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Als ich im Büro ankam, wurde ich schon erwartet.
"Charlotte, wo haben sie gesteckt? Ich habe mir schon Sorgen gemacht." Es war Anja, meine Sekretärin. Ich bedachte sie mit einem Lächeln. "Tut mir leid. Ich hatte nur Viktor Bescheid gegeben, dass ich heute später kommen würde." Sie nickte. "Der hat vor circa fünf Minuten angerufen, dass sie bitte in sein Büro kommen sollen, sobald sie eingetroffen sind." 
"Danke" antwortete ich und ging weiter in mein Büro, um meine Tasche und meinen Blazer abzulegen. Dann machte ich mich auf den Weg zum Bigboss.

"Guten Morgen Charlie" wurde ich freudig von Viktor begrüßt. Ich setzte mich vor seinen Schreibtisch und wartete, dass er Zeit für mich hatte. Er schien einige Dokumente zu unterzeichnen.

"Du wolltest mich sehen?" fragte ich, als er den Stift beiseite legte. Viktor nickte und lächelte mich an. "Wie war der Rest von deinem Wochenende?" Bei seiner Frage zog ich belustigt die Augenbraue hoch. "Schön. Mein Bruder und sein bester Freund sind gestern gekommen." antwortetet ich, aber wusste genau, dass er etwas anderes meinte.
"Ah schön. Und Max? Ist er noch da?" Und schon war er beim Thema. Ich musste schmunzeln. "Nein, er musste heute zurück. Leider." gab ich etwas wehmütig zu.

Viktor grinste wissend vor sich hin. Was war denn jetzt los? Aber bevor ich fragen konnte klingelte sein Telefon. "Entschuldige, da muss ich rangehen. Sehen wir uns später nochmal?" Ich nickte und erhob mich. Das Gefühl, dass Viktor etwas ausheckte ließ mich aber nicht ganz los.

Ich saß mittlerweile seit zwei Stunden in meinem Büro und versuchte mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Vor mir lagen diverse Vertragsentwürfe, die ich noch überprüfen musste. Aber ich wartete auch noch immer auf eine Nachricht von Max. "Er müsste doch langsam mal angekommen sein." murmelte ich. Resigniert starrte ich an die Decke meines Büros, als es an der Tür klopfte.

Anja steckte den Kopf herein. "Charlotte ich würde was zum Mittag holen. Kann ich ihnen etwas mitbringen?" wollte sie wissen. Anja war eine liebenswerte Frau Anfang fünfzig. Sie war manchmal wie die Mutter der Kompanie. Ich schüttelte nur den Kopf. "Nein Danke." Meine Sekretärin sah mich einen Moment besorgt an, fasste sich dann aber wieder. 
"Ok, Lisa hält so lange hier vorn die Stellung. Bis nachher." Und schon war sie verschwunden. Lisa war unser Azubi und manchmal etwas schusselig aber im Großen und Ganzen ein nettes Mädchen.

Das Klingeln meines Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Ich meldete mich wie immer auf Arbeit. "Kanzlei Marburg, Andrews am Apparat." Erstmal kam nichts und ich war schon kurz davor aufzulegen. Aber die Stimme, die dann erklang ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
"Hallo mein Engel. Ich habe deine Stimme vermisst." Ungläubig sah ich auf das Display des Telefons. Die Nummer war unbekannt. "Daniel?" fragte ich mit leicht zitternder Stimme. 

"Warum denn so zögerlich? Hast du etwa schon den Klang meiner Stimme vergessen? Aber das können wir ja bald ändern." Bei seinen Worten wurde mir anders. "Was willst du?" versuchte ich es mit fester Stimme.
"Ich wollte nur wissen, ob du dich von diesem Proleten ordentlich verabschiedet hast?" Ich konnte das Grinsen in seiner Stimme hören. 
"Daniel, es geht dich nichts an. Lass mich endlich in Ruhe." versuchte ich es ruhig. "Ich wollte nur nett sein. Nicht das du rum heulst. Schließlich wirst du ihn ja nicht wiedersehen." wieder war eindeutig das Grinsen zu hören. "Was redest du schon wieder für einen Mist?" hielt ich dagegen.
"Er hat sich noch nicht gemeldet, oder?" Ich antwortete nicht. "Tja, ich glaube dazu wird er auch nicht mehr in der Lage sein." lachte Daniel und mir lief es eiskalt den Rücken runter. "Was hast du gemacht?" fragte ich nun schon aufgebrachter. Nebenbei griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer von Max. Mailbox... Scheiße. In mir kam Panik auf.
"Ach Süße. Er war nicht gut genug für dich. Sei froh, dass du ihn los bist." Ich war sprachlos. Mir wurde schlecht und ich spürte wie mir langsam Tränen in die Augen stiegen.
"Was hast du getan? Was ist mit Max?" wollte ich erstickt wissen. Meine Hand krallte sich um den Hörer. Wieder nur ein spöttisches Lachen. 
"Beruhig dich erstmal. Wie sehen uns bald. Ich liebe dich."  Und damit hatte er aufgelegt. Ich starrte noch immer auf das Telefon vor mir und ließ dann langsam den Hörer auf die Basis sinken. 

'Was hat er ihm angetan?' Wie von der Tarantel gestochen hämmerte ich wieder auf meinem Handy rum. Mein Herz machte einen extra Hüpfer, als es diesmal klingelte.
"Bin nicht da. Hinterlass ne Nachricht." wieder die Mailbox.
"Max, ich bins. Bitte ruf mich zurück. Bitte sag mir, dass es dir gut geht..." Am Ende schluchzte ich als ich auflegte. 

Plötzlich hörte ich Tumult vor meiner Tür. "Hey Sie können da nicht einfach rein." Das war Lisa, die scheinbar jemanden davon abhalten wollte in mein Büro zu  kommen. Kalter Schweiß bildete sich in meinem Nacken. Was ist, wenn das Daniel ist? Unbewusst nahm ich die Schere aus meiner Schreibtischschublade und umklammerte diese.  In dem Moment wurde die Tür geöffnet und ich hörte noch wie jemand Lisa antwortete.

"Das geht schon in Ordnung." und schon stand die Person in  meinem  Büro. 

Erleichtert atmete ich aus und ließ die Schere sinken. "Freddy," hauchte ich und ließ mich in meinen Stuhl fallen. Mein Bruder stand grinsend vor mir. Jedoch veränderte sich sein Gesichtsausdruck als er mich sah. Hinter ihm standen plötzlich Lisa und Lukas.
"Frau Andrews, es tut mir leid. Die beiden sind einfach an mir vorbei gestürmt." Ich versuchte zu lächeln, da ich nicht wollte, dass unser Azubi von meiner derzeitigen Unruhe etwas mitbekam.
"Ist schon in Ordnung Lisa. Die beiden dürfen fast immer stören. Das ist mein Bruder." deutete ich auf Freddy. Lisa sah ihn verstohlen an und wurde rot als Freddy sie charmant anlächelte. Sie nickte noch einmal und zog sich dann zurück und schloss die Tür.

"Was ist los Kleine?" war mein Bruder sofort bei mir. Auch Lukas hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
"Ich glaube Max ist etwas zugestoßen." bekam ich nach einer gefühlten Ewigkeit heraus. 
"Wie kommst du darauf?" wollte Lukas wissen. "Er hat sich noch nicht gemeldet." sagte ich nur.
"Vielleicht hat er es einfach vergessen." beschwichtigte Freddy mich, doch ich schüttelte vehement den Kopf. 
"Daniel..." hauchte ich. Beide sahen mich verständnislos an. Ich atmete tief durch und erzählte von diesem verstörenden Anruf den ich gerade erhalten hatte. Nun war ihnen klar, warum ich solche Angst hatte.

"Der wollte dir sicher nur Angst machen. Max geht es bestimmt gut." versuchte Lukas mich zu beruhigen. Aber ich konnte an seiner Stimme hören, dass er auch Angst hatte.

"Was, wenn ihm wirklich was zugestoßen ist? Meinetwegen..." Sprach ich meine unguten Gedanken aus...

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