V a c i l a c i ó n
12:32 Uhr
Meine Antwort scheint ihm nicht zu gefallen. Er sieht mir direkt in die Augen.
,,Du flehst mich geradezu an, dich zu erschießen", sagt er stirnrunzelnd. Ich blicke auf mein kaputtes Handgelenk und antworte nicht. Schnelle Schritte kommen näher. Ein Mann steht am Gitter und sieht uns leicht verwirrt an.
,,Don Vasco ... der Kerl hat endlich ausgepackt. Wir wissen jetzt wo sie sind", sagt er zögernd. Er ist einer von denen, die den Mann eben weggeschleppt haben.
Vasco nimmt die Waffe runter und spricht, ohne von mir wegzusehen. ,,Nimm dieses Mädchen mit wenn du zurück gehst Nando. Isabella soll sich um sie kümmern", sagt er nur, mustert mich noch ein letztes Mal gründlich und geht aus der Tür. Ich runzle die Stirn. ,,Was soll das heißen?", rufe ich ihm unruhig hinterher. Ich kriege keine Antwort. Er geht einfach weg ohne etwas zu sagen und lässt uns mit diesem einen Befehl zurück. Er hat mich verschont...Dieser Nando sieht ihm überrascht hinterher und blickt dann zu mir. Er schüttelt fragend den Kopf vor sich hin und kommt dann zu mir. Ich weiche sofort zurück. Eben sollte ich doch umgebracht werden? Was soll das jetzt? Wollen die mich etwa doch noch verkaufen?
,,Hör auf dich zu wehren chica und komm", sagt der Mann und zieht mich mit. Ohne mich zu wehren folge ich ihm. Eigentlich bin ich viel zu erschöpft um noch irgendwas gegen ihn auszurichten. Dieser Nando bleibt vor der Tür stehen und sieht zu Ricardo.
,,Da hat dich wohl jemand übel zugerichtet. Was hast du schon wieder gemacht?", fragt Nando amüsiert. Ricardo spuckt auf den Boden und sieht mich giftig an.
,,Du hättest sein Geschenk annehmen sollen, puta!"
Nando lacht. ,,Da ist aber jemand stinkig. Ich lasse dir jemanden schicken, der dich zum Doktor bringt. Halt 'n bisschen durch."
Dann sieht er zu mir. ,,Komm", sagt er und führt mich weiter den Flur entlang. Und bleibt nichts anderes übrig, als zu gehorchen.× × × × ×
Ich sitze in einem Auto. Der Ort hier ist abgelegen, scheint an einer Wüste zu grenzen. Ich vermute, wir sind außerhalb der Stadt. Ich sitze in einem Auto, dass von Nando gefahren wird. Bevor wir dieses Gebäude verlassen haben, hat man noch einen lauten Schuss gehört. Sie haben diesen Gefangenen bestimmt umgebracht...
,,Wohin fährst du mich?", frage ich ihn kleinlaut. Er sieht aus dem Rückspiegel kurz zu mir.
,,Du weißt es gar nicht? Mann, was hat dieser Spinner wieder vor...?", murmelt er letzteres leise. Ich kralle meine gesunde Hand nervös in mein Oberschenkel.
,,Du siehst ziemlich fertig aus. Typisch Ricardo, lässt seine Wut immer an Weibern raus."
Ich sage nichts und lehne meinen Kopf in den Sitz. Ich bin so erschöpft...Das Auto in dem ich sitze, ist nagelneu. Ich fühle mich hier wirklich fehl am Platz. Die Sitze sind wegen mir verdreckt und normalerweise kann ich solche Autos nur von weitem betrachten. Diese Leute scheinen wirklich reich zu sein. Was haben die nur mit mir vor?
Ich umklammere meine Taschenuhr mit einer Hand. Mein Handgelenk macht mir wirklich zu schaffen. Ich fühle mich wie ein Wrack. Nando ergreift das Wort.
,,Sag mal, was hast du eigentlich zu Vasco gesagt?", fragt er mich interessiert. Ich sehe auf meine Hände. ,,Wieso?", frage ich gedankenverloren. Er antwortet wie aus der Pistole geschossen.
,,Weil du noch lebst."
Ich zucke mit den Schultern und antworte nicht. Wegen der Fahrt ist mir noch übler geworden, aber es gibts nichts, was ich erbrechen könnte. Ich schließe die Augen. Obwohl es so heiß ist, friere ich. Ich glaube ich habe Fieber. Ich schaffe es nicht länger gegen meine Müdigkeit anzukommen und falle in einen tiefen Schlaf.
× × × × ×
Als ich aufwache, liege ich in einem Bett. Ich bin in einem fremden Zimmer. Mir fallen die vergangenen Geschehnisse ein und ich setze ich mich sofort auf. Ich zucke schmerzerfüllt zusammen und falle wieder ins Kissen. Angestrengt atme ich durch. Als ich zu meinem Handgelenk sehe, erblicke ich einen Gips. Ich fasse an meinen Kopf und an meine Wange. Anscheinend wurde ich verarztet. Wo bin ich hier?
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Leya
RomanceZwischen den Schulden ihres Vaters, der Arbeit auf dem Feld und der Erziehung ihrer kleinen Schwester, fehlt es Leya trotz allem an nichts. Wie viele andere mexikanische Familien in Culiacan, verdient sich Leya ihr Geld mit Schweiß und Blut, um ihre...