Es dauerte nicht lange und schon standen sie vor ihrer Wohnung. Unendlich viele Glückshormone schossen durch seinen Körper. Die Fahrt war ruhig verlaufen, die hatten kaum miteinander gesprochen. Doch es war keine unangenehme Stille gewesen, vielmehr ein stilles Auskosten von dem was sie nun nach so langer Zeit endlich wieder hatten. Angespannt und erleichtert musterte Sherlock die grünliche Tür auf der 221 stand. John erfüllte ein wunderbares Gefühl als er die Haustür aufschloss und sie die Treppen emporstiegen. Die Wohnung nach dieser Zeitspanne wieder zu betreten war ein eigenartig vertrautes und doch fremdes Erlebnis. In allem hing noch immer der Duft Sherlocks, doch vielleicht täuschte sich der Blonde auch und es war der Detective an sich, dessen Geruch er mit klopfendem Herzen so deutlich wahrnahm. John atmete tief durch und seufzte zufrieden. Sherlock tat ein paar Schritte weiter in die Wohnung. Alles war wie vorher, fast alles. Der Kühlschrank war leer, sein Experimentierequiptment war fort und der Schreibtisch war aufgeräumt. Sherlock sah zu John und kramte den Apfel aus seiner Manteltasche.
,,Iss den", sagte er und warf ihm die Frucht zu, welche der Arzt geschickt auffing, ehe er den Apfel in seinen Händen betrachtete. Nebensächlich. Ohne weiter darüber nachzudenken legte er das Obst auf den Schreibtisch. Der Detective eilte zu dem Kamin und hob den Totenkopf an. Erleichtert fand er dort seine Zigaretten, doch da er wusste, das John etwas dagegen hatte, dass er rauchte, seufzte Sherlock nur enttäuscht und wandte sich ab. Plötzlich vernahm er das leise Klacken von Schuhen, die die Treppe hinauf stürmten.
,,Mrs. Hudson, hallo", begrüßte er die alte Dame, welche sofort in Tränen ausbrach. Er nahm sie vorsichtig in den Arm und versuchte sie zu trösten. Es war ein rührendes Bild, welches die beiden abgaben und John war sich sicher, dass es auch Mrs. Hudson genau so erfreuen würde, wie es ihn tat, dass sie bald wieder die beiden stattlichen, jungen Männer als Untermieter willkommen heißen durfte. Doch diese Ankündigung konnte warten, denn momentan gab sie sich ihren Emotionen hin, indem sie, wie John einige Minuten zuvor, herzhaft an seiner Brust weinte. Vorsichtig strich Sherlock über Mrs. Hudsons Rücken.
,,Alles in Ordnung", sprach er ihr ruhig zu.„Mrs. Hudson..." verschaffte sich John ihre Aufmerksamkeit und reichte ihr ein Taschentuch, dankend und mit einem Lächeln auf den dünnen Lippen nahm sie es an sich und setzte sich in einen Sessel und wischte sich alle paar Sekunden die Tränen aus dem Gesicht.
,,Wie kann es sein.. das Sie.. noch leben?", brachte die alte Frau hervor. Sherlock setzte sich ihr gegenüber und stockte kurz, als er den Apfel sah. Mit einem strengen, vielsagenden Blick sah er John an und dieser sah schuldbewusst zu Boden. Zögerlich griff er nach dem Apfel. Er sah lecker aus, war frisch und hatte ein atemberaubendes dunkelrot. John biss hinein und augenblicklich breitete sich der süße Geschmack in seinem Mund aus, er war einfach köstlich. Mit einem zufriedenen Ausdruck wandte sich der Lockenkopf an Mrs. Hudson mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er sich um das Ernährungsproblem später noch würde kümmern müssen und erklärte seiner Vermieterin all das, was er auch John erzählt hatte. Hin und wieder nickte die Dame ihm gegenüber.
,,Es würde mich freuen, wenn Sie beide hier wieder einziehen würden", sagte sie und sah abwechselnd von John zu Sherlock und umgekehrt. Sherlock lächelte.
,,Dann haben Sie zwei neue Mieter." Der Grauäurige musste lächeln. Wie konnte sein Leben noch vor einer Stunde so schrecklich gewesen sein und nun plötzlich so wundervoll? Es dauerte noch eine ganze Weile bis Mrs. Hudson ging und ihnen eine erholsame, gute Nacht wünschte. Und kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war spürte John die lähmende Müdigkeit, welche die ganze Zeit von all den anderen Gefühlen unterdrückt gewesen war. Unweigerlich fielen ihm die Augen zu und es fiel ihm schwer sie offen zu halten.„Ich geh jetzt schlafen" sagte John müde und musste gähnen. Nie hatte er sich so erschöpft gefühlt. Ohne groß nachzudenken ging er auf Sherlock zu, welcher sich aus seinem Sessel erhoben hatte und schmiegte sich in seine Arme. Der Größere erwiderte ohne zu zögern die Umarmung und genoss das Gefühl wie sich die starken Arme des anderen um seinen Körper schlangen.
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What's a soulmate
FanfictionWas passiert, wenn der Mann stirbt der sein Leben veränderte? Nach Sherlocks Sturz in den Tod ist John Watson nicht mehr der selbe. Von einem Moment auf den nächsten wird ihm die Person genommen, die ihm am aller meisten bedeutete und er entdeckt wi...