A C H T U N D V I E R Z I G

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C o p o & P u t o

08:40 Uhr

Am nächsten Morgen wache ich unruhig auf, weil meine Albträume nicht aufhören mich zu plagen. Meine Schlafprobleme bringen mich bald noch um ...

Ich stehe langsam auf und strecke mich. Unausgeschlafen beginne ich mich im Bad frisch zu machen und mich für das Frühstück vorzubereiten. Nachdem ich die Erledigungen im Bad beendet habe, gehe ich zum Kleiderschrank. Ich nehme mir ein hellblaues, lockeres Jumpsuit und ziehe es mir über. Dann binde ich mir meine langen Haare zu einem festen Zopf. Fertig mit allem gehe ich aus dem Schlafzimmer.

Während Clara und Marina den Tisch decken, gehe ich raus in den Garten und mache mich auf den Weg nach hinten zum schönen Teich. Ich habe mir vorhin etwas Brot geschnappt damit ich die Fische füttern kann.
Ich gehe und setze mich an den Beckenrand des Teiches und beginne das Brot zu zerbröseln. Lächelnd werfe ich etwas in den Teich und sehe dabei zu wie die vielen Fische auf das Stück zuschwimmen. Ich zucke zusammen als etwas Wasser mir ins Gesicht spritzt während sie sich um das Stück drängeln. Lachend werfe ich noch ein Stück und sehe dabei zu wie die großen Fische es essen. Es ist komisch wie beruhigend dieser Anblick auf mich wirkt. Es gibt so viele von ihnen in den verschiedensten Farben und Größen. Manche sind rot oder weiß befleckt, manche eher orange oder schwarz. Manche von ihnen sind mit allen Farben befleckt. Sie sehen so schön aus, dass es mir jedes mal den Atem verschlägt wenn ich hier bin.

Dieses Mal tauche ich die Hand mit einem Brotstückchen zwischen den Fingern ins Wasser und warte, bis sie es bemerken. Ich quieke erschrocken auf als einer leicht in meinen Finger beißt und ziehe meine Hand schnell zurück. Ich sehe mir die Stelle an und muss lachen als ich kleine Zahnabdrücke entdecke. Mein Blick fällt wieder auf das Wasser. Ein großer weißer Fisch schwimmt an meinem Platz vorbei. Fasziniert sehe ich dabei zu wie er umdreht und sich wieder nähert. Etwas mutiger versuche ich es dieses Mal zu streicheln - und tatsächlich! Der Fisch schwimmt meiner Hand entgegen und scheint es zu mögen. Es kann aber auch sein, dass es nur nach Futter sucht, ich kann es nicht so genau sagen. Lachend kraule ich das weiße Fischlein und füttere es.
,,Bist du ein Mädchen oder ein Junge?", frage ich während es herumschwimmt und immer wieder zurück kommt. Ich beginne auch die anderen Fische zu berühren. Mein Blick landet wieder auf dem weißen. ,,Ich glaube ich werde dich Copo (Schneeflocke) nennen. Auch wenn es hier bei uns nie schneit", sage ich und streichle Copo. Ich werfe die restlichen Brotstücke ins Wasser und sehe ihnen einfach nur zu. Ich halte die Hand schützend vor mein Gesicht, weil wieder so viel Wasser spritzt während Copo und die anderen sich rangeln. Als mir trotzdem etwas Wasser ins Gesicht spritzt, drehe ich mein Gesicht weg und erkenne plötzlich Vasco, der mich an der Hecke beobachtet. Mein Lachen verfliegt sofort und ich widme mich beleidigt dem Teich.
,,Wieso lauerst du mir auf?", frage ich ihn genervt.
,,Ist das verboten?", stellt er eine Gegenfrage und kommt zu mir. Ich atme genervt durch. Ich habe keine Lust wieder mit ihm zu streiten.
Er setzt sich neben mich an den Beckenrand und blickt über seine Schulter hinweg zu den Fischen. Mein Blick ist starr auf das Wasser gerichtet. Er sieht mich an.
,,Welcher ist Copo?", fragt er mich jetzt, sein Ton ist weicher als sonst. Ich antworte erst nicht, zeige aber dann zögerlich auf den weißen, der sich mit einem schwarzen Fisch mit roten Flecken abgibt. Er folgt meinem Finger und nickt verstehend.
,,Und wie heißt der schwarze?", fragt er mich und deutet auf den mit den roten Flecken. Ich zucke einfach nur mit den Schultern.
Er sieht sich den Fisch an und scheint zu überlegen. Ich sehe auch hin und beobachte Vasco dabei gleichzeitig. Der weiße nähert sich dem schwarzen Fisch immer wieder, der schwarze jedoch schwimmt jedes Mal weg und entfernt sich. Das erinnert mich irgendwie an uns beide.

,,,Ich glaube ich nenne ihn Puto", sagt Vasco plötzlich als sich der schwarze von Copo abwendet. Überrascht heben sich meine Augenbrauen.
Ich drehe meinen Kopf sofort weg, weil ich lachen muss als ich das höre und nicht will dass er das sieht. Ich glaube, auch er hat die Ähnlichkeit zwischen uns und den Fischen gesehen.
,,Was, gefällt dir der Name nicht?", sagt er amüsiert und sucht Augenkontakt indem er mir ins Gesicht sieht. Ich schüttle den Kopf.
,,Nein, das ist ein blöder Name. Auch wenn er passt", antworte ich ihm leise und sehe ins Wasser.
,,Einen besseren verdient er aber nicht, so wie er Copo behandelt", sagt er ernst und sieht mich an während ich versuche seinem Blick auszuweichen. Ich schlucke schwer. ,,Vielleicht verdient er einen besseren Namen, wenn er aufhört sich so zu benehmen", sage ich und sehe zu ihm auf. Er nickt nur kaum merklich. Nach einer kurzen Stille, spricht er wieder. ,,Glaubst du, Copo wird ihm das verzeihen?", fragt er mich jetzt. Ich zucke zögerlich mit den Schultern.
,,Wenn er sich Mühe gibt, vielleicht", antworte ich ihm schüchtern und blicke auf meine Hände.
,,Das wird er", gibt er mir leise zu verstehen. Ich nicke nur und sehe in seine grauen Augen. Ich räuspere mich.
,,Das reicht aber nicht", sage ich überzeugt. Er sieht mich fragend an.
,,Ich will nicht mit Valeria und Isabella unter einem Dach leben", erkläre ich ernst. ,,Außerdem will ich meine Schwester sehen."
Er verschränkt seine Hände ineinander und lehnt sich nach vorne, während er auf den Boden blickt.
,,Das geht nicht", sagt er. Ich spanne mich sauer an. ,,Wieso nicht?", frage ich ihn verständnislos.
,,Weil es eben nicht geht. Nicht, weil ich es nicht will", erklärt er ungenau.
Was soll das jetzt bedeuten?
,,Stört es dich, dass du nicht mehr mit Isabella schlafen kannst wenn sie weg ist?", sage ich wütend und stehe auf.
,,Du kannst es nicht lassen, was?", sagt er gestresst und steht ebenfalls auf. ,,Ich muss euch alle in meiner Nähe haben, das geht nicht anders. Außerdem schlafe ich nicht mit Isabella", sagt er mit verengter Stirn.
,,Und das soll ich dir glauben?", sage ich misstrauisch.
,,Wieso sollte ich es verbergen?", fragt er und beobachtet meine Reaktion. Ich verschränke die Arme und blicke genervt zum Teich. Vasco atmet genervt durch und nickt.
,,Na schön", seufzt er. ,,Wenn sich die Lage beruhigt, kann ich sie wegschicken", sagt er plötzlich. Ich blicke überrascht zu ihm auf. Als er meinen Blick sieht, legt er seine Stirn in Falten. Als würde er nicht glauben, dass er das gerade tut, seufzt er.
,,Wirklich?", frage ich ihn freudig. Er nickt langsam.
,,Deine Schwester kannst du dann auch sehen, zufrieden?", fragt er mich. Ich nicke schnell und will ihm gerade danken, aber mir fällt noch etwas ein.
,,Was ist?", fragt er mich als würde er etwas ahnen.
,,Die Ehe mit den beiden ...", sage ich zögerlich.
,,Ich kann mich nicht scheiden lassen, wenn du das ansprechen willst", unterbricht er mich direkt, als hätte er schon damit gerechnet. Ich war wohl nicht die Erste die das verlangt hat.
,,Warum?", frage ich enttäuscht.
,,Ich habe versprochen mich um sie zu kümmern, genau wie ich mich um dich kümmere."
,,Das kannst du auch ohne mit ihnen verheiratet zu sein!"
,,Dann gäbe es keinen Grund mehr mich um sie zu kümmern", sagt er ruhig.
Ich seufze nachdenklich. ,,Wieso hast du sie überhaupt geheiratet?", frage ich ihn verständnislos.
,,Sicher nicht, weil ich es wollte", entgeht er der Frage. ,,Stell keine Fragen mehr. Ich komme dir doch schon genug entgegen", verlangt er jetzt ungeduldig. Ich atme tief durch und gebe mich damit zufrieden. Er bemüht sich wenigstens, mehr werde ich nicht verlangen. Vorerst.
,,Na schön, danke", sage ich leise. Er kommt mir näher, jedoch weiche ich zurück. Fest entschlossen blicke ich ihn an und spreche.
,,Ich würde dir das niemals verzeihen wenn du zu Isabella oder sonst wem gehst. Nur damit das klar ist", stelle ich ernst klar. Ich bin nicht wie Valeria, das soll er verstehen!
,,Danke, dass du mich daran erinnerst", sagt er mit gehobener Augenbraue.
,,Ich meine es ernst!", sage ich eindringlich.
,,Schon klar", antwortet er jetzt amüsiert. Er hat gute Laune, was langsam auf mich abfärbt.
,,Was gibt es da zu lachen?", frage ich ihn jetzt und mit gehobener Braue.
,,Stichst du mich ab wenn ich einer anderen Frau hinterher gucke?", fragt er, sichtlich amüsiert. Ihm scheint meine Eifersucht zu gefallen.
Ich neige hellhörig den Kopf. ,,Du wagst es, mich das zu fragen?", sage ich ihn herausfordernd und muss dabei schmunzeln.
,,So ist es", sagt er arrogant. Ich tauche meine Hand ins Wasser und mache ihn etwas nass. Er dreht sein Gesicht mühelos weg und greift mein Handgelenk. Ohne jegliche Vorwarnung küsst er mich.

LeyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt