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"Was ist mit deiner Konsole? Einlagern? Ebay?" Ich sah meine beste Freundin entsetzt an. "Bist du irre? Die kommt mit!" Und so wie ich das sagte, begann Hannah zu lachen. "Weiß ich doch, Dusselchen. Du ohne dein Supernintendo geht ja gar nicht." Sie zog mich auf, aber das ging schon seit einigen Stunden so.
Die Hochzeit war mittlerweile eine Woche her und ich hatte Hannah von meinen Berlin-Plänen erzählt. Sie freute sich für mich, war aber auch traurig, dass wir uns nicht mehr so oft sehen würden.

Dennoch hatte sie sofort angeboten mir beim packen zu helfen, da sie noch Ferien hatte und Ben arbeiten musste. Wir waren gut vorangekommen, aber ich würde das Zeug eh erst holen lassen, wenn ich eine Wohnung hätte. Leider hatte Max noch keine Zeit gehabt, weil wieder einige Open Airs anstanden. Er hatte darauf bestanden mir bei der Wohnungssuche zu helfen.

"Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht bei ihm einziehst. Ihr werdet doch sowieso ständig aufeinander hängen." Hannah fing schon wieder mit der Leiher an. Ich wollte Max nicht zu sehr in die Enge drängen. Außerdem gab es auch noch Nathan, den ich nicht einfach vor den Kopf stoßen wollte. Ich hatte den Kleinen noch nicht kennengelernt und wollte erst sicher gehen, dass er mich mochte bzw. an der Seite seines Vaters akzeptierte.
Ich hatte Hannah das alles schon mehrfach erklärt, aber sie konnte oder besser gesagt wollte es nicht verstehen.

Ich würde am nächsten Tag nach Berlin fahren und mir schon mal einige Wohnungen ansehen. Max wusste nichts davon, denn ich wollte ihn nicht immer belasten. Er würde am Nachmittag zurückkommen, wenn der Verkehr nicht zu schlimm war. Wir wollten uns bei Raf im Studio treffen.



"Und Frau Andrews. Was sagen Sie zu der Wohnung?" Ich stand mit dem Markler im Wohnzimmer einer wunderschönen Altbauwohnung. Sie war hell und geräumig. Die Küche war bereits drin, was mir sehr entgegenkam. Aber ich war mir nicht sicher. 
"Wenn sie Ihnen gefällt, sollten sie zuschlagen. Es gibt jede Menge Interessenten für die Wohnung." Der Markler, welcher mir von Anfang an etwas zu freundlich rüber kam, begann mich unter Druck zu setzten. Er hatte bereits zu beginn der Besichtigung versucht mit mir zu flirten, ohne Erfolg.
Gerade als ich antworten wollte, begann mein Handy zu klingeln. Ich wühlte in meiner Handtasche und lächelte, als ich den Namen auf dem Display sah. "Hey, bist du schon zurück?" fragte ich direkt. "Hey Babe. Ja, sind eben angekommen. Ich fahre jetzt nochmal schnell nach Hause und dann zum Studio. Wo steckst du?" Ich sah mir das Exposé der Wohnung an und nannte ihm die Adresse. "Was willst du denn da?" fragte er verwirrt.

Ich seufzte und entschied mich, ihm meinen kleinen Alleingang zu beichten. "Ich war so ungeduldig und habe mir heute schon Wohnungen angesehen. Tut mir leid." Doch entgegen meiner Angst, begann er zu lachen.

"Du kannst es also gar nicht erwarten zu mir nach Berlin zu ziehen?" 

"Nein, das weißt du doch." erwiderte ich.
"Gib mir zehn Minuten. Ich komme zu dir." Ehe ich etwas sagen konnte, hatte Max aufgelegt und ich sah verdutzt auf mein Handy.

"So, wie schaut es aus?" fing da der Markler schon wieder an zu nerven. Ich  verdrehte die Augen, was er zum Glück nicht sehen konnte.
"Mein Freund ist eben in Berlin angekommen und will sich die Wohnung auch gern anschauen. Er sagte, er braucht zehn Minuten." Bei dem Wort Freund, war das Lächeln des Marklers in sich zusammen gefallen. "Ich dachte sie würden alleine hier einziehen?" Fragte er dann dümmlich. Doch ich lächelte nur. Dass das mein Plan war, würde ich ihm sicher nicht sagen.

Pünktlich nach zehn Minuten klingelte wieder mein Handy. "Welche Wohnung?" Max kling leicht gestresst. Er war bestimmt gefahren wie ein Henker. "Zweites OG, rechts. Bis gleich."
Gespannt wartete ich darauf, dass es klingelte und dann war es soweit. Der Markler ließ es sich nicht nehmen, die Tür zu öffnen und erstarrte kurz beim Anblick des durchtrainierten, tätowierten Mannes. Max reichte ihm die Hand und ging dann an ihm vorbei. Sofort zog er mich an sich und küsste mich, als hätte er mich Jahre nicht gesehen. Es war schön. Ein Räuspern ließ uns aus unserer kleinen Blase purzeln. Verlegen sah ich zu Boden, während Max seinen Arm um mich legte. Er nahm das Exposé in die Hand und sah sich kurz die einzelnen Räume an. Die Wohnung war eigentlich viel zu groß für mich allein, aber sie war schön. Sie hatte drei Zimmer, Küche, ein Bad mit Wanne und ein kleines Gäste-WC.

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