These Eyes [Ter Stegen/Leno]

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Während die anderen noch mit den Fans feierten, ging ich zielstrebig in die Kabine, um zu duschen. Auf die übertrieben gute Laune der anderen hatte ich jetzt wirklich absolut keine Lust.

Eigentlich sollte ich genauso gut gelaunt sein, schließlich hatten wir gerade mit einem Kantersieg gegen Aserbaidschan die beste WM-Qualifikation aller Zeiten abgeschlossen.

Aber was nutze es mir schon, eine gute Quali abgeschlossen zu haben, wenn ich doch bei der Weltmeisterschaft sowieso nicht dabei sein würde? Denn dem war ich mir sicher.

Mit meinem Patzer beim 1:1 heute hatte ich Jogi wohl eher endgültig bewiesen, dass ich es nicht verdient hatte, Kevin vorgezogen zu werden. Ich konnte wohl noch froh sein, dass es bei ihm im Moment ebenfalls nicht so rund lief, sonst hätte ich vermutlich nicht einmal heute die Chance bekommen.

Obwohl es letzendlich auch keinen Unterschied gemacht hätte. Ich fühlte mich einfach nur scheiße.

Nachdem ich geduscht hatte, war ich schonmal in den Bus gestiegen, der uns für die letzte Nacht zurück ins Teamhotel bringen würde.

Damit bloß niemand auf die Idee kommen könnte, sich neben mich zu setzen, setzte ich mich hinten an einen Fensterplatz, meine Beats auf den Ohren und die Kapuze meines schwarzen Hoodies ins Gesicht gezogen, sodass ich das alberne Gefeiere meiner Mannschaftskameraden zum Glück nicht hörte.

Die Fahrt verlief für mich also ziemlich ruhig, sodass ich sogar ein wenig dösen konnte, bis ich eine Hand auf meinem Oberschenkel spürte. Ich zuckte zusammen und hätte die Augen gar nicht öffnen müssen, um zu wissen, wessen Hand das war. Fuck, warum hatte er bloß so eine Wirkung auf mich?

Schließlich stellte ich fest, dass es nichts brachte, wenn ich mich schlafend stellte, also öffnete ich meine Augen, die immer noch nach unten gerichtet waren, nur um dann festzustellen, dass es tatsächlich Marcs Hand war, welche immer noch auf meinem Oberschenkel ruhte.

Ich hatte wirklich keine Lust auf eine dumme Bemerkung, unser Verhältnis war nicht das Beste, woran ich, genau wie er, maßgebliche Anteile hatte, überlegte ich, wie ich der Situation wohl am geschicktesten aus dem Weg gehen könnte. Dank Jogis super Idee, die Zimmeraufteilung dieses Mal zu losen, wobei Marc und ich natürlich ganz zufällig auf ein Zimmer kamen, hatten wir in den letzten Tagen wirklich genug Streit.

Einerseits durfte ich zuletzt immer einmal mehr feststellen, dass Ter Stegen ein arrogantes, egoistisches Arschloch war, andererseits konnte er auch wirklich nett, zuvorkommend und irgendwie süß sein.

Eigentlich durfte ich sowas wirklich nicht denken, also wieder zurück zu meiner jetzigen Situation. Ich hob den Kopf und blickte direkt in Marcs wunderschöne Augen, bevor ich den Blick abwand, da ich nicht ausschliessen konnte, dass ich minimal rot geworden war.

Ein "Was?", das sich in meinem Kopf ursprünglich viel bissiger und selbstsicherer anhörte, als ich es aussprach, war das Einzige, was ich rausbrachte, immer noch geflasht von den stechenden, wunderschönen Augen, die leider Gottes zu Marc gehörten, von denen ich mich am Liebsten sofort wieder fesseln lassen würde.

Schließlich gab ich dem Zwang nach und verlor mich sofort hoffnungslos in seinen Augen, als ich wieder aufblickte. Fast überhörte ich die Antwort, allerdings konnte ich mich dann doch zusammenreissen. Hätte ich es lieber gelassen und es einfach überhört.

"Mach dir nichts draus, heute war einfach nicht dein Tag."

Genauso schnell, wie er diese Wörter ausgesprochen hatte, war er auch wieder aufgestanden. Seine Hand hatte an meinem Oberschenkel ein angenehmes Kribbeln hinterlassen, was ich verwirrt wahrnahm. Warum war Marc nett zu mir? Ich hätte ja wirklich mit allem gerechnet, einem dummen Spruch, eine unötige Bemerkung, aber das? Damit konnte ich beim besten Willen nicht umgehen.

Das passte jetzt wirklich so gar nicht in meinen Plan, einfach zu vergessen, dass Marc existierte und vorallem dieses ekelhaft wohlige Gefühl im Bauch loszuwerden, das immer dann eintrat, wenn er lachte, wenn er in meiner Nähe war, wenn er irgendwas tat. Denn das nervte mich gewaltig. Schließlich durfte ich so nicht fühlen. Nicht für einen Mann und schon gar nicht für Ter Stegen.

Am Teamhotel angekommen, stieg ich, immer noch extrem überfordert und verwirrt, aus dem Bus und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Unser Zimmer. Fuck. Die Tatsache, dass ich ihm nicht aus dem Weg gehen konnte, allein schon deswegen, weil wir in einem Zimmer waren, hatte ich bis zu dem Augenblick vollkommen verdrängt. Na toll.

Ich machte mich schnell fertig und ging ins Bett, kurz bevor Mark ins Zimmer kam. Ich stellte mich schlafend und hoffte, dass mich der Schlaf einfach überrollen würde, allerdings war das leichter gesagt als getan. Als mein Zimmergenosse sich also ebenfalls fertiggemacht und in das Bett gegenüber von meinem gelegt hatte, schlief ich immer noch nicht.

"Was war das vorhin?", fragte ich schließlich.

"Was?"

"Vergiss es einfach."

"Was ich vorhin gesagt habe, hab ich auch so gemeint. Musst da jetzt nicht so ein Drama draus machen, Leno, war ja schließlich nur nh Satz.", knurrte er leicht genervt.

Nur ein Satz. Nur ein Satz. Es hallte durch meinen Kopf. Na klar, nur ein Satz.

Mit der Antwort wollte ich mich allerdings nicht zufriedengeben, also stocherte ich weiter: "Was ist los mit dir? Warum bist du manchmal einfach nur scheiße zu mir und im nächsten Moment wieder nett? Das war jetzt ja nicht das erste Mal, Ter Stegen"

Einige Sekunden vergingen bis er antwortete und obwohl es in der Dunkelheit, welche das Zimmer umhüllte, nahezu unmöglich war, sah ich seine Augen leuchten, wie sie mich ansahen und einen undeutbaren Ausdruck schimmerte zu mir durch. Es war, als würde er im Kopf grade eine Pro und Contra Liste zu einer riskanten, gewagten Aktion erstellen, aber bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, fing er an zu reden.

"Ich könnte es dir zeigen, allerdings nur, wenn du mir versprichst, mich danach nicht zu hassen oder zu schlagen."

Ich fragte mich, ob ich es mir nur einbildete, oder klang er tatsächlich etwas verzweifelt und kleinlaut? Meine Neugier hatte er jetzt schon geweckt, also zögerte ich nicht lange und brachte ein unentschlossenes "Versprochen..?" heraus.

Gespannt setzte ich mich auf und beobachtete, wie Marc sich aus seiner Decke pellte und auf mich zukam, bevor er sich neben mich setzte. Ich sah ihm auffordernd in die Augen, bevor er sich, den Blick standhaltend, zu mir vorbeugt und ganz sanft seine Lippen auf meine legte. Kurz war ich überrascht, aber schließlich erwiderte ich den Kuss sanft und es war einfach nur perfekt. Mir wurde warm und in meinem Bauch spielten die Schmetterlinge verrückt.

Nach ein paar Sekunden lösten wir uns und ich verlor mich erneut in seinen Augen, die einfach nur Wärme ausstrahlten und es fühlte sich an, als würde die Zeit einen kurzen Moment stehen bleiben. Nur ein ganz kurzen Moment, aber dieser Moment war nur für uns.

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Ich hoffe sehr, dass der Oneshot euch gefällt. Über Feedback würde ich mich natürlich mega freuen.

-J

Its always the same love |fussballoneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt