7 Nacht in der Vergangenheit

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Sie standen noch den ganzen Tag oben und gingen jetzt mit der Dämmerung hinab.
,,Wo schlafen wir heute Nacht?"
Ricu antwortete nicht, sondern öffnete nur eine Tür.

Sie sah in einen Raum und Ricu schob sie hinein.
Er war klein und liebevoll eingerichtet.

,,Hier" sagte er und ging in den Nebenraum.
Es standen ein Doppelbett und ein kinderbett darin.
,,War das dein Zuhause? "
,,Ja."
,,Es ist gemütlich."
,,Danke."

Sie ging ins Badezimmer und sah in den Spiegel. Vona hatte tiefe Ringe unter den Augen. Die Haut war blass und die Augen rot.

Es würde ihr gut tun, in einem richtigen Bett zu schlafen.
Sie drehte sich rum und verließ den Raum.

Ihr Körper hatte das Bett kaum berührt, da schlief sie schon.
Ricu sah sie einen Moment lang an und legte sich dann neben sie.
Vona träumte von einem fernen Ort, der an der Küste lag.

Es war ein riesiges Schiff im Hafen.
Dieses Schiff hatte eine schwarze Fahne gehisst,die Piratenflagge,die Jolly Rogger.

Sie sah das Geschehen aus der Luft mit an.
Am Pier fand ein kleiner Markt statt,die Händler verkauften Stoffe, Fisch,Obst, Gemüse und Leder.

Ein großer Mann stand an der Reling des Schiffes und beobachtete ebenfalls das Treiben.
Ricu hingegen träumte nichts derartiges. Er träumte von dem schicksalhaften Tag vor fünf Jahren.

Es war ein warmer Sommermorgen, und sie gingen zum nächsten Dorf, um Stoffe und Leder zu kaufen.
Seine Mutter nähte daraus Kleidung und verkaufte diese auf dem Markt in Granichberg.

Seine Eltern waren die einzigen Verwandten von ihm, und als sie starben, war er mit einem Schlag Waise.

Sie wurden von einem Baum erschlagen und Ricu hatte nur überlebt, weil er hinter ihnen gegangen war und mit einem Stein spielte.

Er träumte weiter den Rest des Tages. Davon, dass die Stadt ihn nach einer Woche verwiesen hatte, weil er nicht mehr zahlen konnte. Davon, wie er gegangen war, und wie er die Höhle fand.

In diesem Haus wohnte dennoch niemand, da es hieß, dass seine Eltern über den Verweis von ihrem Kind so erbost waren, dass sie jeden heimsuchten, der hier schlief.

Ricu fürchtete sich nicht.
Er wachte nassgeschwitzt auf. Jedes Mal wenn er hier war, träumte er davon.

Er setzte sich auf und sah zu Vona.
Sie schlief friedlich, er stand auf, ging zum Fenster und sah hinaus.
Die Sterne waren klar zu sehen.

Ricu schlich ganz leise zur Tür, damit Vona nicht aufwachte, und schlüpfte nach draußen. Es war für ihn keine Kunst dich dort Geräuschlos zu bewegen,er kannte jede Diele und jeden Zentimeter auswendig.

Es war angenehm und er kletterte auf das Dach,es war stets sein Lieblingsort gewesen,dort oben war alles so friedlich und Ricu konnte in ruhe nachdenken,da ihm nie jemand gefolgt ist,war und ist das sein ganz persönlicher Rückzugsort.

Er starrte lange in den Himmel und fiel schließlich doch in einen traumlosen Schlaf.

Die Sonnenstrahlen weckten ihn und er kletterte wieder ins Haus.
Vona schlief noch und er wandte sich dem Kleiderschrank zu.

Es lagen noch Stoffe, Nähsachen und einige Kleidungsstücke drinnen.
Ricu holte einen Rucksack und steckte alles hinein.

Dann weckte er Vona.
Sie öffnete verschlafen die Augen und blickte in Ricus strahlendes Gesicht.

Piraten Blut (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt