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ONE. HIDE AND SEEKSeufzend trat ich vor den Spiegel.
Sacht strichen meine Finger einige kleine, braune Haarsträhnen aus meinem beinahe makellosen Gesicht, welche sich aus dem recht unordentlichen Dutt gelöst hatten. Nie war dieser perfekt. Denn ich selbst war es ebenfalls nicht.
Meine schokoladenbraunen Augen schweiften zu der kleinen Kommode, welche neben dem großen Ganzkörperspiegel stand und entdeckte das letzte Accessoire, was mein Aussehen noch einmal untermauerte und vervollständigte.
Ich setzte einige Schritte auf den kleinen Schrank zu und umfasste den rechten Brillenbügel. Kurzweilig glitt mein Blick über dieses kleine Schmuckstück, welches in dem letzten halben Jahr beinahe unentgeltlich für mich wurde.
Mit einem kleinen Lächeln, das meine Lippen für einen Moment umspielte, setzte ich die Nerdbrille auf. Sie beinhaltete keine echten Gläser, noch litt ich an einer Sehschwäche. Sie diente lediglich als Tarnung.
Ein Versteckspiel, welches seit Beginn der Oberstufe, vor einem Jahr lief. Nur eine einzige Person wusste von meinem Geheimnis. Und diese half mir auch es weiterhin erfolgreich auszuführen.
Meine Augen schweiften zurück zu dem glänzenden Spiegel. Ich trug nichts weiter als gewöhnliche Basics.
Ein schwarzes, dünnes Langarm-Shirt, eine hellblaue Hose, dreckige Converse, die früher einmal weiß waren und eine silberne Kreuzkette, welche mir meine Mutter damals geschenkt hatte.
Der erste Tag nach den Sommerferien sollte für mich ein Neuanfang sein, den ich mir vor genau zwei Monaten zutiefst vorgenommen hatte.
Es war nun das zweite Jahr in der Oberstufe und ich wollte mich nicht länger hinter Lügen und einem dunklen Geheimnis verstecken.Meine wahre Identität oder vielmehr mein wahres Ich hielt ich geheim. Aufgrund der Tatsache, dass mich meine sehr religiösen Eltern stetig im Auge hatten. Freunde durften gelegentlich zum Lernen vorbeikommen. Und wenn sie mal zu mir nach Hause kamen, wurden sie gründlich durchgecheckt.
Drogen und Alkohol. Sogar die Klamotten mussten angemessen sein, bevor sie auch nur einen Schritt ins Haus setzen durften.
Meine Eltern waren eigensinnig und wollten lediglich nur das Beste für mich, was ich auch sehr zu schätzen wies. Nur wurde es mit der Zeit anstrengend, wodurch ich einen gewagten Schritt antrat.
„Lou!", ertönte die Stimme meiner Mutter und schreckte aus meinen Gedanken. Mein Kopf fuhr nach oben und wandte mich somit von meinem Spiegelbild ab.
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─ 𝐄𝐕𝐄𝐑𝐘𝐓𝐇𝐈𝐍𝐆'𝐒 𝐎𝐔𝐑𝐒
Action❝ Du hast dich mit dem Gesetz der Straße angelegt, Kleine. ❞ Zwei Seelen im Kampf um Loyalität und Liebe. © 2018 𝐒𝐇𝐀𝐏𝐄𝐑𝐒𝐌𝐈𝐍𝐃