5 Verräter

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Am nächsten Morgen war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen, als die beiden aufstanden und direkt nach der Öffnung des Tores das Dorf verließen.

Ricu griff im vorbeigehen nach einem Apfel und einem Leib Brot.
Er tat das mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit, das Vona sich gut vorstellen konnte, wie er das im Winter öfters machte, wenn er in der Natur nur wenig zu essen fand.

Niemand hatte den Diebstahl bemerkt und so verließen die beiden den Ort und gingen weiter.
Vor dem Tor standen ein paar Menschen und unterhielten sich.
Als Vona und Ricu an ihnen vorbeigingen, rief ein Mann Vonas Namen.

Sie zuckte zusammen und blieb stocksteif stehen.
Die Stimme kannte sie und bei ihrem Klang wurde ihr eiskalt, ein scheuer lief ihr über den Rücken und jegliche farbe wich aus ihrem Gesicht.
Sie verlor keine Sekunde und rannte los.

Irgendwo hin, auskennen tat sie sich ja nicht.
Sie rannte den Weg, der von Krein weg führte entlang.
,,Vona, warte doch! Wo läufst du denn hin?"

Ricu lief ebenfalls los und folgte ihr.
Vona blieb irgendwann nach Luft japsend stehen. Sie zuckte zusammen, als er neben ihr ankam.
,,Warum bist du vor ihm weg gerannt?"

Vona war klar, dass sie jetzt die Wahrheit sagen musste, aber sie überlegte sich, nur die Hälfte zu erzählen.
,,Er hat meine Familie verraten", brachte Vona immer noch schweratmend aber dennoch eiskalt heraus.

Ricu sah sie fragend an,doch er war blass bei dem kalten klang ihrer Stimme geworden.
,,Dieser Mann", sagte sie und zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, ,,ist daran schuld, dass meine Mutter und meine Oma tot sind und mein Vater untertauchen musste." Ihr standen die Tränen in den Augen und Ricu sah sie entsetzt an.
,,und irgendwann werde ich ihn dafür bluten lassen."

Er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, und stand deshalb einfach nur schweigend neben ihr und hoffte, dass sie sich bald wieder fängt.

,,Warum hat er euch denn verraten?"? fragte er vorsichtig.
,,Weil,weil, weil wir nicht so sind wie ihr. Also nicht wie du. Ich hatte Familie. Also bis er kam." Sie spie die Worte förmlich aus.
,,Wir lebten auf einem kleinen Hof und bauten Getreide an. Es war trocken und seine Ernte war schlecht und unsere war einigermaßen normal. Deshalb hat er uns verraten." Bei der Erinnerung liefen ihr Tränen über die Wange.

,,Er ist zum Rathaus gegangen und hat uns der Hexerei angeklagt."der Hass der in ihrer Stimme mitschwang war unüberhörbar.

,,Also wie lange leben der Hexerei angeklagte Frauen?" Das sagte sie so spöttisch und höhnisch lachend, dass Ricu sie kaum wieder erkannte.

,,Meine Mutter und Oma sind verbrannt worden, und das sollte ich auch."
,,Ich, ich hatte ja keine Ahnung... Es tut mir leid."
Sie nickte.

,,Und deshalb bin ich geflohen. Und jetzt Thema wechseln und weitergehen."
Sie gingen schweigend den Weg entlang.
Sie kannte ihn nicht, aber sie vertraute ihm.

Piraten Blut (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt