Kapitel 7 - Die Bande

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3 Jahre später

Veikko setzte vorsichtig einen Huf vor den anderen. Das Gewicht des schweren Mehlsackes ließ seine Knie schmerzen, doch er wusste, dass es nicht mehr weit war. Tante Martha hatte viel zu tun in dieser Zeit des Jahres. Schließlich mussten bis zum alljährlichen Knospenfest eine große Menge an Broten, Gebäck und Kuchen gebacken werden.

Das Knospenfest fand jedes Jahr Anfang März statt. Immer eine Woche, nachdem der erste Bauer grüne Knospen an seinen Sträuchern entdeckte, die bald sprießen und das Land nach dem langen, harten Winter endlich wieder in grün tauchen würden.

Veikko fragte sich, ob Laina und Bjame es ihm dieses Jahr erlauben würden, dorthin zu gehen. Die letzten Jahre hatten sie immer behauptet, dass es noch zu gefährlich sei. Deshalb hatte Veikko die Pferde immer vom Obergeschoss der Mühle aus beobachtet, wie sie tanzten, sangen und ausgelassen feierten. So gerne wäre er dabei gewesen und hätte mir den anderen Fohlen gespielt. Aber er verstand, dass das ein zu großes Risiko war. Man konnte nie wissen, ob ihn nicht doch ein Pferd eines Tages erkennen würde.

»Hey, du Träumer! Mach den Rücken gerade!«, mahnte ihn Bjame freundlich, der gleich vier Mehlsäcke auf einmal auf seinen starken Schultern trug. »Sonst klagst du mir in zwei Jahren schon über Rückenschmerzen.«

»Die habe ich jetzt schon«, maulte Veikko scherzend. Er wusste, dass die Arbeit, die er verrichtete eine harte Arbeit war aber es gab kein Pferd in Kilgrim, das die Arbeit der Müllerfamilie nicht zu schätzen wusste. Schließlich sorgten sie seit Jahren dafür, dass die Pferde in der kalten Winterzeit nicht verhungern mussten.

Veikko war inzwischen Zehn Pferdejahre alt. Seine Mähne war neu gewachsen und der überpinselte Stern auf seiner Stirn verschwand nun unter einem dichten Schopf, der dem jungen Hengst über beide Augen fiel. Auch er selbst hatte einen gewaltigen Schuss nach oben gemacht. Laina meinte immer ganz stolz, dass sie beinahe nicht glauben konnte, dass er das schwache, zierliche Fohlen gewesen war, das vor drei Jahren in ihre Mühle einzog.

Außerdem hatte inzwischen Bjarki das Licht der Welt erblickt. Der freche Braunschecke wuselte bereits fröhlich über den Hof und hielt Laina dauerhaft auf Trab. Auch Sokki hatte kaum noch eine ruhige Minute, seit der helle Braunschecke begonnen hatte, seine Welt zu erkunden.

Aber um in der Mühle auszuhelfen, dazu war er wirklich noch zu klein und auch zum Spielen war er einfach noch viel zu jung. Alle paar Minuten wollte er etwas anderes tun und wirklich wilde Kämpfe mit Holzschwertern konnte er Veikko auch nicht liefern. Ein wenig einsam war es eben doch in der Mühle abseits von Kilgrim. Aber Veikko hatte sich daran gewöhnt.

»Wenn du möchtest, dass ich dir helfe, musst du es mir sagen, Veikko! Ich möchte nicht, dass du dich übernimmst. Nicht, dass du mir nochmal krank wirst. Wir brauchen dich auf dem Hof.«

Veikko schüttelte den Kopf. »Das schaffe ich schon«, schnaubte er zuversichtlich. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er Bjame bei einer Lieferung half. Der riesige Schecke hätte sicherlich den fünften Sack selbst auch tragen können, aber Veikko unterstützte ihn gerne. Außerdem hatte er alle seine Hofarbeiten bereits erledigt und wollte Sokki nicht aus seinem friedlichen Mittagsschlaf reißen, um mit ihm Schnürchen fangen zu spielen.

Als die beiden Hengste endlich Tante Marthas Bäckerei erreichten, wurden sie bereits sehnlichst erwartet. Tante Martha eilte ihnen zur Hilfe und nahm ihnen nacheinander die Mehlsäcke ab, bis sie endlich wieder frei von den Lasten waren.

»Perfekt!«, schnaubte die alte Stute zufrieden, als sie probehalber einen Sack öffnete, um die Qualität des Mehls zu prüfen.

»Den Sack habe ich ganz alleine gemahlen!«, wieherte Veikko stolz.

BRÜDER - Die Chroniken von SkjellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt