5

385 5 0
                                    

Gregor POV

Sie hat mich einfach so stehen gelassen. Ich weiß echt nicht was das sollte. Zuerst so eine Bombe Platzen lassen und dann einfach abhauen. In dem Verhalten merkt man einfach das sie noch so jung ist. Ich will eigentlich für sie da sein. Immerhin sind wir ja beide daran beteiligt. Ich rufe sie an aber sie hebt auch nach öfteren Anrufen nicht ab. Ich weiß nicht was ich gerade fühlen soll. Irgendwie bin ich wütend, enttäuscht und irgendwie freue ich mich auch. Ich wollte schon immer Kinder haben. Ich bin nur gerade sauer auf Marlies, dass sie sich so verhalten hat. Natürlich verstehe ich es auch meine Reaktion war nicht gerade die beste, aber sie soll sich mal in mich rein versetzen. Ich versuche sie nochmal anzurufen aber nichts. Ich beschließe einfach nachhause zu fahren. Es hat keinen Sinn hier noch länger zu stehen und darauf zu warten das sie vielleicht zurück kommt. Zuhause angekommen mache ich mir was zu essen und gehe dann eine Runde laufen.

Am nächsten Tag geht es dann nach Norwegen wo die Raw Air Tour startet. Ich schneide eher schlecht ab und auch sonst geht es mir nicht so richtig gut. Ich habe versucht Marlies zu erreichen. Ich habe sie angerufen ihr geschreiben aber keine Nachricht zurück.

Nach der Raw Air geht es zum Weltcup Finale in Planica. Ich merke das die Luft schon herausen ist und ich keine Lust mehr auf gar nichts habe. Somit bringe ich eine Stimmung an den Tag, dass die anderen Angst haben in meiner Nähe zu sein. Okay vielleicht ist es nicht ganz so schlimm aber ich werde meinem Ruf wieder einmal gerecht. Ich bin gerade den Trainingsprung gesprungen und er war so richtig scheiße. Sauer gehe ich ins Springerlager wo Heinz auf mich wartet.

Heinz: Was war denn da los?

Ich: Ja weiß nicht.

Heinz: Komm wir schauen uns den Sprung an.

Ich: Nein keinen Bock. Ich machs einfach machher dann besser.

Heinz: Komm jetzt her. Die weißt ja gar nicht was du anders machen sollst.

Ich: Ich denke ich bin jetzt schon lange genug dabei das ich genau weiß was falsch gelaufen ist.

Heinz: Jetzt reichts mir. Komm auf der Stelle hier rein.

Er zerrt mich an der Hand in einen der Container. Die ander Leute haben uns schon blöd angesehen.

Heinz: Wenn du dich jetzt nicht ein bisschen zusammnereißt dann schick ich dich nachhause und du kannst deine Saison beenden.

Ich: Mach doch was du willst.

Ich gehe wütend aus dem Conatainer. Ich schnappe mir mein Handy drehe laut Musik auf und laufe ein wenig um mich warm zu halten. Von überall fange ich blöde Bilcke ab, die mir aber herzlich egal sind. Dann möchte die Presse auch noch mit mir ein Interview machen und ich verweigere natürlich. Erstens wenn ich so aggressiv bin ist es nie klug mich in der Öffentlichkeit zu zeigen und zweitens kann es leicht passieren das ich jetzt meine wut an dem Interviewer auslasse.

Ich verzieh mich an ein ruhiges Plätzchen und dann breche ich auf dem Boden zusammen und fange an zu weinen. Ich kann nicht mehr. Ich möchte nicht mehr. Ich habe diese Freude am Skispringen schon lange verloren. Ich mache nur noch weiter weil es von mir erwartet wird. Ich maches weder für das Geld noch für den Fame noch habe ich mehr Spaß daran. Also warum das ganze? Was gibt es mir weiter zu Springen als alle anderen. Lange sitze ich einfach am Boden und heule. Ich bin froh das niemand mich hier gefunden hat. Ich merke das der Wettkampf beginnt. Ich muss an den Start gehen um der Welt zu zeigen das alles in Ordnung ist. Ich rapple mich wie so oft auf, wische mir die Tränen aus dem Gesicht versuche halbwegs normal auszusehen und gehe dann meine Ski holen.

