Kapitel 21

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Das silbrige Licht des Mondes, das sich den Fenstern brach, glitt schwerelos durch die Stille auf Janes Gesichtszüge hinab. Ihre glasigen Augen glänzten in einem tiefen, dunklen Meerblau, das die Endlosigkeit des Ozeans einfing. 

Das warme, zähe Blut ihrer pochenden Kopfwunde tränkte das blaue Kissen unter ihr. Ein leises Seufzen entglitt Jane, als sie ihre betäubten Sinne wiederfand. Alles brach über sie auf einmal herein. Die dämmrigen Bilder des Raumes, der vermodernde Geruch, die Schritte im unterem Zimmer und die beißende Kälte, die sich über ihren entblössten Körper schlich, der nur von einem zerschlissenen Vorhang aus rotem Stoff verdeckt wurde.

 Ihr dumpfer Herzschlag hallte in ihren rauschenden Ohren wider. Der Blutverlust zehrte sie auf. »Jane«, flüsterte Ethan in einem Atemzug. Seine dunkle, versteinerte Silhouette vor dem Fenster wurde von dem Licht des Mondes umrahmt. Das einzige, das Jane erkennen konnte, waren seine grünen Augen. Wie zwei Smaragde die von der Sonne beleuchtete wurden, strahlten sie feurig durch die Finsternis. 

Jane begann zu zittern »Du... du musst mir helfen«, stöhnte sie und wurde im nächsten Moment von der panischen Angst gepackt, Adam könnte wieder zurückkehren. Ethan schüttelte ruhig den Kopf »Ich kann dir nicht helfen, Jane«, seine Stimme wurde nun etwas lauter »Nicht so, wie du dir es wünscht«. Verwirrt schloss Jane die Augen »Was meinst du damit?«, wollte sie unter Schmerzen wissen. 

Ethan seufzte »Keine menschliche Medizin kann dir helfen. Dein Puls ist viel zu schwach, um dich noch länger als eine halbe Stunde am Leben zu lassen«. Seine schleichenden, gut bedachten Schritte, die der einer Raubkatze glichen, kamen auf sie zu. Jane öffnete die Augen und beobachtete angestrengt wie Ethan sich neben sie auf den Boden kniete »Der Geruch deines Blutes provoziert mich mehr, als deine Worte von heute Vormittag«, erklärte er und hielt seinen starren Blick in ihre Augen gerichtet 

»Ich weiß nicht wie lange ich es noch neben dir aushalte«. Jane wandte ihren Blick von ihm ab »Wie lange bis du schon hier?« »Keine drei Minuten«, gestand Ethan nachdenklich »Aber ich habe seit fünf Tagen keinen einzigen Tropfen Blut mehr gesehen«, er kniff angestrengt seine Augen zusammen »Und ab dem sechsten Tag wird der Durst in meiner Kehle ziemlich schmerzhaft«. Ein leises Knurren folgte auf seine Bemerkung hin, als hätte er sich an das letzte Mal erinnert. Jane spürte wie sie leicht zu zittern begann »Du solltest jetzt gehen«, schlug sie flüsternd vor.

 Ethan Finger krallten sich plötzlich in ihren rechten Unterarm »Ich werde dich hier aber nicht sterbend zurücklassen, Jane«, murmelte er drohend »Ich bin kein Monster«. In ihre Augen stiegen brennende Tränen »Du kannst mich nicht umbringen, Ethan«, erinnerte sie ihn mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen »Du weißt, dass du es nicht kannst«. Eine plötzliche Wut machte sich in seinen Gesichtszügen bemerkbar

 »Was soll das heißen!«, fauchte er und knurrte erneut. Plötzlich schien er jedoch ihre Bemerkung zu verstehen und senkte nachdenklich den Blick. Jane öffnete den Mund um etwas zu sagen, da erschien Adam und Raven im Türrahmen. »Wo ist sie...?«, wollte Raven gerade fragen, als Adam Ethan bemerkte. Wie vom Blitz getroffen sprang Ethan auf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Verschwinde von hier, Ethan«, befahl Adam mit fester Stimme und zog seine Waffe unter seiner Jacke hervor. 

Wie ein wildes Tier wich Ethan zurück zum Fenster. Das leise Klicken der Pistole zerriss die angespannte Stille. Schließlich löste sich ein Schuss, der direkt in Ethans Brust ging. Mit einem überraschten Laut taumelte er rückwärts und durchbrach mit dem Rücken das Glas des Fensters hinter sich. Verzweifelt versuchte er sich an den Vorhängen festzuhalten, aber ein weiterer Schuss fiel und Ethan verlor den Halt. Das einzige Geräusch, was daraufhin folgte, war jenes, als Ethan in das trübe Wasser der Themse stürzte. Jane wurde Schwarz vor Augen.

The Crimson PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt