Kapitel 3. Slytherin

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"..Slytherin!", hallte es durch den Raum.

Eine kurze Zeit lag eine undefinierbare Stille in der Luft. Weder Dumbledore noch Neith wussten was sie sagen sollten. Erleichtert stieß das Mädchen die angehaltene Luft aus, von der sie nie bemerkt hatte, sie eingeatmet zu haben. Dumbledore schaute sie einige Sekunden interessiert an. Die erste Hutklemmerin seit circa fünf Jahren und dann noch so eine beachtliche Zeit. Acht Minuten hatte sie es geschafft den Hut hin zuhalten.

Slytherin also. Neith wusste nicht ob sie sich freuen sollte. Klar, ihre Eigenschaften schienen ja übereinzustimmen, doch trotzdem fragte sie sich, was Slytherin ihr zeigen vermochte.

Alan, ihr Vater, meinte dass in Slytherin all die Rassisten waren die es nicht vertrugen, mit Halbblütern und Muggelgeborenen gleich gesetzt zu werden. Nach dem er ihr das erzählt hatte, hatte sich Neith schon rein aus Protest vorgenommen keinerlei Vorurteile gegenüber irgendwelchen Häusern zu haben. Nun ja. Der Hut schien es sich gründlich überlegt zu haben, er hatte ja jetzt genug Zeit, ändern konnte man jetzt sowieso nichts mehr daran.

"Wenn sie uns dann mit ihrer geistigen Anwesenheit beehren könnten, ich würde ihnen dann ihren Stundenplan aushändigen.", ein vorwurfsvoller Blick über Dumbledores Brille ließ das rothaarige Mädchen aufschrecken. Beschämt senkte sie den Blick und nahm den Pergament-Plan entgegen. "Danke, Professor.", murmelte sie, immer noch etwas abwesend.

Dumbledore nickte bedächtig und erhob sich von seinem Stuhl. "Nun, dann werde ich-", die großen Holztüren wurden auf geschlagen und ein Knall, der sowohl Neith als auch den Schulleiter zusammen zucken ließ, ertönte. "Professor Dumbledore, ich habe diese Lüge satt. Suchen sie sich jemand anderen der ihren Job erledigt ich werde-", ein groß gewachsener, blasser Mann, völlig in schwarz gekleidet, stürmte in das sonst so ruhige Büro des Direktors. Schwarze, schulter lange Haare umrahmten das markante Gesicht und schwarze Augen schienen Neith an Ort und Stelle fest getackert zu haben. Abrupt brach er seinen Satz ab, als er den Rotschopf bemerkte.

Dumbledores Miene schien fest gefroren. "Severus, darf ich dir Miss Okeanos vorstellen?", an dem Ton des Schulleiters erkannte Neith augenblicklich wie fehl am Platz sie gerade war. Die schwarzen Iriden hielten sie immer noch an ihrem Platz gefesselt, den Blick fest auf ihr liegend begann er mit einer tiefen, melodischen Stimme zu sprechen. "Freut mich sie kennen zu lernen, Miss. Professor Snape, wenn ich mich vorstellen darf.", Snape deutete eine kleine Verbeugung an doch ließ sie wie gewohnt nicht aus den Augen.

Neith legte den Kopf ein klein wenig schief und betrachtete den Mann in schwarz. Trotz der so einseitigen Farbe strahlte er eine ungeheure Eleganz aus wie sie fand. "Die Freude ist ganz meinerseits, Professor Snape.", auch sie nickte ihm respektvoll zu. Dabei vielen ihr gleich mehrere Strähnen ihrer Lockenmähne ins Gesicht welche sie genervt wieder hinter das Ohr klemmte. Neith entschloss sich hier so schnell wie möglich raus zu kommen und wand sich wieder Dumbledore zu, "Professor Dumbledore, wenn sie erlauben würde ich sie beide dann alleine lassen und mich in meinem neuen Haus einfinden. Ich denke nicht dass dieses Gespräch für meine Ohren bestimmt ist".

Der Schulleiter warf Snape einen ungewohnt eisigen Blick zu, "Ich denke Professor Snape, ihr neuer Hauslehrer, kann sie gut selbst dort hinführen. Unser Gespräch kann noch eine Weile warten, nicht wahr, Severus?". Der Satz war zwar als Frage formuliert, doch man hätte abgrundtief dumm sein müssen um den Befehl nicht zu erkennen. Ein tödlicher Blick seitens des Slytherin Lehrers schien seine Meinung dazu auszudrücken, doch er schluckte sich den bissigen Kommentar runter.

"Kommen sie, Miss Okeanos. Ich zeige ihnen den Weg.", wilde Wut glomm in Snape's Augen, doch Neith folgte ihm schnellen Schrittes. Erneut mit Koffern beladen, durchquerte sie zusammen mit ihrem ab sofortigem Hauslehrer das Schloss ein weiteres Mal. Während sie da so still schweigend durch die Gänge liefen, kreisten die Gedanken durch Neith's Kopf als würde sich ein Tornado bilden. Vorsichtig blickte sie zu dem Professor neben ihr, wie er stolz voran schritt. Ihr Starren blieb logischer Weise nicht unbemerkt. Fragend hob Snape eine Augenbraue, "Wenn sie ihr schamloses Starren vielleicht unterbrechen könnten? Ich wäre ihnen sehr verbunden.".

Gedankenverloren musterte sie ihn und überging seine Frage, teils weil sie sowieso nicht aufhören würde und teils weil sie seine Worte gar nicht erst mitbekam. "Darf ich sie etwas von.. persönlicher Art fragen, Professor?".

In der Tat, solch eine Frage hatte sich noch keiner der Schüler getraut zu fragen. Snape musste zugeben, es interessierte ihn was jetzt kommen würde, "Fragen sie und ich entscheide ob ich antworte.". Stur richtete er seinen Blick gerade aus, ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihm breit, je länger er in die bernsteinfarbenen Augen schaute. Dieses Mädchen war nicht wie die anderen, so viel war sicher.

"In welchem Verhältnis stehen sie wirklich zu Dumbledore?", Neith wagte nicht die Augen von ihm abzulassen, sie wollte jede Reaktion sehen um jede Möglichkeit zu durch denken. Sie war von unglaublich neugieriger Natur, weshalb sie Snape's ersten Auftritt nicht aus dem Kopf bekam. Welche Aufgaben bekam er von Dumbledore und welche Lüge hatte er satt?

Nach diesen Worten spannte sich sein Kiefer an, doch seine Mine blieb nach wie vor unverändert. "Er ist der Schulleiter, also mein Vorgesetzter. So viel Intelligenz sollten sie aber schon besitzen um sich das zusammen zu reimen.", seine Augen stets auf den Gang vor sich gerichtet ließ er sich nicht anmerken, dass da mehr hinter steckte. Doch das brauchte er auch gar nicht.

"Ihr Verhalten vorhin sagte aber etwas anderes aus. Sie sind aufgebracht in das Büro gestürmt und haben ihre Meinung offen kund getan, ein normaler Lehrer hätte angeklopft und seine Gedanken durch die Blume geäußert um bei Albus Dumbledore, einem Meister seiner Zeit wie es so schön heißt, gut dar zu stehen.", erwartungsvoll schaute sie zu dem Tränkemeister auf. Diesem entglitt ungewollt ein leichtes, amüsiertes Zucken des Mundwinkels. "Sie übertreffen meine Erwartungen, Miss Okeanos. Ich muss zugeben, ab und an erledige ich einige vertrauliche Aufträge für Professor Dumbledore.". Zufrieden legte sich ein Schmunzeln auf Neith's Lippen, "Freut mich, dass ich sie bisher von mir überzeugen konnte. Und ich bevorzuge meinen Vornamen, wenn es ihnen nichts ausmacht.", aus strahlenden Augen blickte die Slytherin zu ihrem Professor auf.

Dieses Mädchen würde eine unvorhersehbare Zukunft mit sich bringen, so viel wusste Snape.

Under the Sea ~ Severus Snape FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt