Kapitel 6

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Als wir nicht in der Lage waren weitere Informationen über die beiden Cousins zu finden, die Loxias den Elderstab abgenommen hatten, beschloss Gellert aus reiner Verzweiflung, seine Tante zu fragen. Er konzentrierte sich dabei auf das Duell selbst, nicht auf den Zauberstab, denn wir wollten Bathilda nicht genauso erschrecken wie Ollivander. Und zu meiner großen Erleichterung konnte Gellerts Tante uns tatsächlich weiterhelfen. Sie erinnerte sich an eine große Sensation - zwei begabte junge Zauberer aus Rom, die die Welt bereisten und sich in Duellen mit bekannten Zauberern und Hexen einen Namen machten.

„Ihre Namen waren Arcus und Livius!", verkündete Gellert mit einem strahlenden Lächeln und umarmte mich stürmisch. „Wieder einen Schritt weiter, Albus."

Allmählich langweilte es uns allerdings, nur über Büchern zu hocken und so landeten wir nur umso öfter in den Armen des anderen und sprachen stundenlang über unsere Pläne. Gellert ging darin richtig auf und er gab mir immer das Gefühl, ein Teil seines ursprünglichen Plans zu sein.

„Wir werden unbesiegbar sein", sagte er oft. „Du und ich führen die Zauberer aus der Dunkelheit zurück ins Licht."

Anfangs versuchte ich noch, die Spuren von Arcus Claudius und Livius Erucius weiterzuverfolgen, doch alles was ich herausfand war, dass sie sich getrennt hatten. Und da Gellert und ich unterschiedlicher Meinung waren, wer von beiden den Zauberstab gewonnen hatte (Livius hatte Loxias entwaffnet, Arcus ihn getötet), brachte mich das auch nicht sonderlich voran.

Gellert verlor dieses Thema betreffend schnell die Geduld - er fand es stimulierender mit mir die Einzelheiten unseres Manifests, wie er es nannte, durchzugehen und auszuarbeiten. Und ich ließ mich nur zu gern darauf ein. Seine Zuversicht war unabänderlich und ihn davon reden zu hören, entfachte immer wieder neue Feuer in mir. Dumbledore und Grindelwald an der Spitze der Welt, Dumbledore und Grindelwald läuteten bei den Zauberern sowohl wie bei den Muggeln eine neue Zeit ein.

„Was passiert mit denen, die sich uns in den Weg stellen?", fragte ich einmal.

Gellert blickte auf. „Die, die es wagen, werden es bereuen."

„Ich hatte mit einer präziseren Antwort gerechnet", kritisierte ich milde.

Er grinste. „Du magst doch nicht übers Töten reden - da dachte ich, ich übernehme den Teil für dich."

„Gellert ... ich denke, das ist nicht der richtige Weg."

Er seufzte - wir waren anderer Ansicht und das störte ihn. „Ich weiß, du bist nicht nach Durmstrang gegangen so wie ich -"

„Das hat damit nichts zu tun, Gellert."

„Was erwartest du denn von mir, Albus?" Er erhob nie seine Stimme gegen mich, deswegen warf es mich aus der Bahn, dass er es jetzt tat. Aber es war abzusehen gewesen, dass wir auf Meinungsverschiedenheiten stoßen würden. Und immerhin waren wir beide erwachsen und intelligent genug, sie mit Worten beizulegen.

„Ich erwarte, dass du nicht wahllos Menschen tötest. Das bringt uns nur mehr Feinde. Wir brauchen für unsere Widersacher einer angemessene Lösung."

Gellert starrte mich an und spielte dabei mit seinem Zauberstab. „Wir stellen sie vor die Wahl", sagte er schließlich, gespielt desinteressiert. „Sie können sich entscheiden zwischen Duell oder Gefängnis. Wählen sie Duell, werden sie sterben. Es liegt nicht nur bei mir."

Ich fand es immer noch ungerecht, jemandem ein Duell anzubieten, wenn man wusste, dass man unschlagbar war, aber es war ein Fortschritt. Und schließlich hatten wir den Zauberstab ja noch nicht in unserem Besitz. Noch musste Gellert sich bei Duellen ganz auf sein Talent verlassen, es war beachtlich, sicher, aber nicht unfehlbar.

Einen Sommer LangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt