Es war der Sommer nach meinem letzten Jahr in Hogwarts. Der Sommer, der der Beginn einer Weltreise und eines Lebens voller Entdeckungen hatte sein sollen. Auf eine gewisse Art wurde er das, denn ich lernte, dass ich für eine Weltreise das Dorf in dem ich lebte, nicht einmal verlassen musste.
Es war der Sommer, der dem Tod meiner Mutter folgte.
~ * ~
Eine Woche nach der Beerdigung meiner Mutter saß ich im Garten unter dem Pflaumenbaum und las die Zeitung. Inzwischen berichtete niemand mehr über Kendra Dumbledore, der Ansturm der Eulen, die Beileidsbriefe brachten, war abgeflaut und man ließ mich in Ruhe. Ich wollte nicht in Ruhe gelassen werden. Meine Forschungskorrespondenzen waren alles, was mir geblieben war, jetzt, da ich in absehbarer Zeit Godric's Hollow nicht verlassen würde. Doch niemand schrieb mir mehr, sie dachten, ich brauchte Zeit zum Trauern.
„Albus!", rief eine freundliche Stimme. „Albus, hier drüben!"
Seufzend erhob ich mich und schlenderte mit der Zeitung unter meinem Arm zum Gartenzaun, von dem die weiße Farbe überall abzublättern begann. Auf der anderen Seite stand Bathilda Bagshot, unsere Nachbarin. Sie musste inzwischen in ihren frühen Vierzigern sein, auch wenn man das nicht vermuten würde. Sie trug ihr dunkles Haar zu einem perfekten Knoten gebunden und hatte eine metallisch schimmernde Brille akkurat auf der Nase. Man sah ihr an, wie gebildet sie war.
„Hallo, Mrs. Bagshot", begrüßte ich sie höflich. „Wie geht es Ihnen?"
„Oh, gut, gut", erwiderte sie vergnügt. „Mein Großneffe kommt mich morgen besuchen. Würdet du und dein Bruder uns gern bei Tee und Kuchen Gesellschaft leisten?" Sie versuchte ihr Mitleid zu kaschieren, was ich ihr hoch anrechnete. Ich nahm ihr Angebot ohne zu zögern an - im Haus fiel mir ohnehin die Decke auf den Kopf und ich hätte viel dafür gegeben, neue Bekanntschaften zu schließen und mich mit Menschen zu unterhalten, die nicht mein Bruder waren.
Der war, wie nicht anders zu erwarten, nicht im Mindesten begeistert von unserer Verabredung zum Tee.
„Du weißt doch, dass wir Ariana nicht alleine lassen können!", rief er und ließ den Teller, den er gerade abwusch, laut scheppernd in die Spüle fallen. „Wieso muss ich dir das eigentlich immer wieder sagen, Albus? Ich dachte, du bist der Intelligente von uns."
Aberforth war jünger als ich, und seine Wut stachelte ihn gegen alles und jeden auf. Zu behaupten, ich hätte ihn im Griff wäre eine bodenlose Lüge. Und ich verstand ihn. Er war plötzlich Waise, mit einer instabilen Schwester und einem älteren Bruder, der nicht verbergen konnte, wie wenig ihm die neue Situation behagte. Es war nicht leicht für ihn. Für mich allerdings auch nicht.
„Es ist doch höchstens eine Stunde", sagte ich und konnte den flehenden Tonfall nicht aus meiner Stimme verbannen. „Sie wird nicht mal merken, dass wir weg sind, Ab."
Aberforth verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. „Ich bin nicht schuld, wenn sie ausrastet. Da kannst du dich dann drum kümmern."
„Werde ich", sagte ich möglichst ernst. Aber einen kurzen Moment lang war ich glücklich, auch wenn es nur um einen Tee bei unserer Nachbarin ging.
Allerdings war ich nicht darauf vorbereitet, was mich dort erwartete. Als Bathilda uns in ihren Salon führte, saß ihr Großneffe bereits am gedeckten Tisch. Er hatte hellblondes Haar, das ihm in sanften Wellen bis fast auf die Schultern fiel, seine wachsamen grünen Augen wanderten von Aberforth zu mir.
„Ihr Lieben, das ist Gellert, mein Neffe."
Gellert stand auf und reichte meinem Bruder die Hand. Dann wandte er sich mir zu. Ich war groß und recht dünn, und Gellert befand sich auf Augenhöhe mit mir. Allerdings wirkte er sehnig und stark, nicht zerbrechlich wie ich, auch wenn es mit dem Hemd schwer zu beurteilen war.
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Einen Sommer Lang
Fanfiction[Dumbledore x Grindelwald] Sie kannten sich bevor Albus Dumbledore Schulleiter von Hogwarts wurde und bevor Gellert Grindelwald in einer Hochsichterheitszelle in Nurmengard sein Ende fand. Sie kannten sich vor dem legendären Duell, aus dem Dumbledo...