Wie soll es weitergehen?

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Zwei Wochen. Ganze Zwei Wochen, lebe ich, als ob ich schon tot wäre.

Ich verschanze mich durchgehend in meinem Zimmer, habe keinen Appetit mehr, bin total unterkühlt und schlafe zu wenig.

Das Aufwachen frustriert mich jedes Mal aufs Neue. Ich träume nichts mehr und wenn ich was träume, dann träume ich vom schwarzen Mann.

Wenn ich von ihm träume, wache ich schreiend auf und Anna sitzt neben mir, um mich zu beruhigen.

Was diese Träume zu bedeuten haben, weiß ich nicht. Ich schlafe lieber weniger, als diese ganze Frustration durchstehen zu müssen.

Seit zwei Wochen, habe ich nichts mehr von Jack gehört und es macht mich so fertig. Ich weiß nicht, wie es ihm geht, was er tut und was am wichtigsten ist, ob er auch so leidet.

Ohne ihn bin ich einfach nichts. Ich bin zu nichts zu gebrauchen und will nichts mehr machen. Ich weiß, ich sollte ihn suchen, aber wozu etwas machen, wenn man nicht einmal weiß, ob es existiert?

Nur mit leichtem Stoff bekleidet sitze ich zudammengekauert in der Ecke meines Zimmers und spiele mit Schnee. Mit Kälte hatte ich nie ein Problem, aber seit zwei Wochen hat sich alles verändert. Ich habe mich verändert.

Ich friere durch dieses bisschen Frost an meinen Händen, es ist mir allerdings egal.

Mir ist alles egal.

Warum kann Jack mich so verändern?

Ich bin ein emotionsloses Wrack mit weißer Haut und dunklen Augenringen geworden.

Meine Müdigkeit macht sich bemerkbar und ich muss gähnen.

Wenn ich das Licht anmache, schlafe ich vielleicht nicht ein, aber ich will nicht aufstehen. Ich kann vorallem nicht aufstehen.

Ich esse so wenig in den letzten zwei Wochen, dass ich keine Kräfte mehr habe.

Vielleicht bin ich nur so enttäuscht, dass es Jack nicht gibt. Würde es ihn geben, hätte er wohl nie zugelassen, dass es mir so schlecht geht.

Auch wenn Anna sagt sie hat ihn gesehen, kann es auch nur Einbildung gewesen sein. Anna traue ich alles zu.

Immernoch in der Ecke sitzend starre ich aus dem Fenster.

Die Sterne sind wirklich wunderschön und kommen durch den klaren Himmel richtig zur Geltung. Nichteinmal den Sandmann kann ich sehen. Wie konnte ich damals nur denken, dass das alles echt ist? Ich kann nicht mehr von Traum und Realität unterscheiden.

Mein Blick wendet sich weg vom Fenster, als meine Zimmertür geöffnet wird.

"Elsa? Wo bist du schon wieder?", flüstert Anna und ich antworte in einem normalen Ton.

"Hier unten."

Sie kniet sich vor mich.

"Willst du vielleicht etwas essen? Wir haben zum Abendessen Pizza gemacht."

"Ich habe keinen Hunger.", gebe ich von mir und betrachte meinen Fußboden.

"Ich kann dir auch einen Salat oder sowas machen."

"Anna, es geht mir nicht um den Fettgehalt der Pizza! Ich habe einfach keinen Hunger."

Ich bin überrascht, dass Anna sowas von mir denkt, ich war immer der Vielfraß der Familie.

"Ich mache mir doch nur Sorgen. Ich-ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll und mitangucken kann ich das schon gar nicht."

"Mir geht es gut, du brauchst dich nicht um mich zu kümmern.", sage ich so ruhig wie möglich.

"Wenn ich es nicht tu, weiß ich nicht, ob du überhaupt noch etwas essen würdest."

"Ich esse ja was, ich habe nur keinen Hunger. Kann ich jetzt bitte wieder alleine sein?"

Genervt steht Anna auf und stellt sich vor mich.

"Ich weiß, dass dich die Sache mit Jack mitnimmt, aber ich erkenne dich nicht mehr wieder. Sonst bist du immer fröhlich und optimistisch und jetzt schmollst du in deinem Zimmer rum und tust gar nichts. So wird es doch nie besser werden! Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Ich darf zugucken, wie du dich selbst zerstörst."

Mir platzt gleich der Kragen. Wutentbrannt stelle ich mich vor Anna.

"Oh, tut mir leid, dass ich das Alles nicht einfach wegstecke und es mich mitnimmt. Ich weiß doch nichteinmal wo vorne und wo hinten ist! Träume ich gerade oder stehst du wirklich hier? Ich weiß es nicht! Und jetzt lass mich wieder alleine!"

"Ich will dir doch nur helfen.", meint Anna mit bestimmter Stimme und packt mich an der Schulter.

"Ja toll, aber ich brauche Zeit für mich. Anna, ich kann einfach nicht mehr und will mich ausruhen."

"Zwei Wochen lang? Das kaufe ich dir nicht ab."

Ich stöhne auf und setze mich auf mein Bett.

"Ja, zwei Wochen lang und jetzt will ich schlafen."

"Glaub nicht, dass ich dich wieder tröste, wenn du einen Alptraum hast."

Jetzt habe ich aber Angst.

"Meinetwegen. Schlaf gut.", sage ich noch, bevor Anna mein Zimmer verlässt und ich meinen Kopf ins Kissen sinken lasse.

Wie konnte sich das alles mit Jack nur so real anfühlen? Wie dumm war ich denn bitte, dass ich wirklich dachte es würde ihn geben. Jetzt habe ich nichts als Enttäuschungen davon. Aber das Schlimme ist doch, dass ich mich in Jack verliebt habe, ob er nun echt ist oder nicht.

Dieser Herzschmerz ist einfach unerträglich und zu wissen, dass Jack mich, auch wenn nur im Traum, abgeschoben hat, ist schrecklich.

Ich beginne zu weinen. Es ist ein stilles Weinen. Ab und zu schluchze ich in das Kissen, aber das Schluchzen ist nicht laut. Nur ein kleines, zartes Schluchzen, bis ich mich in den Schlaf geweint habe.

Got to find you ~ Jelsa FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt