musst es aus dir heraus fließen lassen“, erklärte Samina, als sie drei Wochen nach ihrer Ankunft wieder auf dem Bett saßen und übten. „Stell es dir als Fluss vor. Das hilft.“

Eine helle Magiekugel tanzte um ihre Finger. Inzwischen musste sie sich nicht einmal mehr konzentrieren, um das Licht für mehrere Sekunden aufrecht zu erhalten.

Flynn schnitt eine Grimasse. „Ja, Frau Lehrerin.“ Er schloss die Augen. Inzwischen gelang es ihm innerhalb von Sekunden, die Außenwelt auszublenden und sich von seinem Licht erfüllen zu lassen. Er konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Vorstellung, ein Licht aufleuchten zu lassen und befolgte Saminas Ratschlag, indem er vor seinem inneren Auge einen Fluss von Licht heraufbeschwor, der zu seinen Fingern strömte. Zu seiner Überraschung wurden seine Fingerspitzen sofort warm. Er öffnete die Augen und ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Sieh dir das an, Sam, es funktioniert!“

Samina strahlte. „Toll gemacht!“

Flynn grinste und betrachtete gespannt die Lichtkugel in seiner Hand. Sie flackerte immer noch munter vor sich hin und zeigte keine Anzeichen von Schwäche. „Schau mal, sie ist immer noch da.“

Samina und er beobachteten die Kugel genau und warteten darauf, dass sie wieder erlosch. Doch sie machte keine Anstalten zu verblassen.

„Die ist ganz schön stark“, sagte Samina überrascht.

Die Kinder des Lichts: LICHT UND SCHATTENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt