Kapitel 5

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Das gestockte Blut klebte auf Florence blassen Wangen. Regungslos lag sie in dem kleinen Nebenzimmer zur Themse hinaus. Das Licht des anbrechenden Morgens fiel wie ein dünner, orangener Schleier durch die staubigen Glasscheiben ins Innere. Jane starrte müde hinaus auf das dunkle Wasser. »Raven ist sich sicher, dass deine Schwester bald wieder gesund wird, Jane«, Alex vertraute Stimme hing schwer in der Luft.

Heiser gab Jane darauf zurück »Florence wird nie ganz gesund sein«. Sie löste ihren Blick vom Fenster und beobachtete wie Alex sich auf Florence Bettkante setzte »Du weißt, was ich meine«, ermutigte er sie. Jane verschränkte die Arme »Damals, in der alten Welt«, begann sie »Hätten die Ärzte ihr helfen können«. Alex strich Florence zärtlich eine Strähne aus dem ausdruckslosen Gesicht »Ich weiß«, er seufzte schwer

»Sie bekam die Diagnose, als ich damals mit ihr in die dritte Klasse ging«, erinnerte Alex Jane »Ich habe gedacht, dass Krebs wie eine einfache Erklärung ist, aber ich war verdammt naiv«. Eine Zeit lang schwiegen sie beide, ehe Jane mit einem kalten Ton in der Stimme sagte »Ich hasse diese kaltblütigen Monster«. Alex schüttelte den Kopf »Die Welt wäre so oder so zu Grunde gegangen«, murmelte er »Das war wahrscheinlich die humanste Weise«.

Florence Lippen begannen leicht zu beben, ihre Wimpern zuckten kaum merklich und ihre linke Hand veränderte langsam ihre Position. Alex stand augenblicklich auf »Hol Raven«, befahl er Jane »Florence braucht die Schmerzmittel, sobald sie aufgewacht ist«. Hastig nickte Jane und rannte durch die Galerie mit den zerfetzten Gemälden, vorbei an der großen Empfangshalle und in die notdürftig eingerichtete kleine Praxis von Raven.

Die junge Frau, kaum dreißig Jahre alt, brütete über einem schwarzen Medizinlexikon ehe sie Jane mit einem genervten Ausdruck bemerkte. »Florence ist aufgewacht«, Janes Worte überschlugen sich förmlich »Wir brauchen auf der Stelle die Schmerzmittel«. Raven stand seelenruhig auf »Die sind uns schon vor drei Monaten ausgegangen«, murmelte sie gereizt. Ihre blauen Augen glänzten herausfordern im Licht »Es hat sich immerhin keiner um Nachschub gekümmert«.

Jane stand sprachlos im Türrahmen »Aber...« »Es gibt kein ''Aber''«, unterbrach sie Raven und setzte sich wieder »Auch die restlichen Arzneien gehen langsam der Neige zu«. Ohne ein weiteres Wort begann sie wieder zu lesen. Wütend trat Jane an den Schreibtisch heran »Es muss doch irgendetwas gegen Schmerzt geben!«, verlangte sie aufgebracht und deutete auf die bunten Tabletten in dem Regal neben sich. Raven sah nicht auf, als sie schließlich antworte »Du wirst nichts mit den Hustenpastillen anfangen können«.

Jane spürte wie ihre Wangen rot wurden. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten »Na schön«, fauchte sie »Dann sag mir wenigsten wo ich solche Schmerzmittel herbekomme! Verdammt, Raven!«. Ein abschätziges Lächeln zeichnete sich von Ravens Lippen ab »Na sieh mal einer an«, schnurrte sie belustigt »Die kleine Jane Perkins will ganz alleine, ohne ihre große Schwester, da raus gehen« »Sie wird nicht alleine gehen«, Jane wandte sich überrascht um. Alex lehnte im Türrahmen und zündete sich eine Zigarette an.

Raven runzelte die Stirn »In meiner Praxis wird nicht geraucht«, erinnerte sie Alex kalt. Dieser lachte »Du meinst, in deiner Abstellkammer mit den abgelaufenen Hustenpastillen?«. Jane spürte wie sich eine gefährliche Spannung zwischen den beiden aufbaute. Raven schlug das Lexikon zu »Ohne mich, würde es hier keinen einzigen Arzt geben«, Alex benutzte provokant eines der Mikroskopgläser als Aschenbecher, ehe er antwortete »Du bist keine Ärztin Raven. Du hast Havard nie abgeschlossen«.

Sie schnaubte beleidigt »Tu mir einen gefallen, Alex«, sie stand auf und starrte ihn giftig an »Geh ins Northern Clay Hospital und beschaff mir Nachschub. Wenn ich Glück habe, dann kommst du gar nicht mehr oder mit einem Haufen Medikamenten. Es ist für mich also eine klare Win-Win Situation«. Alex nickte »Wenn du deine Antibiotika haben willst, dann werde ich sie dir besorgen«, er drückte die Zigarette auf das Lexikon »Ich nahem dir dann auch gleich einen richtigen Arztkittel mit, damit du noch weiterhin schön Grey's Anatomy spielen kannst«.

The Crimson PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt