1|Befragung

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Mal wieder saß ich in meinen geliebten Streifenwagen und fuhr in Richtung Palermo, ein Viertel Argentiniens. Kurz zuvor erhielt ich die Nachricht, dass ich den Fall, der sich am gestrigen Abend ereignete, übernehmen sollte.

Es war nicht das erste Mal in meiner Karrierelaufbahn, dass ich einen Mord aufklären sollte. Somit kannte ich schon einige Details, auf die man achten sollte.

Einige Minuten verstrichen und endlich kam ich am Tatort an und konnte aussteigen. Die Spurensicherung war schon am frühen Morgen hier, deshalb konnte ich mit der Zeugenbefragung beginnen.

Zwar gab es nicht viele Nachbarn, die etwas mitbekommen haben könnten, aber einer war besser als keiner. Also klingelte ich an der Tür des linken Nachbarn, sofort öffnete jemand diese.

"Was kann ich für sie tun?", fragte ein Mann, der um die 40 war. Ohne groß drumherum zu reden, erzählte ich ihm gleich, was Sache war. "Mein Name ist Hauptkommissarin Smith und ich ermittle im Fall vom mutmaßlichen Opfer Luna Valente. Es besteht der Verdacht, dass am gestrigen Abend in ihrer Nähe ein Mord ausgeübt worden war. Haben Sie irgendetwas mitkommen?"

Nach meinen Worten kam auch prompt eine Antwort. "Nein, leider nicht. Ich hatte Nachtschicht und war auf Arbeit. Mein Chef kann es Ihnen bestätigen."

Bevor ich mich verabschiedete, ließ ich mir Name und Adresse des Chefs geben. Auch wenn ich keine Lust hatte, dies nach zu gehen, war es meine Pflicht.

Bei zwei weiteren Häusern, an denen ich klingelte und nachfragte, hatte ich ebenso wenig Erfolg wie beim ersten.

Nun stand ich vor dem Haus, das genau gegenüber vom Tatort lag. Ohne Hoffnung drückte ich auf die Klingel und wartete bis jemand die Tür aufriss.

"Guten Tag. Mein Name ist Hauptkommissarin Smith und ermittle in einem heiklen Mordfall, der im Haus gegenüber geschah. Wissen Sie zufällig etwas?", ratterte ich sofort meinen Text runter, als ein älterer Señor aufmachte.

Bei der Erwähnung der Nachbarin gegenüber verfinsterte sich sein Gesicht auf Anhieb. Wahrscheinlich konnte er sie nicht besonders leiden, was er mit seiner Antwort indirekt bestätigte. "Ist das Weib jetzt endlich weg? Gut, dass jemand das mal getan hat. Zwar weiss ich nicht wer, aber ich bin ihm zum Dank verpflichtet. Sie ging hier jeden prächtig auf die Nerven."

"Was hat denn ihre Nachbarin getan, dass niemand sie leiden kann?", fuhr ich mit meiner Befragung fort.

Verächtlich schnaubte der Alte vor mir. "Señorita Valente ging mit jedem ins Bett. Keine Ahnung, ob es sich bei ihren Betthasen nur um Männer handelte. Aufjedenfall hörte man manchmal das Gestöhne bis hier her und das auch am Tage! Sie war völlig verrückt! Ich meine, was sollten denn nur die Kinder, die auf der Straße spielten, denken? Kein Wunder, dass die Knaben heut zu Tage lieber vor der Röhre hängen als..."

"Señorita Valente war wohl nicht gerade die beste Nachbarin", schnitt ich ihm das Wort ab, damit er auch mal aufhörte zu reden. "Wissen Sie, ob jemand von den, wie Sie es sagen, Betthasen Señorita Valente aufgelauert, bedroht oder sich mit ihr gestritten haben?"

"Keine Ahnung, aber das konnte schon gut möglich sein. Ich meine, soweit ich weiss, hatte sie trotz den ganzen Betthasen auch einen festen Freund. Wahrscheinlich war deshalb der ein oder andere schon eifersüchtig oder so", beantwortete meine Frage Señor... mein Blick schweifte auf das Klingelschild und stellte fest, dass der Señor vor mir Johnson mit Nachnamen hieß.

Interessiert schaute ich Señor Johnson an. "Meinen Sie, dass jemand der Betthasen Señorita Valente ermordet haben könnte?"

"Ja, warum nicht? Aber es hätte auch jeder andere sein können, da ihre Tür nie abgeschlossen war. Na ja...", er machte eine kurze Pause, in der er vermutlich nachdachte. "Es hätte auch sein können, dass all ihre Betthasen einen Schlüssel hatten."

Das letzte glaubte ich eher nicht, wenn es viele Männer oder auch Frauen waren, die ein und aus gingen.

"Ich habe meine Frau nie betrogen, doch sie glaubte, dass ich es getan hätte und..."

"Ihre Informationen haben mir echt weitergeholfen. Vielen Dank."

Schnell verabschiedete ich mich und machte mich aus dem Staub, da ich kein Bock hatte mir seine Sorgen anzuhören.

Mehr als nur ein Mord| Ambeo/Simbar FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt