Kapitel 3

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Wenn ich zeichnete verlor ich mich immer. Ich blendete die Umgebung aus und war wie in einer anderen Welt. Doch dieses Mal war ich irgendwie zwischen meiner Welt und der „ normalen" Welt gefangen. Immer weder musste ich in dieses schöne Gesicht blicken, um zu realisieren, dass es nicht nur meine Vorstellung war. Ich zeichnete seine hübsche schmale Nase zuerst in das wohlgeformte Gesicht. Anschließend seine braunen Augen, die einen wunschvollen Kastanienschmimmer von sich gaben. Sie strahlten.

Anschließend war sein schmaler Mund dran. Ein leichter rosa ton fand sich in seinen Lippen. Nun war sein muskulöser Hals dran. Die Haare, von denen ein Paar Strähnen ins Gesicht fielen, waren leicht wellig und verwuschelt. Doch das passte wie angegossen auf seinen Charakter. Ich beendete mein Porträt. Als Suoka bemerkte, dass ich den Stift beiseitelegte, sprang er regelrecht von seinem Bett auf und setzte sich zu mir. In mein Bett.

Ich war es nicht gewohnt, dass mir jemand so nah kann, ohne mir weh zu tun, deswegen ging ich vorerst in Verteidigungsposition.
„ Keine Angst Seiko, ich tue dir nichts.", er lächelte sanft und ich richtete mich wieder auf.
„ Darf ich das Bild sehen?", fragt er. Ich drehte vorsichtig und zitternd den Block um. Er riss zu meiner Überraschung, die Augen weit auf und begann zu strahlen.
„ U-u-u-und?", stotterte ich leise.


„Es ist einfach Wow...... Ich bin sprachlos. Damit könntest du eine Menge Geld verdienen. Hast du deine Bilder schon mal versucht zu verkaufen?"
„Nein, warum auch, sobald jemand erfährt, dass sie von mir sind werden sie sie eh nicht schön finden, geschweige denn kaufen."


Erstaunt sah er mich an.
„Dann haben alle anderen eben kein Sinn für Schönes.", ich freute mich unglaublich über seine Worte. Leicht schaute ich ihn an und lächelte leicht.
„WOW!"
„Was i-ist?"


„Dein Lächeln...es ist wunderschön. Das sollest du mal öfter machen." Er grinste mich breit an. Leicht stieg mir wärme ins Gesicht und noch mehr Freude bereitete sich in mir aus. Eine Person in diesem Universum hatte mich hübsch genannt. Ich habe mir so etwas nicht mal in meinen Träumen erhofft. Ich warf einen Blick durch das Zimmer. Die Dunkelheit war schon angebrochen.

Ein kurzer Blick genügte, um mir zusagen, dass es mal so langsam Zeit wäre sich schlafen zu legen. Ich guckte zu Suoka.
„Du... ähm, ich muss morgen n die Schule u-und es ist schon spät, äh...Also..."
„ Oh, Ja Klar. Wir sollten schlafen gehen. Ich muss ja morgen auch in die Schule." Er grinste breit und begab sich wieder in sein Bett. Ich begab mich hingegen ins Bad. Vorsichtig nahm ich meine Kontaktlinsen heraus und zog meinen Schlafanzug an. Dann noch eine Jacke, um die etlichen Wunden zu verdecken.

Dann verließ ich wieder das Bad. Ich sah sofort einen schlafenden Suoka in seinem Bett. Ich legte mich ebenfalls in meins und schlief nach und nach ein. Der nächste Morgen war gekommen. Ich konnte mich heute nicht weigern in die Schule zu gehen, denn auch wenn die Schule für mich ein Höllen Ort ist, ist sie trotzdem wichtig. Außerdem war ja nun ein gewisser Suoka ständig in meiner Nähe. Ich ging kurz ins Bad, um meine Kontaktlinsen einzusetzen und meine Haare zu richten, sodass sie wie immer die Hälfte meines Gesichts bedeckten.

Schnell zog ich mich dann noch an und guckte auf die Uhr. Ich habe noch etwa eine halbe Stunde. Da ich nicht wusste wie lange Suoka brauchen würde, um sich fertig zu machen, versuchte ich ihn sehr vorsichtig zu wecken.
„ Ähm.... Suoka? Ich weiß nicht, wie lange zu Zeit brauchst, deswegen..." Er bewegte sich ein bisschen und grummelte vor sich hin.
„Nur noch Fünf Minuten."


Wiedersprechen tat ich nicht. Ich ließ ihn noch Fünf Minuten schlafen. Vielleicht auch noch etwas mehr. Doch dann musste ich ihn unbedingt wecken. Es war Zeit zu gehen. Langsam zog ich ihm die Decke weg. Ich war etwas erstaunt, als er nur mit Boxershorts vor mir lag. Ich wurde leicht rot und Suoka fing an zu zittern. Müde gähnte er auf.
„ Müssten wir schon gehen?", fragte er verschlafen. Ich nickte leicht.
„ W-wir sollten in etwa Fünf Minuten losgehen. S-s-schaffst du das?"


Er sprang aus dem Bett und stolperte zu seinem Koffer. Dort holte er seine Sachen raus und zog sie einfach vor mir an. Ohne jeglichen Scharm. Ich guckte hingegen sehr beschämt zur Seite. Dann richtete er in seinem Handydisplay seine Haare mit etwas Spucke und signalisierte mir, dass wir nun los könnten. Mit schnellem Schritt schuften wir es noch pünktlich zur Schule.

Etwas außer Athen kamen wir vor dem Lehrerzimmer an.
„S-so, dann mache ich mich mal so langsam auf dem Weg in mein Klassenzimmer. O-ok?"
„Ja. Ich muss mich ja eh wieso noch anmelden. Bis gleich."


Glücklich ging ich in meine Klasse. Es gab auf diesem Planeten tatsächlich jemanden der mit mir redete, ohne mich zu beleidigen oder mich zu schlagen. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich mich wirklich annähernd glücklich fühlte. Ich versteckte mein leichtes lächeln unter dem Schal, den ich trug und setzte mich an meinen Platz in der Klasse. Leider Gottes war dieser so ziemlich in der Mitte des Klassenraumes.

Stummer Hilfe-Schrei (Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt