S E C H S U N D F Ü N F Z I G

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R e c o n c i l i a c i ó n

09:00 Uhr

Am nächsten Morgen wecke ich meine Schwester leise auf und lege mich zu ihr. Traurig sieht sie mir in die Augen. Dann schlägt sie ihre Arme um mich und vergräbt ihr Gesicht in meiner Brust.
,,Ich hab das alles nicht so gemeint ...!", wimmert sie leise. Ich schließe sie fest in meine Arme und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Versuche nicht wieder loszuheulen.
,,Shh ... ich weiß", murmle ich und streiche ihr beruhigend über den Rücken.
,,Ich will bei dir bleiben! Ich will nicht zurück!", sagt sie schniefend. Ich schlucke den brennenden Kloß in meinem Hals runter.
,,Jetzt bist du ja bei mir ... ich lasse dich nicht mehr gehen!"
,,Das sagst du jedes Mal!", weint sie und sieht mich verzweifelt an. Ich schüttle den Kopf.
,,Das wird nicht mehr passieren! Ich werde alles tun damit du bei mir bleiben kannst, versprochen mein Engel", versichere ich ihr und drücke sie fest an mich. Ich ziehe die Nase hoch und wische ihr die Tränen aus dem Gesicht.
,,Das Frühstück ist fertig, lass uns etwas essen", sage ich sanft. Sie zögert.
,,Wird er auch nichts sagen ... dein Mann?", fragt sie mich vorsichtig. Ich beiße die Zähne fest zusammen und schüttle den Kopf. Wütend darüber, dass mein kleiner Engel sich hier nicht willkommen fühlt.
,,Natürlich nicht! Außerdem ist er sowieso nicht Zuhause. Na los, machen wir dich frisch."
Sie nickt und zusammen steigen wir aus dem Bett.

× × × × ×

19:20 Uhr

Nach dem Essen sind wir im Garten spazieren gegangen. Ich habe ihr Copo gezeigt und gemeinsam haben wir sie mit Brot gefüttert. Wir haben lange geredet und sie hat mir erzählt wie gemein die anderen Kinder zu ihr auf der Schule sind. Ich habe sie aufgemuntert und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen mehr zu machen braucht. Ich weiß, ich verspreche ihr mehr als ich glaube einhalten zu können, aber ich werde sie um jeden Preis bei mir behalten, egal was Vasco sagt!

Alles, was ich über ihn erfahren habe, versuche ich zu verdrängen. Jetzt ist meine Schwester das einzige was zählt und solange er gut zu mir ist, habe ich auch nicht vor etwas daran zu ändern.

Um Ria etwas abzulenken, habe ich vorgeschlagen zum Jacuzzi auf der Terrasse zu gehen. Wir beide können nicht schwimmen, also kam der Pool im Garten nicht in Frage. Ich habe ihr einen Badeanzug herausgesucht, dass sie schon an hat und sie gut eingecremt. Im Schlafzimmer ziehe ich mich auch gleich um.

Oben angekommen gehen wir auf die Terrasse. Ich nehme die Fernbedienung von der Wand und zeige ihr was die verschiedenen Knöpfe bewirken.
,,Probier es mal aus, ich ziehe mich so lange um", sage ich zu meiner Schwester und gehe zum Schrank.
Ich ziehe mir ein olivgrünes Badeanzug an, dessen Schnüre sich eng um meinen Körper spannen. Dann schmiere ich mich schnell mit Sonnencreme ein und schnappe mir zwei Handtücher.

Ich sehe Ria dabei zu wie sie sich am Rand festhält und Unterwasser taucht. Sie scheint Spaß zu haben, was mich schmunzeln lässt. Ich lege die Handtücher bei Seite und steige in den relativ großen Becken.
,,Ich kann meine Luft zwanzig Sekunden lang anhalten!", sagt sie stolz und wischt sich die nassen Haare aus dem Gesicht.
,,Ich wette ich kann es länger!", fordere ich sie heraus. Sie grinst mich an.

,,Auf drei! Eins ... zwei ... drei!"

× × × × ×

21:25 Uhr

Die Sonne ist schon fast unten. Wir kommen aus dem Becken und trocknen uns gerade ab um duschen zu gehen, als die Tür zum Schlafzimmer sich öffnet und Vasco hereinkommt. Eingeschüchtert stellt sich Ria dicht an mich. Als Vasco uns sieht ziehen sich seine Augenbrauen zusammen.
,,Was macht ihr hier?", fragt er kalt und sieht kurz meine Schwester, dann mich an.
,,Wir haben etwas Zeit im Wasser verbracht", antworte ich ihm.
,,Unten ist ein Pool", sagt er knapp.
,,Es ist zu tief, wir können nicht schwimmen", entgegne ich ihm. Was ist schon dabei?
,,Das ist das letzte Mal", sagt er streng und sieht Ria dabei an. Sie drängt sich enger an mich. Ich drehe mich zu meiner Schwester.
,,Geh duschen und dann ins Bett, du weißt ja wo alles zufinden ist, oder?", frage ich sie fürsorglich. Sie nickt nur schnell. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und führe sie aus dem Schlafzimmer. Als ich mir sicher bin, dass sie weg ist, sehe ich Vasco wütend an.
,,Was sollte das?", frage ich ihn wütend und bemerke wie er mich von Kopf bis Fuß mustert. Ich schnappe mir das Handtuch auf dem Bett und lege es wütend um mich.
,,Das Schlafzimmer ist für sie verboten. Ich dachte das wäre selbstverständlich", sagt er nur gleichgültig.
,,Das hättest du auch sagen können ohne ihr Angst zu machen!"
Langsam kommt er auf mich zu. Ich weiche nicht zurück. Sein Ton ist rau und seine Augen irgendwie ...
,,Du hast echt Nerven ... halb nackt vor mir zu stehen und mit mir zu diskutieren ..."
Ich wickle das Handtuch enger um mich und spüre wie mir vor Scham röte in die Wangen schießt. Wieso lenkt er jetzt vom Thema ab?!
,,Ich ... ich sollte jetzt duschen", sage ich nur schnell und gehe an ihm vorbei, doch er hält mich am Handgelenk auf und drückt mich von hinten an sich.
,,Du hast noch ein Versprechen, dass du einlösen musst", haucht er mir ins Ohr. Bei diesen Worten läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Das ist doch jetzt nicht sein Ernst ...!
,,Ich habe meins eingehalten, jetzt bist du dran", raunt er und zieht meine Hände weg vom Handtuch, damit es zu Boden fällt.
,,Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt Vasco! Wieso sollte ich überhaupt? Du benimmst dich unmöglich gegenüber Ria!", lehne ich ab, während er seine Hände auf meinen Oberarmen ruhen. Mein Rücken lehnt dicht an seinem Körper. Obwohl ... vielleicht kann ich seine Laune ja ausnutzen?
,,Sie ist doch nur hier, weil ich es dir recht machen wollte. Mehr wird es meinerseits nicht geben, du solltest das endlich verstehen."
Er dreht mich zum Spiegel und scannt meinen ganzen Körper ab. Ich spüre wie mir das Herz bis zum Hals klopft.
,,Außerdem lasse ich dich heute nicht mehr gehen ... nicht bevor ich nicht genug von dir habe ...", raunt er mir ins Ohr und zieht an einem der Schnüre meines Badeanzugs.
,,Lass das ...!", sage ich beschämt und schlage seine Hand weg. Er seufzt.
,,Je länger du dich verweigerst, desto später kommst du hier weg. Ich meine es ernst, ich kann nicht mehr warten", sagt er bestimmt, seine Stimme ist rau.
,,Dann bleibe ich eben hier, bis du ein Anruf kriegst und weg musst", sage ich schulterzuckend. ,,Hier passiert gar nichts bevor du nicht aufhörst meine Schwester wie eine Last zu behandeln!"
,,Du tust so als wäre ich der einzige der das hier will ... in unserer ersten Nacht konntest du deine Finger nicht von mir lassen", sagt er amüsiert und dreht mein Kopf am Kinn zu sich. Ich drücke mich von ihm weg, bevor er mich küssen kann. Ich spüre wie angespannt er ist. Das ist gut.
,,Wenn meine Schwester hier bleiben darf, dann bin ich einverstanden", sage ich bestimmt. Er verengt die Stirn.
,,Du willst wirklich verhandeln?", fragt er mich. ,,Vergiss es."
,,Dann kannst du auch damit aufhören, was auch immer das hier werden soll!", sage ich fest überzeugt und gehe ins Bad.

Ich will die Tür hinter mir schließen, aber er drückt sie auf und lehnt sich an den Türrahmen.
,,Geh raus, ich will duschen!", sage ich genervt.
,,Zufälligerweise wollte ich das gerade auch tun", sagt er und öffnet die Knöpfe seines Hemdes. Ich seufze gestresst.
,,Dann musst du eben warten."
Er betrachtet mich nachdenklich und spricht nach einer kurzen Stille.
,,Dusch mit mir, dann überlege ich es mir mit dem Privatunterricht", sagt er und mustert mich noch immer lüstern als er sich das Hemd von den Schultern streift.
,,Du sollst es dir nicht überlegen, ich will deine Einverständnis!", sage ich streng. Ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich bereit für Kompromisse ist. Jetzt wird mir erst klar, in was für eine Richtung das ganze geht.

Genau jetzt steigen mir Valerias und Isabellas Worte in den Kopf. Es war doch klar, dass ich dieses Wissen nicht für immer verdrängen kann ...
Womit habe ich gerechnet? Dass er für immer geduldig bleibt und mich nicht anrühren wird, wenn ich 'nein' sage? Hätte ich keine Ahnung von dem was die beiden mir gesagt haben, dann würde ich sogar gerne mit ihm schlafen ... aber so? Ich kenne nicht einmal sein wahres Gesicht und das will ich auch nicht.

,,Ich sagte, ich überlege es mir", wiederholt er sich streng. ,,So verzweifelt bin ich schon."
Ich räuspere mich. ,,Dann geh doch ins Bordell!", sage ich wütend.
,,Aufeinmal hast du nichts dagegen?", fragt er mich jetzt spöttisch. Ich will etwas sagen, aber er unterbricht mich.
,,Ich weiß, dass diese Bordell Sache nur gelogen war um von etwas anderem abzulenken."
Ich beiße entrüstet die Zähne zusammen. Er fährt fort.
,,Ich habe den ganzen Tag Zeit. Diskutierst du lieber über deine Schwester oder darüber, wieso du mich angelogen hast? Oder lenkst du mich auf eine Art und Weise ab, die uns beiden gefallen wird?", sagt er und kommt mir näher. Sein Ton ist autoritär. ,,Mich würde es brennend Interessieren was dich dazu gebracht hat mich anzulügen ...", sagt er dunkel.
Ich beiße mir unruhig auf die Zunge.

>>Sprich dieses Thema niemals an.<<

Das hatte Valeria mir gesagt und ich wage es auch nicht, ihr zu widersprechen.

Als ich nichts sage, ergreift er wieder das Wort. ,,Ich komme dir entgegen und sage dir, dass ich mir die Sache mit deiner Schwester überlegen werde. Ich verstehe nicht mal wieso du anfängst mit mir zu diskutieren wenn du doch alles hast was du wolltest. Deine Wünsche hören nie auf und wenn das so weitergeht werde ich dich sicherlich nicht mehr so verwöhnen", stellt er streng klar. Plötzlich packt er mich an den Oberschenkeln und hebt mich hoch. Ich halte mich erschrocken an ihm fest.
Er setzt mich auf die Platte des Waschbeckens und öffnet seinen Gürtel. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen und fährt mit seinem Blick genüsslich über meinen Körper.
,,Außerdem will ich nur dich. Das Bordell kommt nicht in Frage", sagt er als er den ledernen Gürtel aus dem Hosenbund zieht.
,,Was soll das bedeuten? Wirst du mich zwingen wenn ich ablehne?", frage ich ihn stirnrunzelnd. Er schüttelt den Kopf. ,,Was soll diese Frage? Habe ich dir bis jetzt nicht die Wahl gelassen? Ich sagte nur, dass ich dich nicht in Ruhe lassen werde. So verzweifelt bin ich nun auch nicht", sagt er gelassen und öffnet seine Hose. Ich sehe beschämt weg.
,,Du bedrängst mich aber!", sage ich sauer.
,,Und wenn schon, das habe ich auch das erste Mal getan und du warst nicht abgeneigt", gibt er arrogant von sich. Er steht nur in Boxershorts vor mir, während er mich wieder von der Ablage hebt. Er stellt sich mit mir unter die Glasdusche.
,,Ich deute deine Stille als Einverständnis", haucht er leise und lässt mich runter. Er schließt die Tür der Duschkabine.
,,Stell das Wasser ein", sagt er und zieht sich plötzlich die Boxershorts aus. Ich drehe mich beschämt weg. Mein Gehirn ist wie stehengeblieben, während ich tue was er sagt. Dann läuft das Wasser auch schon von der Decke.
,,Woher weiß ich, dass du es dir wirklich überlegen wirst?", frage ich ihn leise. Er beginnt den Badeanzug von meinen Schultern zu streifen. Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut.
,,Kommt auf deine Überzeugungskünste an", sagt er rau während er hinter mir steht. ,,Alles liegt an dir."
Er streift mir das wenige Stoff vom Körper, sodass es zu Boden fällt. Ich schließe die Augen als er seine starken Arme um mich legt während das angenehm warme Wasser uns tränkt. Sanft ergreift er meine linke Hand und betrachtet meinen Ehering. Ich schaue nach hinten zu ihm auf. Ohne ein Wort drückt er seine Lippen auf meine und das ist auch der Moment, in dem mein Verstand aussetzt.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt