Kapitel 5

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John stand noch eine Weile stocksteif im Wohnzimmer. Die Finger des anderen in seinem Haar waren elektrisierend gewesen und hatten ein seltsames Gefühl in ihm ausgelöst. Seltsam und andererseits doch unglaublich. Sein Herz pochte noch immer so sehr, dass der Blonde es in seinen Fingerspitzen spüren konnte. In seinem Magen kribbelte es aufregend und als er wenig später umgezogen und fertig gemacht im Bett lag war das Kribbeln noch immer nicht verschwunden. Er rollte sich zusammen und umklammerte seinen Bauch mit seinen Armen, doch diese Gefühle verschwanden nicht. Sie machten John Angst. Machten ihm Angst, dass er vielleicht doch mehr fühlte, als er es wollte und durfte. Aber das war doch übertrieben. Und komplett an den Haaren herbeigezogen. Das lag wahrscheinlich einfach an den ganzen sich überschlagenen Ereignissen, die in den letzten paar Stunden auf ihn niedergeprasselt waren, seitdem Sherlock sich wieder in sein Leben zurückgedrängt hatte. Er war weg gewesen, so lange. War tot gewesen und hatte neben den tausend und abertausenden an Fragen eine tiefe Leere zurückgelassen, die durch nichts auch nur annähernd zu füllen gewesen war. Die Gedanken des Militärarztes und die komischen Gefühle ließen ihn keinen Schlaf finden. Angestrengt versuchte er das alles zu verdrängen, doch es war sinnlos.

Müde ließ er sich der Schwarzhaarige auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Er spürte wie seine Hände zu zittern begannen, nach der Droge schreiend, die er sich monatelange verabreicht hatte. Sherlock kniff die Augen zusammen und presste seine Hände auf sein Gesicht. John hatte die Spritzen verbogen und das Heroin in die Spüle gekippt. Wie konnte er nur?! Der Atem des Dunkelhaarigen beschleunigte sich.

„Oh Gott!", keuchte er und biss sich auf die Unterlippe. Qualvoll rollte er sich auf den Bauch und vergrub seinen Kopf in dem weißen, weichen Kissen. Die Zeit verstrich. Die Gedanken kamen und gingen. Manchmal war er so kurz davor einfach aufzuspringen und sich an seine Drogenquellen zu wenden. Doch schon im nächsten Moment entschloss er sich stark zu bleiben und war wieder so entschlossen wie nie. Seine Finger krallten sich in das weiche Bett. Etwa eine halbe Stunde lag er reglos in seinem Bett, die Augen zusammengekniffen. Er hielt es nicht aus! Der Dunkelhaarige erhob sich und wanderte aufgekratzt ins Wohnzimmer. Lief ein paar Mal auf und ab. Unschlüssig. Hin und her gerissen. Er fühlte sich dreckig, wollte nicht das tun, was er gleich tun würde. Mit zittrigen Händen klappte er den Totenschädel hoch und nahm die Packung Zigaretten an sich. Sie würden ihn ablenken. Es war besser sich der schwächeren, ungefährlicheren Sucht hinzugeben und die andere für Momente zu vergessen, als sich neues Heroin zu besorgen. Trotzdem fühlte er sich schlecht. Unsicher und zögernd fuhr er sich mit der Hand durch sein Haar. Er wollte nicht, konnte jedoch nicht anders. Sherlock nahm sich eine Zigarre, zündete sie sich an und nahm einen langen Zug. Erleichterung machte sich in ihm breit. Doch neben der Erleichterung war auch Enttäuschung und Wut, Wut auf sich selbst. Seufzend stieß er den Rauch aus seiner Lunge.

John war grade dabei einzuschlafen, als ihn ein Geräusch aus dem Schlaf zog. Er machte seine Augen auf. Das war Sherlocks Tür gewesen. Stimmt. Logisch. Sherlocks Körper verlangte nach dem Heroin. Kein Wunder, dass der Schwarzhaarige nicht schlafen konnte. Ein Moment spielte John mit dem Gedanken ihn allein zu lassen. Ihm den Auslauf zu gönnen, den er selbst brauchte um sich von der Droge abzulenken. Doch mit dem Gedanken kamen andere. Dass der Lockenkopf im schlimmsten Fall würde losgehen können um sich neues zu besorgen. Er war überzeugt davon, dass Sherlock wusste wann und wo er was bekommen könnte.

~Ist doch Unsinn....~ versuchte sich der Blonde einzureden, doch der Gedanke zerrte an ihm und ließ ihn nicht mehr in Ruhe.

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