Heinz: Versuch dich einfach wieder auf dein Gefühl zu konzentrieren Gregor.

Ich nicke und fahre dann mit dem Lift nach oben. Ich weiß das mein Verhalten heute nochmal zur Ansprache kommt, aber Heinz wollte mich vor dem Sprung nicht belasten. Als ich mich auf den Balken schiebe weiß ich eigentlich schon das es in die Hose geht. Ich habe keine Ahnung was ich anders als im Pobedurchgang machen soll und so ändere ich nichts an meiner Vorgehensweise und lande somit am ende auf Platz 60. Die Qualifikation habe ich somit nicht geschafft und ich denke beim Teamspringen werde ich auch keine Rolle mehr spielen. Am Abend rede ich noch mit Heinz.

Heinz: Was auch immer mit dir los ist Gregor du kannst mit mir reden.

Ich: Das weiß ich. Aber ich bin einfach nicht bereit zu reden und ich denke das musst du leider akzeptieren.

Heinz: Ich akzeptiere das. Ich möchte aber das du dich vor allem in der Öffentlichkeit nicht mehr so benimmst. Du warst in so jungen Jahren immer schon der beste, du musst jetzt einfach lernen das man nicht immer alles haben kann.

Ich: Ja. Ich denke mir fehlt gerade die Freude am Springen.

Heinz: Na siehst du, da haben wir ja schon was an dem wir im Sommer arbeiten können. Unter normalen Umständen wärst du morgen im Team nicht dabei, aber Clemens hat sich einen Virus eingefangen und somit bekommst du einen Platz. Mach was draus.

Ich: Bist du dir sicher das es niemanden anderen gibt. Ich denke nicht das wir mit mir irgendeine Chance haben.

Heinz: Ich kann so schnell keinen Ersatz mehr hier nach Planica holen. Es tut mir leid ich weiß das du dich auf ein paar ruhige Tage gefreut hast, aber nach morgen kannst du dann nachhause.

Ich: Ja ich werde für unser Team das beste geben.

Heinz: Danke Gregor ich weiß wie schwer es für dich im Moment ist.

Ich verlasse den Raum um auf mein Hotelzimmer zu gehen. Ich bin froh mich mit Heinz ausgesprochen zu haben. Ich war echt nicht nett zu ihm. Am weg ins Zimmer treffe ich Andi Wellinger und Richard Freitag. Ich sage Hallo und möchte dann weiter gehen. Doch Andi stoppt mich und gibt mir eine feste Ohrfeige.

Ich: Was soll das?

Sage ich aggressiv. Meine Laune war kurz vor der Besserung und dann so etwas.

Andi: Du bist so ein Arsch weißt du das?

Ich: Es geht um Marlies nicht war?

Andi: Ja wie konntest du nur.

Ich: Jetzt hör mal zu. Ich weiß ja nicht ob dir Marlies die ganze Geschichte erzählt hat. Zum Beispiel den Teil wo sie einfach abgehauen ist und mich stehen gelassen hat. Oder der Teil wo ich ihr unzählige Nachrichten hinterlassen habe und sie tausende male Angerufen habe.

Andi will gerade was sagen als sich Richi einmischt. Er ist die ganze Zeit hinter Andi gestanden und es wirkt als hätte er keinen schimmer über was wir gerade reden.

Richi: Komm Andi wir gehen.

Er zieht Andi hinter sich her bis sie ums Eck verschwinden. Ich gehe auf mein Zimmer und stelle mich erstmal unter die Dusche um ein bisschen runter zu kommen.

Plötzlich war alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt