Coming Home [Draxler/Höwedes]

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Julian rannte. Und zwar in einem Tempo, welches mit Joggen nix, aber rein garnix mehr zu tun hatte. Sein Blick war stur auf den unebenen Kiesweg unter ihm gerichtet. Nur ab und zu hob er den Kopf, um in den Himmel zu sehen. Zu den Wolken, die garnicht daran zu denken schienen, den Regen, der schon seit Stunden wie aus Eimern auf die Erde niederprasselte, irgendwann mal zu stoppen.

Aber Julian war das volkommen egal. Sollte es doch regnen. Passte doch hervorragend zu seiner momentanen Laune. Dieser ganze Tag war einfach scheiße. Er hatte scheiße angefangen und er würde auch scheiße enden, da war Julian sich sicher. Alles fing damit an, dass sein Auto heute morgen erst garnicht angehen wollte, sodass er den Weg von seinem kleinen Appartment in der Pariser Innenstadt zum weit außerhalb des Zentrums liegenden Trainingsgelände seines Vereins Paris Saint Germain mit der, zu dieser Zeit unmenschlich überfüllten, S-Bahn zurücklegen musste.

Natürlich kam er dadurch viel zu spät zum Training, was ihm direkt den ersten kräftigen Ärger mit seinem Trainer Unai Emery einbrachte. Als wäre das nicht schon Strafe genug, waren Julians Mannschaftskameraden heute besonders nervig und sie lenkten sich gegenseitig noch viel stärker ab als sonst, so kam es zumindest Julian vor.

Das konnte er allerdings nicht als Grund für seine wiederholt schlechte Leistung nehmen. Eigentlich wunderte das weder Julian selbst, noch seinen Trainer, schließlich lief er ja schon seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten, seiner Bestform hinterher und kam nicht mal annähernd in den Schwung.

Natürlich konnte Emery nach der Einheit nicht darauf verzichten, seinen Schützling nocheinmal unter vier Augen darauf hinzuweisen, dass das heute mal wieder unterdurchschnittlich schlecht war, für das Niveau, was man normalerweise von einem Julian Draxler kannte. Diesen nervte die Ansprache zwar, aber er konnte es sehr wohl verstehen. Sah er doch selbst, dass es im Moment ganz gewaltig den Bach runter ging und das nicht nur in Punkto Karriere.

Da sein Trainer ihn eh soeben aus dem Kader für das am Samstagabend anstehende Ligatopspiel gegen Monaco gestrichen hatte, beschloss Julian, die Nachmittagseinheit zu schwänzen. Er meldete sich wegen diverser Beschwerden ab und tatsächlich konnte er dann gehen.

Und Julian hatte -das erste Mal an diesem Tag- Glück, denn für die Torhüter war heute kein weiteres Training geplant, weshalb sein bester und wohlbemerkt auch einziger richtiger Kumpel hier in Frankreich, Kevin Trapp, ihn nach Hause bringen konnte. Dafür war Julian ihm wirklich mehr als dankbar, eine weitere Fahrt mit der S-Bahn an diesem Tag hätte er garantiert nicht überstanden.

Eigentlich dachte Julian, dass es ihm besser gehen würde, wenn er erstmal zuhause auf dem Sofa sitzen und einen Kaffee trinken könnte, aber dem war nicht so. Die fehlenden Spielminuten und seine konstant schlechten Leistungen nagten mehr an seiner Psyche, als er je zugeben würde. Außerdem waren das nicht die einzigen Probleme, an denen seine Nerven am verzweifeln waren.

Julian bemerkte, dass er schon wieder viel zu viel zum Nachdenken kam. Das war aufgrund seiner Vorgeschichte das Schlimmste, was passieren konnte. Um nicht endgültig in irgendwelche alte Verhaltensmuster zu verfallen, beschloss er also, joggen zu gehen.

Ja und jetzt rannte er, in der Hoffnung, er könnte sich selbst entkommen, vor seinen eigenen Gedanken flüchten können, wenn er nur schnell genug laufen würde.

Früher, wenn die Gefahr eines Rückfalls bestand, war Julian einfach zu Bene gegangen. Der wusste immer, was zu tun ist. Kein Wunder, schließlich war Bene auch der einzige, den Julian damals in dieser Zeit an sich ranließ. Denn er bekam es hin, Julian gesund zu machen. Zwar nicht die ganze Zeit und schon garnicht für immer, aber immer für eine kleine Weile und diese kleinen Momente, in denen Julian wirklich glücklich war, waren für beide das Tollste.

Its always the same love |fussballoneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt